Nachlese von der ITB

Nun ist sie also wieder vorbei, die weltgrößte Reisemesse ITB. Die Tourismusbörse in Berlin hat wieder für ein paar Tage im März die ganze Welt versammelt, diesmal ohne größere Probleme, die diese Vorzeige-Heile-Welt gefährdeten. Sogar die Bundesregierung kam endlich in die Gänge, und so konnte Angela Merkel die Messe eröffnen. Eine kleine Nachlese.

Partnerland Mecklenburg-Vorpommern

Mit Strandkörben warb Mecklenburg-Vorpommern um Urlauber aus aller Welt.

Erstmals in der langen Geschichte der ITB war ein deutsches Bundesland Partnerland: Mecklenburg-Vorpommern warb mir Strandkörben und dem Slogan „Urlaub ist unsere Natur“, dazu gehören die Ostsee und vor allem auch die Mecklenburgische Seenplatte. Auch die anderen Bundesländer präsentierten sich auf der  ITB  von ihrer Schokoladenseite. In Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt warf das Bauhaus-Jubiläum im nächsten Jahr schon seine Schatten voraus.

Ehrenpreis für DZT-Chefin Hedorfer

In die Mitte nahmen Staatssekretär Pschierer (links) und VDRJ-Vorsitzender Rüdiger Edelmann die Ehrenpreisträgerin Petra Hedorfer.

Deutschland ist als Urlaubsland nicht nur bei den Deutschen beliebt, die Touristen kommen aus aller Welt in das Land der Dichter und Denker, das in diesem Jahr die Kulinarik in den Mittelpunkt seiner Werbung gestellt hat. Zu verdanken ist der Deutschland-Boom auch der Arbeit von Petra Hedorfer, der Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Zentrale für Tourismus, die der Bayerische Staatssekretär Franz Josef Pschierer in seiner Laudatio als „Bundestrainerin der Tourismusindustrie“ bezeichnete. Pschierer hielt die Lobrede die DZT-Chefin im Namen der Vereinigung der Deutschen Reisejournalisten (VDRJ), die Hedorfer auf der ITB  für ihre Verdienste um den Tourismus mit dem Columbus Ehrenpreis auszeichnete. Die so Geehrte dankte „gerührt“ ob all des Lobes nicht nur ihrem Team, sondern auch den Journalisten, die mit ihren Texten und Sendungen zum Erfolg des Reiselandes Deutschland beigetragen hätten.

Rückgänge in Myanmar

Doch ganz so heil, wie die Hallen vorgaben, ist die Welt trotz allem nicht – und das wirkt sich auch auf den Tourismus aus. Myanmar etwa mutierte seit der Verfolgung der Rohingya vom Boomland zum Problemfall. Vor allem bei den Studienveranstaltern war das Land nur mehr schwer verkäuflich, allein bei Studiosus sank der Anteil der Myanmar-Buchungen um 60 Prozent.

Türkei mit neuen Selbstbewusstsein

Im Gegensatz dazu scheint sich die Türkei trotz Erdogan und Reisewarnungen auf dem Weg zu „alter Stärke“ zu befinden.

Leere Stühle auf dem Podium: Der türkische Tourismusminister ließ die Journalisten eine Dreiviertelstunde warten.

Der Tourismusminister kam denn auch zur Pressekonferenz mit großem Selbstbewusstsein. Eine Dreiviertelstunde hatte er die versammelten Journalisten warten lassen. Regen und Stau hätten sein pünktliches Erscheinen unmöglich gemacht, entschuldigte sich Numan Kurtumulus, bevor er seine optimistische Zukunftsprognose ablieferte. Von einer Annäherung zwischen Deutschland und der Türkei war da die Rede, von über fünf Millionen Deutschen, die 2018 in der Türkei erwartet würden, von 38 Millionen Touristen aus aller Welt. Die Krise 2015/16 sei vorbei. Ja, es habe einige Risiken und „Gefährdungen“ gegeben: Daish, PKK, den „hinterhältigen Putschversuch“, die Krise mit Russland, die Wahlen in Europa, bei denen nationalistische Kräfte stärker wurden. Aber Deutschland und die Türkei seien schließlich Verbündete auch innerhalb der Nato. Nicht nur seien die dreieinhalb Millionen Türken in Deutschland gut integriert, auch die türkische und die deutsche Wirtschaft seien eng verflochten und gegen die „illegalen Migrantenströme“ habe man eine gemeinsame Initiative gestartet. Die neue deutsche Regierung sieht der Minister als Chance, die deutsch-türkischen Beziehungen zu verbessern und die ITB als Chance, die Türkei von ihrer besten Seite zu präsentieren. Das Land zeichne sich durch „Multikulturalität und religiöse Vielfalt“ aus, wofür die Hagia Sophia bis heute symbolisch stehe. „Wir sollten in die Zukunft schauen und die gemeinsamen Interessen in den Vordergrund stellen,“ meinte der Minister.

Unruhen im Inselparadies

Wie jedes Jahr empfahlen sich die Malediven auf der ITB  mit schönen Inszenierungen von Strand und Meer. Doch in der Politik brodelt es. Der Tourismusminister musste seine Reise nach Berlin absagen. Medien berichteten über finanzielle Probleme des Archipels. Doch für die Touristen ist die Inselwelt immer noch heil. Weder am Internationalen Flughafen noch auf den Resort-Inseln gibt es Einschränkungen. Und weiterhin eröffnen immer neue Hotels, im April etwa ein neues Fairmont-Haus.

