Dublin in 24 Stunden

„Nur weil du in einem Stall geboren wurdest, macht dich das nicht zu einem Pferd,“ soll der Duke of Wellington über seine Geburtsstadt Dublin gesagt haben. Ausgerechnet über die Stadt, die wie kaum eine andere Künstler hervorgebracht hat – von den Dubliners bis zu U2, von Oscar Wilde bis Samuel Beckett, von William Butler Yeats bis Anne Enright. James Joyce, der wohl berühmteste Dublin-Flüchtling, hat seiner Geburtsstadt mit Ulysses ein literarisches Denkmal geschenkt. Als Leopold Bloom am 16. Juni 1904 durch Dublin spazierte, sah die Stadt mit Sicherheit anders aus als heute. Aber, wer will, kann in Irlands quirliger Hauptstadt wunderbar auf Zeitreise gehen und schon in 24 Stunden erleben, was Dublins Charme ausmacht.

Tag 1

12.30 Uhr Ankunft in Dublin, Express-Bus in die Stadt und einchecken im Hotel. Es gibt unterschiedliche Linien, die Flughafen und Stadtzentrum verbinden. Airlink etwa verlangt einfach 6 Euro. (www.dublinairport.com/to-from-the-airport/by-bus)

14 Uhr Orientierungs-Spaziergang. Dublin wird zur Zeit umgebaut, eine neue Tramlinie entsteht im Herzen der Stadt. Scheinbar wird überall gegraben, auch vor dem Trinity College. Die ganze Innenstadt hat sich in eine Baustelle verwandelt, und das wird noch einige Zeit so bleiben. Da muss man sich erst mal orientieren. Doch Dublins Zentrum lässt sich trotzdem leicht er-laufen.

15 Uhr Art Tea im Merrion Hotel, eine ziemlich einzigartige Möglichkeit, den tradtionellen englischen Afternoon-Tea zu zelebrieren. Das Merrion verfügt über eine große Kunstgalerie und der Patisseur macht es sich zur Aufgabe, mit seinen Törtchen und Kuchen einige der Gemälde in essbare Kunstwerke zu verwandeln. Man sitzt ganz nobel im herrschaftlichen Salon und fühlt sich in eine andere Zeit versetzt. Billig ist der Spaß mit 45 Euro pro Person nicht, aber die Gäste bekommen fürs Geld reichlich Sandwiches, Tee oder Kaffee und natürlich Gebäck geboten. Die Besichtigung der hoteleigenen Galerie mit Audioguide ist inklusive und lohnt sich (www.merrionhotel.com/drawingrooms_tea.php).

17 Uhr Schnuppertour im Temple Bar District, dem künstlerischen und alternativen Herzen Dublins. Pubs und Restaurants reihen sich aneinander, Straßenmusiker spielen auf, respektlose Graffiti stechen ins Auge und das farbenfrohe Äußere von Bloom’s Hotel.(www.visit-templebar.com)

17.30 Uhr Fotostopp an der Halfpenny Bridge. Die 1816 errichtete gusseiserne Fußgängerbrücke überquert den Fluss Liffey. Bis 1919 mussten Fußgänger, die über die Brücke wollen, einen halben Penny Maut zahlen, daher der Name „Ha’penny Bridge“. Heute ist die schneeweiße Brücke, die Anfang dieses Jahrtausends für viel Geld restauriert wurde, eines der meist fotografierten Motive der an Fotomotiven nicht gerade armen irischen Hauptstadt.

18 Uhr Bummel durch die Crafton Street, Dublins Einkaufsstraße mit vielen Läden, Cafés und Restaurants. Straßenkünstler finden hier ihr Publikum. Ein Abstecher zur Molly Malone Statue an der Ecke Suffolk Street lohnt sich. Denn wer kennt sie nicht, die von den Dubliners besungene Fischhändlerin, die in den Straßen von Dublin Meeresfrüchte verkaufte:
„In Dublin’s fair city,
where the girls are so pretty,
I first set my eyes on sweet Molly Malone.“

18.30 Uhr Im gemütlichen Pub The Duke in der Duke Street kann man sich schon mal stärken für den literarischen Ausflug am Abend. Denn hier startet der Literary Pub Crawl (www.thedukedublin.com).

19.30 Uhr Beim Pub Crawl wird auch Abstinenzlern klar, dass Pubs und Kreativität in Dublin zusammengehören. Dublins große Autoren waren oft auch große Trinker. Joyce, Behan, Yeats und Becket, Flann O’Brian, Kavanagh und all die anderen Dichter kommen zu Wort bei diesem Bummel durch Dublin, der durch die Pubs mäandert wie einst Leopold Bloom durch die Stadt an der Liffey (www.dublinpubcrawl.com).

