Joe Coughlin wollte nie ein Gangster sein, ein Gesetzloser das ja, aber kein Mörder. Doch so einfach ist das nicht im Amerika der Zwanziger und dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, zur Zeit der Prohibition. Die Umgangsformen sind rau, die Korruption blüht und Joe, Sohn eines arrivierten Polizeichefs, steigt vom kleinen Handlanger des organisierten Verbrechens zum mächtigen Rum-Schmuggler auf. Dass diese Karriere nicht ohne Blessuren erfolgt, beschreibt Dennis Lehane in seinem breit angelegten Mafia-Roman „In der Nacht“, der nicht nur das Psychogramm eines „guten“ Mafiabosses ist, sondern auch ein kritisches Zeitbild.
Sterbehilfe: Emmanuèle Bernheim über den Tod des Vaters
„Ich möchte, dass du mir hilfst, Schluss zu machen.“ Mit dieser Bitte stürzt der Vater seine Tochter in ein Meer von Zweifeln und Gewissensbissen. Darf er das? Emmanuèle Bernheim, die bekannte französische Schriftstellerin, schildert in ihrem autobiografischen Buch „Alles ist gutgegangen“ eine Situation, die das Eltern-Kind-Verhältnis umkehrt. Der durch einen Schlaganfall hilflose Vater ist auf die Tat- und Entschlusskraft der Tochter angewiesen – und er nutzt sie für seine Zwecke.
Mexico City: Viele Firmen sind schon da
Die Botschafterin Mexikos war auf der Maschine und der Vertreter des Tourismusamtes. Beide sehen diesen ersten Lufthansa-Flug von München nach Mexico City als Meilenstein. Nicht nur die wirtschaftlichen Beziehungen sollen durch die Direktverbindung verbessert werden, auch Touristen sollen vermehrt ins Land der Maya und Azteken gelockt werden. In zwölf Stunden verbindet der Airbus A 340-600 die bayerische Landeshauptstadt mit Mexikos Metropole, für den deutschen Botschafter in Mexiko, Dr. Edmund Duckwitz, „eine weise Entscheidung“ und für Christian Weber, den bayerischen Repräsentanten in Mexiko, ein notwendiger Schritt, um München zu pushen.
Brasilien und das schöne Spiel
Zuallererst muss der brasilianische Journalist Juca Kfouri ein Klischee widerlegen. Nein, schreibt er in seinem Vorwort, Brasilien, Gastgeber der nächsten Fußball-WM, sei zwar das Land des weltbesten Fußballs und des schönen Spiels. „Aber das Land des Fußballs ist Brasilien nie gewesen.“
„Nichts ist unverstehbarer als der Tod“: Zum Tod von Urs Widmer
Er hat seine Leser vorgewarnt in seiner Autobiographie „Reise an den Rand des Universums“. „Eine Autobiographie ist das letzte Buch,“ schrieb Urs Widmer da. „Hinter der Autobiographie ist nichts. Alles Material verbraucht. Kein Erinnerungsrätsel mehr.“ Die ersten 30 Jahre seines Lebens hat er in dem Buch rekapituliert. Mehr wollte er wohl nicht von sich preisgeben. Am gestrigen Dienstag ist der große Schweizer Autor, Hölderlin- und Brecht-Preisträger, im Alter von 75 Jahren gestorben.
Im Sog der Wassermusik
Manchmal, so könnte man meinen, kann man nichts mehr besser machen. Die Neuübersetzung von T.C. Boyles fulminantem Abenteuerroman aus dem Jahr 1982 belehrt die Leser eines Besseren. Dirk van Gunsteren hat mit seiner Übersetzung diesem überbordenden Romandebüt eines bis dato unbekannten amerikanischen Autors einen neuen, jungen, leichten Ton verliehen.
Die da unten
Seine Tabor-Süden-Krimis sind mehrfach ausgezeichnet. Nun hat sich Friedrich Ani einem oft vernachlässigten Genre genähert – der Kurzgeschichte. Im Epilog, den er dem uruguayischen Autor Juan Carlos Onetti gewidmet hat, kann man nachlesen, welch hohen Anspruch er an sich selbst hat und was ihn beflügelt. Wie die „onettianischen Prototypen“ zeichnet auch Anis Kurzgeschichten-Personal „ein hohes Maß an Verschlagenheit und Gier“ aus, sind seine Figuren „unermüdlich scheiternde, müde und zynisch gewordene Nachtgestalten“.
Mediengipfel: Viel Raum für Neues

Immerhin noch 55 Prozent der überwiegend jungen Zuhörer beim Mediengipfel glauben noch an eine Zukunft des klassischen Reisejournalismus. Aber 87 Prozent sind auch davon überzeugt, dass die Medienlandschaft digital geprägt ist. Und da bieten sich nach der Überzeugung von 86,7 Prozent neue Geschäftsmodelle für den Reisejournalismus. Pascal Brückmann, Produktmanager Reise bei der Funke-Mediengruppe und Moderator des Mediengipfels auf der ITB, bereitete mit einer kleinen Umfrage den Boden für die Diskussion zum Thema „Neue Medien braucht das Land?“
Mit Miss Jemima auf Reisen
1863 startete in England eine ungewöhnliche Reisegruppe – Männer und Frauen! – zu einer Tour durch die Schweizer Alpen. Sie waren Pioniere wie der Veranstalter dieser Reise, der Pfarrerssohn und Abstinenzler Thomas Cook. Was sie erlebten kann man heute wieder nachlesen. Denn die 31-jährige Miss Jemima Morell hat über diese abenteuerliche Reise Tagebuch geführt, mit viel Witz und einer außergewöhnlichen Beobachtungsgabe.
Ferien im Orwell-Staat
Nein, an Hergés „Tim und Struppi“-Comics erinnert dieses Buch nur dem Namen nach, bei der Lektüre denkt man eher an Orwells beklemmende Zukunftsvision „1984“ über einen Staat, der seinen Bürgern all die Freiheiten vorenthält, die uns selbstverständlich sind. So ist es auch in Nordkorea, bis heute ein Land der Unfreiheit, der Unterdrückung, abgeschottet, hoch gerüstet, ein Atomstaat unter einem unberechenbaren Herrscher aus der Dynastie der Kims. Christian Eisert, TV-Autor und Satiriker, wollte es wissen und ist mit der befreundeten Fotoreporterin Thangh Hoang in das Land der Kims gereist – auf der Suche nach der Regenbogenrutsche, die ihm als jungem Pimpf in der DDR so imponiert hat.