Drei Generationen im Schnee

Mehr Generationen im Schnee. Ein Segment, das immer stärker wird, sagt Peter Hennekes. Auch Großeltern und Enkel kämen vermehrt. Und ältere Einsteiger? „Das ist keine Frage des Alters, vielmehr eine Frage der Methode.“ Der Mann muss es wissen. Schließlich ist er Geschäftsführer des Deutschen Skilehrerverbandes.
Dann wollen wir mal die Probe aufs Exempel machen. Drei Generationen: Großeltern, Eltern und Kind. Vier Skifahrer, eine Einsteigerin, ein dreijähriger Skizwerg. Das Tannheimer Tal haben wir uns ausgesucht. Ein kleines Skigebiet, überschaubar, familienfreundlich. Der Babyhang direkt vor dem Hotel. Nichts da mit Après Ski, auch kein Pistenkarussell.
Für Michael Keller, Geschäftsführer des Tourismusverbands, ist das kein Verlust. Zwar habe das Hochtal in den 1960er Jahren zu den Pionieren in Sachen Alpinskifahren gehört, „aber dann wurden andere Regionen stärker“.  „Die Schlacht um die Pistenkilometer haben wir sicher verloren“, sagt der jungenhaft wirkende 50-Jährige unbekümmert, dafür hätten sich das Tal und der kleine Ort Tannheim ihre Natürlichkeit bewahrt. „Wenn ich mit Kindern Ski fahren will, bin ich hier gut aufgehoben“, versichert Keller.
Leana ist drei Jahre alt und ein Stadtkind. In der Skischule meint Besitzer Bernd Greisinger, für die Kleine könnte ein normaler Kinder-Skikurs zu anstrengend sein. Sie sollte erst einmal ein Gefühl dafür bekommen, wie es sich steht und fährt mit den Skiern an den Füßen. Flo heißt der junge Skilehrer, der sich der Kleinen annimmt, genauso wie Leanas Papa. Das verschafft dem großen Dunkelhaarigen schon einen Bonus. Und die Aussicht, dass sie nach der Ski-Stunde mit dem Papa im beheizten Hotelpool planschen darf, spornt die Kleine an, sich auf das Wagnis Ski einzulassen. Es geht auch ganz gut am ersten Tag auf fast flachem Gelände. Stolz erzählt die Kleine von ihren ersten Gehversuchen. Wie hatte Peter Hennekes gesagt: „Wichtig ist, an einem möglichst flachen Hang Bewegungserfahrung zu sammeln.“ So weit so gut.
Währenddessen hat die Mama auch ihre erste Skilehrstunde hinter sich. Schnee kennt die gebürtige Indonesierin erst seit ein paar Jahren. Auf ihrer Heimatinsel Java gibt es keinen Winter, keinen Schnee, keine Skifahrer. Aber Mia will alles ausprobieren, sie will dazugehören und irgendwann einmal vielleicht auch mit ihrem Mann auf Skiern die Berge hinuntersausen. Noch ist das freilich Zukunftsmusik. Mit Skilehrer Marcel fühlt sie sich zwar einigermaßen sicher auf dem Anfängerhang. Doch sobald die Skier schneller werden, bekommt sie Angst und versteift sich.
Was bei den Skifahrern der Familie fast automatisch geht, ist für sie ein schwieriger Lernprozess. Skifahren sei „tatsächlich eine komplexe Bewegung“ hatte Hennekes erklärt: Man lerne das Kurvenfahren mehr über Rotations- bzw. Drehbewegungen aus dem Oberkörper. Häufig helfe schon der Tipp des Skilehrers, mit den Augen die neue Richtung anzuvisieren. „Durch die Drehbewegung des Kopfes erfolgt automatisch ein Anrotieren im Oberkörper. Mit dieser leichten Drehung der Schulterachse, dreht auch die Hüfte mit. Dadurch dreht das bogenäußere Bein die Ski in die neue Richtung.“
Ja, das klingt kompliziert – und ist es auch, wie Mia nach zwei Stunden Skikurs erkannt hat. Während die Skifahrer am Neunerköpfle die Pisten erkunden und einmal auch auf dem geräumten Winterwanderweg hinaufsteigen zum Gipfelkreuz, wo das größte Gipfelbuch der Alpen steht, müssen Mutter und Tochter unten bleiben. Üben, üben, üben. Für Leana ist schon die eine Übungsstunde am zweiten Tag zu viel. Sie ist so müde, dass sie im Skischulbüro einschläft. Da muss dann der Papa seinen Skitag unterbrechen und das schlafende Töchterchen abholen. Auch die Großeltern springen mal ein, denn so ein Zwerg will beschäftigt sein.
Mia quält sich derweil mit dem „Anrotieren im Oberkörper“, das ihr einfach nicht in den Kopf will. Da ist Geduld angesagt, eine Tugend, über die weder sie noch ihr Mann verfügen. Aber glücklicherweise der Skilehrer. „Die Mia“, sagt Marcel bewundernd, „hat sich schnell an die Skier gewöhnt. Dabei ist das alles für sie doch ganz neu. Und dafür schlägt sie sich prima.“
Also besser noch ein paar Skischulstunden mehr statt mit dem Ehemann auf die Piste zu gehen. „Wenn ich dabei bin, gibt Mia schneller auf und verkrampft sich“, hat Ehemann Flo erfahren. Beim Skilehrer strenge sich seine Frau mehr an und sie nehme auch die Tipps eher an. Dass Lehrstunden von Partnern problematisch sind, weiß auch Bernd Greisinger. Da habe man schon so manchen Ehekrach erlebt, berichtet er aus langer Skischul-Erfahrung. Und es sei doch grundsätzlich besser, dass der Skianfänger gleich alles richtig und von Grund auf lerne. Vom Skilehrer eben, der ja eine entsprechende Ausbildung habe und auch als Psychologe herhalten kann.
Wie Marcel es auch immer gemacht hat, am letzten Tag ist Mia kaum zu bremsen. Nachdem sie schon am größeren Schlepplift reüssiert hat, will sie unbedingt noch einmal allein den Anfängerhang hinunterfahren. Und es klappt prima, ohne Sturz und mit „Anrotieren“. Auch der Skizwerg hat Fortschritte gemacht und keine Angst mehr vor dem Babyhang. Ganz professionell fährt Leana mit Skilehrer Flo auf dem Förderband nach oben und kurvt dann stolz dem großen Vorbild hinterher. An der Ausdauer mangelt es ihr allerdings noch. Mehr als eine Stunde hält die Kleine nicht durch. Vielleicht auch, weil die Herausforderung durch die Gruppe fehlt. Das nächste Mal, meint Bernd Greisinger, ist Leana reif für den Kinderskikurs und den spielerischen Wettbewerb beim Schlussrennen. Eine Medaille und eine Urkunde aber bekommt sie auch so. Immerhin war sie die Beste in ihrem Solo-Kurs!
Das nächste Mal werden die schnellen Skifahrer der Familie wohl mehr Gelegenheit haben, sich auf den Pisten auszutoben. Im Zwergerlkurs sind die Kleinen zumindest halbtags betreut. Und Mia will unbedingt Skikurs-Erfahrung machen. Mehr Freiraum also für den Ehemann und die Großeltern. Aber auch diesmal hat’s schon viel Spaß gemacht, die Fortschritte der Ski-Eleven zu beobachten. Statt Pistenschrubben war eben Entschleunigung angesagt – auch mal ein Langlauf an den malerischen Vilsalpsee oder eine Rodelpartie mit einer kreischenden Leana. Familienurlaub eben.