23 Uhr Müde sein gilt nicht in Dublin. Zumindest nicht um diese Zeit, in der die Stadt vibriert vor Leben. Es scheint als seien alle Dubliner auf den Straßen – oder in den Pubs. Auch im legendären O’Donoghue’s bekommt man kaum einen Platz, wenn die Musiker in der Ecke mit Inbrunst von irischen Helden singen, von Freiheit, Liebe und Tod. Da bebt das ganze Pub, und keiner und keine – auch kein Tourist – bleibt außen vor (www..odonoghues.ie).

Tag 2

9 Uhr Nach dem „Wandertag“ durch Dublin geht es heute gemütlich mit einem der grünen hop-on hop-off Busse auf Tour. Sie fahren alle Sehenswürdigkeiten ab, und der Busfahrer kommentiert mal schnoddrig, mal mit viel Gefühl das, was draußen vorbeizieht. So kommen die Fahrgäste auch in den Genuss einiger netter Zitate wie das von Samuel Beckett über die Honoratioren des Trinity College „the cream of Ireland, rich and thick“. Und sie sehen auch die große, grüne Lunge der Stadt, den Phoenix Park (www. dublinsightseeing.ie)

11.30 Uhr Zeit für das Little Museum am Merrion Square. Das kleine Museum, das anhand von Bürgerspenden die Geschichte der Stadt in Erinnerung bringt, besteht seit fünf Jahren. Bei der Führung geht’s im informativen Eilmarsch durch ein Jahrhundert, das Dublin zu der Stadt machte, die es heute ist. Danach können die Besucher die einzelnen Ausstellungsräume des alten Georgianischen Hauses unter die Lupe nehmen – und natürlich den U2-Raum mit einer Chronik und Devotionalien von Bono & Co. Der Eintritt kostet 8, ermäßigt 6 Euro (www.littlemuseum.ie).

12.30 Uhr Spaziergang über den Merrion Square Park mit Besuch bei Oscar Wilde. Der Dichter aalt sich im extravaganten Hausanzug auf einem Felsen im Park gegenüber seinem Geburtshaus, während seine schwangere Frau ihn vorwurfsvoll beäugt.

13 Uhr Pub-Lunch im wunderschönen Jugendstilinterieur The Bank On College Green. Das repräsentative Gebäude aus schottischem Sandstein wurde 1892 für die Bank of Belfast im Victorianischen Stil erbaut und überwältigt bis heute mit seiner Pracht. (www.bankoncollegegreen.com)

14 Uhr Rückfahrt zum Flughafen.

Für die 24-Stunden-Schnuppertour haben wir die bekanntesten Sehenswürdigkeiten beiseite gelassen. Es sollte ein entspannter und trotzdem interessanter Dublin-Besuch werden. Natürlich lohnt das Trinity College mit dem 1200 Jahre alten Book of Kells einen Besuch ebenso wie die gotische St. Patrick’s Cathedral mit den beeindruckenden Grabdenkmälern und dem Denkmal für Jonathan Swift – der Vater von Robinson Crusoe war auch Dekan der Kathedrale. Oder das Dublin Writers Museum, wo man auch den vier Literaturnobelpreisträgern Yeats, Shaw, Beckett, Heaney) begegnet und die National Gallery mit ihren Meisterwerken. Gar die Nummer 1 in ganz Irland ist das Guinness Storehouse, ein umgebautes Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert, in dem Besucher den Brauprozess verfolgen und in der Gravity Bar auf dem Dach das schwarze Kultgetränk probieren können. Da ist eine Voranmeldung ratsam. Und beim vielbesuchten Kilmainham Gefängnis hat man ohne eine solche Anmeldung keine Chance auf Einlass. Für viele Iren ist das 200 Jahre alte Gefängnis vor allem in diesem Jahr Ziel einer patriotischen Pilgerreise, wurden doch hier die Anführer des Osteraufstands von vor 100 Jahren hingerichtet. Wer länger Zeit hat, kann all diese Sehenswürdigkeiten auch im Lauf einer Hop-on hop-off Tour besichtigen.

Kurz informiert
Übernachten In Dublin gibt es jede Menge Übernachtungsmöglichkeiten vom B&B bis zum Luxushotel. Das O’Callaghan Alexander Hotel in der Fenian Street liegt günstig zum Zentrum, DZ ab 170 Euro (www.alexanderhotel.ie)
Luxuriös und ebenfalls zentral gelegen ist das Westbury Hotel gleich an der Crafton Street, DZ ab 260 Euro (www.doylecollection.com/hotels/the-westbury-hotel).
Informieren Am Flughafen im Terminal 2 befindet sich ein Discover Ireland Center, Internet: visitdublin.com Hier gibt es auch die Dublin Card, die freien oder ermäßigten Eintritt in viele Attraktionen ermöglicht, auch die Hop-on hop-off Bustour und der Airport-Bus sind darunter. Für einen Tag kostet der Pass 49 Euro, für zwei Tage 69 Euro (www.dublin-pass.de)
In Deutschland: Tourism Ireland, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt am Main, Tel.069/9231850, Internet: www.ireland.com/de-de

 

 

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