Olympia befördert Südkoreas Tourismus

Südkorea konnte sich noch im olympischen Glanz sonnen. Denn während der ITB  fanden die Parolympics statt. Der Vizepräsident des koreanischen Tourismusverbandes freute sich über einen touristischen Schub durch die Winterspiele. 435 00 Besucher kamen während der Spiele, aus Deutschland waren es 7600 Gäste, 26 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Jetzt will der Tourismusverband mit den zwölf Welterbestätten des Landes werden sowie mit Übernachtungsmöglichkeiten in Tempeln und traditionellen Holzhäusern.

Dubai setzt auf Aladdin City

Dubai muss nicht mit einem schwierigen Image kämpfen. Doch das Emirat steht im Wettbewerb mit dem Nachbarn Abu Dhabi, der nicht nur mit dem eigenen Louvre wirbt, sondern auch den vielen Freizeitmöglichkeiten von Yas Island. Damit die Touristen auch weiterhin kommen, kündigte Dubai auf der ITB wieder einmal große Neuigkeiten an: So soll noch in diesem Jahr Aladdin City eröffnen, drei Türme in der Form von Aladins Wunderlampe, die durch schlangen- und drachenförmige Brücken miteinander verbunden sind. Auch Blue Water Island steht kurz vor der Vollendung – eine künstliche Insel mit einem 210 Meter hohen Riesenrad, dem Ain Dubai.

Rennstrecke auf Teneriffa

Tourismusminister Alberto Bernabé hat der fvw versichert, dass die Motorsportrennstrecke im Süden der Insel, die sich auf für Formel-Eins-Rennen eignen soll, kommen werde. 15 Millionen Euro soll die Anlage kosten, die auch für Autotests genutzt werden könnte. Wegen der Insolvenz des Bauunternehmens springt nach Informationen der fvw die Regierung von Teneriffa bei der Finanzierung ein. „Das Geld werden wir uns über den Betrieb der Anlage zurückholen,“ zitiert die Fachzeitschrift den Minister.

Auf Mandelas Spuren

Nelson Mandela ist unvergessen.

Südafrika, das viel Hoffnung auf die neue Regierung setzt, will sich in diesem Jahr auch auf den großen Hoffnungsträger Nelson Mandela besinnen, der 100 Jahre alt geworden wäre. Touristen können sich auf die Spuren des Friedensnobelpreisträgers und visionären Kämpfers gegen die Apartheid begeben und per Smartphone App ihren eigenen „Nelson Mandela Trail“ durchs Land planen.

Insel-Boom in Griechenland

Authentizität ist das Pfund, mit dem Griechenland wuchern kann.

Griechenland sonnt sich in der wachsenden Beliebtheit vor allem der bekannten Inseln. Doch das Land hat noch Nachholbedarf in der Infrastruktur, wie das Studiosus-Gespräch auf der ITB mit dem Hotelier Babis Foskolakis von der Hotelgruppe Sblokos, ARD-Griechenland-Korrespondent Michael Lehmann und Studiosus-Mann Peter Struck zeigte. Auch bei der Entlohnung seien Verbesserungen nötig, meinten die Experten. Sie sahen allerdings auch die Politik gefordert, die der Branche durch „extreme Besteuerung“ zusetze. Immerhin würden 20 Prozent des Bruttosozialprodukts durch den Tourismus erwirtschaftet. Man müsse in Qualitätstourismus investieren und dürfe dabei den Kern des Hellas-Tourismus nicht aus den Augen verlieren: die Authentizität. Tourismusministerin Elena Kountoura ist bestrebt, die Saison durch neue Angebote zu verlängern und mehr Inseln am Boom teilhaben zu lassen: „Wir haben über 100 Inseln und viele reizvolle Urlaubsziele, die wir stärker bewerben wollen.“ Die von vielen kritisierte Übernachtungssteuer von bis zu vier Euro soll in die Haushaltssanierung gesteckt werden. Kountoura ist zuversichtlich, dass diese Steuer Touristen nicht von einem Griechenland-Urlaub abhalten wird.

Die Deutschen lieben Urlaub

Auch laut der Reiseanalyse stehen alle Zeichen auf Urlaub. Fast 70 Bevölkerung wissen demnach schon seit Januar, dass sie sicher oder wahrscheinlich verreisen. Nur elf Prozent sind laut FUR sicher, dass sie 2018 nicht in Urlaub fahren werden. Obwohl die Ausgaben für Reisen schon 2017 mit 73,4 Milliarden gegenüber 67,5 Milliarden im Jahr 2016 ein Rekordniveau erreicht hatten, scheint es bei den Urlaubsausgaben weiter nach oben zu gehen: 30 Prozent wollen mehr ausgeben, nur 13 Prozent planen, zu sparen. Die Anzahl der Urlaubsreisen ist leicht angestiegen auf knapp 70 Millionen, die Zahl der Reisen summierte sich auf 82,1 Millionen. Pauschalreisen behaupten sich, allerdings ist laut Reiseanalyse seit Jahren ein Strukturwandel zugunsten von Einzelbuchungen und Internetportalen zu beobachten. Online-Buchungen nähmen kontinuierlich zu.   Ob sie nun online oder im Reisebüro buchen, klar ist: Die Deutschen lieben Urlaub.

Infos im Internet:
www.itb-berlin.de
www.mecklenburg-vorpommern.de
www.vdrj.de
reiseanalyse.de 

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