Wenn Bäume reden könnten

Spätestens seit Peter Wohllebens Bestseller „Das geheime Leben der Bäume“ betrachten die meisten die Bäume mit anderen Augen. Wer diese Beziehung noch vertiefen will, kann zu dem Bildband „Das Wissen der Bäume“ greifen und nicht nur grandiose Baum-Porträts betrachten, sondern sich auch intensiv mit der Geschichte dieser außergewöhnlichen Bäume beschäftigen.

Von Buddha zu Montezuma

Die Fotografen Diane Cook und Len Jenshel sind um die ganze Welt gereist, um sagenhafte Bäume zu porträtieren – vom Bodhi-Baum im indischen Bihar, unter dem Buddha Erleuchtung gefunden hat und der im Lauf der Jahrhunderte mehrmals durch seine Ableger ersetzt werden musste über die gewaltigen Montezuma-Zypresse in Oaxaca/Mexiko, die dem Volk der Zapoteken als Symbol für das Leben gilt und einen Umfang von 42 Metern hat bis zu den Überlebensbäumen im japanischen Nagasaki, die selbst die Verheerungen der amerikanischen Atombombe überstanden haben.

Tragische und fröhliche Geschichten rund um Bäume

Es sind spannende Geschichten, die uralte Bäume erzählen können. Tragische wie der Kindermordbaum in den kambodschanischen Killing Fields, ein Regenbaum, an dessen Stamm die Roten Khmer  die Köpfe von Kindern zerschmetterten. Fröhliche wie die Tanzlinde im bayerischen Peesten, in deren Schatten man an das Schubert-Lied „Am Brunnen vor dem Tore“ erinnert wird oder der immergrüne Palaverbaum in Naunde/Mosambik, wo Streitigkeiten geregelt und Feste gefeiert werden.

Bäume mit religiösen Wurzeln

Viele Bäume sind mit religiöser Bedeutung aufgeladen. Das gilt nicht nur für den Bodhi-Baum, sondern auch für Shitalas Baum in Varanasi oder die heilige Eberesche in der Nauthusagil-Schlucht in Island. Andere erinnern an berühmte Menschen wie die Ponderosa-Kiefer in San Cristobal/New Mexico, der Baum des Lady-Chatterly-Autors D.H. Lawrence, oder die Walt-Whitman-Bäume im National Military Park in Fredericksburg in Virginia. 190 Seiten laden dazu zu einem Streifzug durch die Länder dieser Welt und ihre Bäume ein und dazu, auch mal innezuhalten und nachzudenken, was uns diese Bäume zu sagen haben.

Der Überlebensbaum von New York

Im Vorwort ruft Verlyn Klingenborg dazu auf, den Bäumen und den Wäldern mit Respekt zu begegnen. So wie dem 9/11-Überlebensbaum. Die chinesische Wildbirne wurde schwer versehrt aus dem Schutt der Twin Towers geborgen und in einer Baumschule gesund gepflegt. Seit 2010 entfaltet sie wieder im Frühjahr ihre Blütenpracht am Rand eines Wasserbeckens am früheren Standort der Türme.
Info: Diane Cook/Len Jenshel. Das Wissen der Bäume, Knesebeck, 190 S., 40 Euro, www.knesebeck-verlag.de 

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