Wilhelm II., König der Niederlande und Großherzog von Luxemburg, schaut von seinem Pferd aus über ein geordnetes Heer von Maßliebchen und Stiefmütterchen. In seinem Rücken ist die Ordnung der Stände eher locker. Spargel gibt’s hier, frischen Spinat, Kerbel, Rauke – Letzeburger Geméis. Hier hätte Xavier Kieffer auch eingekauft. Regionales, frisch vom Erzeuger für die ehrliche Küche – das würde dem Wirt des Restaurant Deux Egelises gefallen. Doch wir werden den graublonden Koch mit dem leichten Bauchansatz und den Cord-Schlabberhosen nicht treffen. Denn diesen Xavier Kieffer gibt es in Luxemburg ebenso wenig wie das Deux Eglises. Beide hat Tom Hillenbrand ersonnen – für seinen ersten Roman „Teufelsfrucht“, der zum größten Teil in Luxemburg spielt.
Dublin für Eilige
Was würde wohl Leopold Bloom sagen, wenn er heute nach Dublin käme? Auf jeden Fall wäre die Odyssee von James Joyce‘s Helden eine unendliche Geschichte. Denn im modernen Dublin muss man Zeit haben. Irlands Hauptstadt ist eine Stadt im Stau – vor allem in den Stoßzeiten, zu denen man tunlichst nicht auf den Straßen unterwegs sein sollte. Parkplatz nennen die Stau geplagten Pendler die Umgehungsautobahn M50, und in der Innenstadt schaut es nicht viel besser aus. Was also tun, um in kurzer Zeit möglichst viel von der Stadt zu sehen, der die legendären Dubliners zur 1000-Jahrfeier 1988 ein ganzes Album widmeten?
Info Ungarn
Anreisen: Relativ entspannt kommt man mit dem Railjet von München über Wien nach Budapest. Aus dem Zugfenster bekommt man bei der Anreise auch schon die ersten Eindrücke vom ungarischen Land. Natürlich kann man auch mit dem Auto nach Ungarn fahren, am schönsten übers österreichische Burgenland und dann über die Dörfer.
Info Istanbul
Anreisen: Den Flughafen Atatürk fliegen viele Airlines an, u.a. Turkish Airlines, TUIfly, Lufthansa. Tipp: Es gibt eine – günstige – Busverbindung zum Taksim Platz und eine Metroverbindung ab Aksaray im Stadtteil Fatih. Zu Stoßzeiten kommt man mit dem Taxi kaum voran. Allein 40 000 Taxis, davon 22 000 illegale sind auf Istanbuls Straßen unterwegs. Bürgermeister Kadir Topbas will die Taxis an die Kandare nehmen und ein zentrales Navigationssystem einführen.
Istanbul nach dem Kulturhauptstadtjahr: „Man wird sehen, was daraus wird“
Wer vom Marmara Meer her nach Istanbul kommt, sieht zuallererst die Stadt der Moscheen: Blaue Moschee, Hagia Sophia, Süleyman Moschee. Noch beherrschen ihre Minarette den Himmel über der Stadt auf den sieben Hügeln und prägen ihre gerundeten, fast schon körperlichen Silhouetten das Bild von Istanbul. Doch schon lange wächst die Stadt über sich hinaus, schrauben sich gläserne Wolkenkratzer himmelwärts und stehlen den schlanken Minaretten die Schau. Istanbul, vormals Konstantinopel und noch früher Byzanz, heute eine 15- oder auch 17-Millionen-Metropole – niemand weiß das so genau – ist eine Stadt im Wandel, und das nicht erst seit diesem Kulturhauptstadtjahr.
Wien 21
Turmhoch sind die Kräne, an denen sich der Blick vom höchsten begehbaren Holzturm Europas festhält. Daneben und darunter nichts als Baustellen, fast wie einst in Dubai. Wie Playmobilfiguren werkeln winzige Männer mit Schutzhelmen auf dem riesigen Gelände. Nur ein einzelnes Gleis, über das hin und wieder ein signalroter Railjet fährt, weist darauf hin, dass es sich hier um eine Bahnhofsbaustelle handelt. Besser gesagt, die Bahnhofsbaustelle von Wien. Hier entsteht der neue Hauptbahnhof der österreichischen Hauptstadt. Und kein Mensch protestiert.
Normannische Inseln: Im Rhythmus der Gezeiten
La merQu’on voit danser le long des golfes clairsA des reflets d’argentLa merDes reflets changeantsSous la pluieDas Meer, das Charles Trenet so poetisch besang, bestimmt das Leben an der normannischen Küste, noch mehr noch das auf den Inseln im Atlantischen Ozean. Nicht nur die Fischer leben im Rhythmus der Gezeiten. Auf Tatihou bestimmen Ebbe und Flut auch über das Musik-Festival, das alljährlich auf der Insel gefeiert wird. Denn dafür kommen die Menschen übers Meer.
Mehr Meer für den Mont St. Michel
Der Fels des Erzengels Michael an der Mündung des Cuesnon im Wattenmeer der Normandie soll seine Magie zurück erhalten. Dem Weltkulturerbe, Jahrhunderte lang Wallfahrtsort und heute eines der bedeutendsten Touristenziele Frankreichs, droht sein Insel-Dasein abhanden zu kommen. Durch den Bau eines Straßendamms im 19. Jahrhundert versandet die Bucht immer mehr. Mit einem 200-Millionen-Euro Projekt will Frankreich dem heiligen Berg wieder seine Wattlandschaft zurückgeben und den Besuchern ermöglichen, den Mont St. Michel im Spiel der Gezeiten zu erleben.
Alles Walzer: Ballsaison in Wien – Ohne Smoking geht gar nichts
Eine Einladung zum Kaffeesiederball? Wer da nein sagt, weiß nicht, was er versäumt. Denn der Ball der Kaffeehausbesitzer ist nach dem Opernball der größte und einer der populärsten Wiener Bälle überhaupt. Bei Eintrittspreisen um die 110 Euro pro Person (ohne Sitzplatz, versteht sich) ist der „Pas de Deux um die Kaffeebohne“ in der Wiener Hofburg schnell ausverkauft – können doch in dieser Ballnacht alle Säle der Hofburg durchtanzt werden.
Kriminelles Pflaster
Zwischen Goethes Faust und Erich Kubys „Das Mädchen Rosemarie“ liegen Welten – und Jahrhunderte. Aber beide Autoren haben den selben Ort der Inspiration: Frankfurt. Wer sich in der Stadt am Main, wo die Wolkenkratzer in den Himmel schießen wie nirgendwo sonst in Deutschland, auf kriminelle Spuren begibt, begegnet sowohl dem „Vorbild“ für das unglückliche Gretchen als natürlich auch der vor 53 Jahren ermordeten Prostituierten Rosemarie Nitribitt, deren Todesumstände bis heute die Fantasie beflügelt. Zum 50. Todestag bereicherte Christian Steiger mit „Rosemarie Nitribitt – Autopsie eines deutschen Skandals“ die Verschwörungstheorien.