Arco Basso – Die Straße der Orecchiette

Sie ist so rund und blond wie ihre Orecchiette: Nunzia Caputo (52) ist schon eine kleine Berühmtheit in ihrer Straße. Dabei ist die 52-Jährige keineswegs die einzige, die in Baris Arco Basso, dem niedrigen Bogen, die berühmten apulischen Nudeln von Hand herstellt. Fast in jeder Haustür steht eine Frau in Kittelschürze mit einem Brett voller weizenfarbener Öhrchen – so die Übersetzung von Orecchiette.

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Messerscharf: Kim Echlins „Der verschollene Liebhaber“

Sensible Gemüter sollten sich die Lektüre  von Kim Echlins Roman zumindest nicht am Abend zumuten. Sonst sind Alpträume garantiert. Der fast harmlos klingende Titel „Der verschollene Liebhaber“ führt in die Irre. Dies ist zwar auch eine Liebesgeschichte, vor allem aber erzählt der Roman eine Geschichte aus Kambodscha, jenem fernen geschundenem Land, das eine Riege junger Maoisten um Pol Pot in die Steinzeit zurück führen wollte.

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Der Commissario und der Müll: Donna Leons „Schöner Schein“

Brunetti bleibt auch nichts erspart. Donna Leon tunkt die Nase des Commissarios wieder einmal tief in den Geruch der Korruption, die nicht nur im Süden Italiens zum Himmel stinkt. Auch Venedig bekommt davon ein gutes Stück ab. Diesmal ist es Müll, der – illegal entsorgt-, die einen reich, die anderen krank macht und Brunetti schlaflose Nächte beschert.

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Das Leben ist eine Reise: Fabio Volos „Einfach losfahren“

Michele und Federico leben in den Tag hinein: Arbeit, Frauen, Kneipe und allwöchentliche Freundschaftsrituale. Beziehungen zu Frauen spielen in dieser Männerfreundschaft eine Nebenrolle. Das muss auch Francesca erfahren, die Michele heftig umworben hat. Das Junggesellenleben der beiden Männer könnte ewig so weitergehen, wenn nicht Federico eines Tages ausgebrochen und auf der Suche nach sich selbst auf den Kapverden gelandet wäre.

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Spiel des Lebens: U. Poznanskis „Erebos“

Erebos, der Gott der Finsternis, stand Pate für ein Spiel, das jeden, der es anfängt, gefangen hält. So sher, dass er alles andere vergisst, Sport, Freunde, Liebe und die Schule sowieso. Auch Nick ist infiziert und lässt niemanden mehr an sich heran, nicht die Mutter und nicht den besten Freund. Die virtuelle Welt hat ihn im Griff und lässt ihn die Wirklichkeit vergessen, ja schal erscheinen.

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Istanbul – Mondblau und bleigrau: Kai Strittmatters „Gebrauchsanweisung für Istanbul“

„Diese Stadt bläst die Klischees zu Staub, und zwar so gründlich, dass man einem jeden Deutschen unverzüglich eine Woche Zwangsurlaub verordnen möchte.“ Oder dieses Büchlein. Kai Strittmatters „Gebrauchsanweisung für Istanbul“ ist nicht nur in diesem Kulturhauptstadtjahr ein kundiger Begleiter für Reisende. Es eignet sich auch hervorragend dazu, gern gepflegte Vorurteile abzubauen. Vorurteile über die Türkei im allgemeinen und über Istanbul im besonderen, und es liest sich fast so schön wie eine Kurzgeschichten-Sammlung.

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Lied vom Tod: Anna Mitgutschs „Wenn du wiederkommst“

Wenn du wiederkommst, hatte Jerome zum Abschied am Flughafen gesagt. Es schien alles selbstverständlich und sie wollten die Zeit, die vor ihnen lag, noch nutzen, ausleben. Und dann die Nachricht seines Todes. Sie stürzt die Ich-Erzählerin von Anna Mitgutschs Roman „Wenn du wiederkommst“ in ein Meer von Trauer. Der Sog ist umso stärker, als sie lange Jahre getrennt von Jerome gelebt hatte. Sie war eine Nicht-Ehefrau, eine Nicht-Witwe, der die engsten Angehörigen die Trauer nicht einmal zustanden.

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Der Held als Verbrecher: Christoph Ransmayrs „Schauspiel einer Heimkehr“

„Städteverwüster“ wird der als der Listenreiche in die klassische Literatur eingegangene Odysseus gleich zu Anfang von Christoph Ransmayrs „Schauspiel einer Heimkehr“ genannt. Schon der Titel „Odysseus, Verbrecher“ stellt klar, dass es der Autor nicht mit Helden hat, schon gar nicht mit solchen, die sich „Kollateralschäden“ schuldig gemacht haben. „Aus einem Krieg“, gibt die Strandläuferin Athene dem Heimkehrer mit auf den Weg, „ist noch keiner heimgekehrt – jedenfalls nicht als der, der er war.“

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