Info: „Stressfrei Skifahren Tannheimer Tal“ heißt die Pauschale vom 8. bis 29. März.  Wer das Angebot bei einem der 52 teilnehmenden Gastgebern bucht, erhält einen exklusiven „3 in 5“ Skipass, der an drei  beliebigen von fünf aufeinanderfolgenden Tagen gültig ist. Und: Kinder (Jahrgang 2008-1999) fahren gratis Ski, sofern mindestens ein Eltern-oder Großelternteil eine „Stressfrei Skifahren“-Pauschale gebucht hat: www.tannheimertal.com

Kinderskikurs: In welchem Alter Kinder mit dem Skikurs beginnen können, ist unterschiedlich. Wichtig ist, dass sie Lust am Skilaufen haben. Zwei bis drei Stunden sind für Zwergerl-Skikurse ausreichend. Zu mehr reichen weder Ausdauer noch Kondition der Kleinen. Meist bieten die Skischulen und Skikindergärten auch Gelände an, in denen die Kleinen spielerisch lernen können – mit Märchenfiguren, einem Parcours und einem Maskottchen. Ein „Zauberteppich“ oder ein Förderband helfen dabei, Kräfte zu sparen. Zu viel erwarten sollte man sich vom ersten Kurs nicht. Es reicht schon, wenn er Lust darauf macht, sich wieder auf die Ski zu stellen. In der Skischule Bernd Griesser in Tannheim sorgt Pinguin Bobo für lachende Kindergesichter: http://www.kinder-club.info/die-kinder-clubs/start/schule/skischule-tannheim.html   

 

 

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