Berlin-Splitter am Rande der ITB

Berlin ist viel zu spannend, um alle Tage auf der Messe zu verbringen, auch wenn die Termine da dicht gedrängt sind. Aber auf den Pressekonferenzen erfährt man ohnehin das Allerwenigste. Sie dienen eher dazu, dass die Damen und Herren Minister sich im Licht der Öffentlichkeit sonnen. Interessanter ist das schon der Kongress, auf dem aktuelle Themen behandelt werden.

Multikulturelle Türkei?

Für mich war trotzdem die Türkei-Konferenz ein Muss. Denn nach der neuerlichen Festnahme von vier Deutschen und dem Ansinnen des Außenministers, die Reisehinweise zu entschärfen, war ich gespannt, was der Tourismusminister zu sagen hatte. Numan Kurtulmus ließ die versammelten Journalisten erst einmal eine gute Dreiviertelstunde schmoren, um sich dann auf Regen und Stau hinauszureden. Dann schwärmte er von den guten Beziehungen zwischen Deutschland und der Türkei, die schließlich Verbündete seien, sprach von der engen Verflechtung zwischen deutscher und türkischer Wirtschaft und den Millionen von Türken, die in Deutschland gut integriert seien und natürlich von der gemeinsamen Initiative gegen die „illegalen Migrantenströme“. Die neue deutsche Regierung sähe er als Chance, die deutsch-türkischen Beziehungen zu verbessern. „Wir sollten in die Zukunft schauen und die gemeinsamen Interessen in den Vordergrund stellen,“ forderte Kurtulmus in Berlin. Und dann warb er für sein Land, das sich durch „Multikulturalität und religiöse Vielfalt“ auszeichne und nannte die Hagia Sophia als Symbol für die Toleranz der türkischen Gesellschaft.

Die Hagia Sophia, einst Kirche, dann Moschee, heute Museum.

Rückführung von Kulturschätzen

Was er danach sagte, ging wohl in der allgemeinen Aufbruchstimmung unter. Da ging es um die Kulturschätze aus aller Welt, die teilweise auch in Berlin präsentiert werden. Die Türkei, so der Minister, habe großes Interesse daran, „alle in der Welt verstreuten kulturellen Fundstücke in die Türkei zurückzuführen“. Es sei wichtig, „dass jedes Fundstück in der Region, in der es gefunden wurde, aufbewahrt wird“. 54  „Zielstücke“  stünden derzeit auf der Agenda. „Räuber, die Kunst entführen und in großen Museen ausstellen,“ so Kurtulmus, dürften nicht unterstützt werden. Am Ende wies er noch darauf hin, dass in Troja ein neues Museum eröffnet werde, um 20 Jahre Weltkulturerbe zu feiern. Draußen vor den Hallen warb ein Trojanisches Pferd für das Museum. Auch ein Symbol?

Das Orania in Kreuzberg

Spritzer von Farbbeuteln an der Fassade des Orania Hotels.

Er ist schmal geworden, auffällig schmal, und das schwarze Outfit, das eher asiatisch anmutet, verstärkt den asketischen Eindruck noch. Dietrich Müller-Elmau sitzt an diesem Nachmittag bei einem Gespräch in der Lobby des neuen Hotels am Oranienplatz. Die Fensterscheiben hinter ihm sind zersplittert. Er wird sie wohl nicht gleich wieder erneuern. Denn das Orania zieht die Steinewerfer von Kreuzberg fast magisch an. Müller-Elmau, der Herr von Schloss Elmau, wo 2015  der G-7-Gipfel stattfand, ist für viele hier ein Feindbild und das Luxushotel, in dem man unschwer den Einfluss von Schloss Elmau erkennt, sowieso. Und doch kehrt allmählich Normalität ein. Am anderen Fenster sitzen zwei smarte Manager mit Hund bei einem Geschäftsessen, vor der Bücherwand hat es sich ein Hipster in buntem Outfit bequem gemacht, nebenan tagt eine Mädelsrunde. Der Steinway ist verwaist. Heute spielt niemand auf dem Flügel.
Müller-Elmau ist Gesellschafter des Hotels in Berlin, das er zusammen mit einem befreundeten Anwalt übernommen und renoviert hat. Er wollte etwas Besonderes schaffen in Kreuzberg, eine Stätte, wo man sich wohlfühlen kann, Freunde treffen und auch mal Musik oder Literatur hören kann.

Rotes Ampelmännchen vor dem Orania.

Ein Kaufhaus war das Orania früher, auch ein Tanzcafé. Jetzt also ist ein Hotel mit Restaurant und Bar. Ob der Hotelier damit zur Gentrifizierung in Berlin beiträgt? Die Nachbarschaft wirkt längst bürgerlich. Nichts erinnert mehr daran, dass auf dem Oranienplatz vor Jahren Flüchtlinge kampierten und Straßenschlachten stattfanden.  Ach ja, die Doppelzimmer gibt‘s ab 141 Euro: www.orania.berlin

Gut essen in Charlottenburg

Wir wohnen ganz besonders gern in Charlottenburg. Hier kennen wir uns aus, hier fühlen wir uns in Berlin fast schon zu Hause. Und natürlich suchen wir immer wieder Lokale, die anders sind. Denn wir wollen am Abend auch privat gut essen.
Mächtig viel gibt es im chilenischen Restaurant la tia rica in der Knesebeckstr. 9. Wer sich die auf die Vorspeisenplatte einlässt, sollte tunlichst kein Hauptgericht einplanen – und vor allem dem Brot auf dem Tisch nicht zu sehr zusprechen. Die Atmosphäre ist relaxt und international. Das mag allerdings auch an der Messe liegen: www.latiarica.de
Eine echte Entdeckung war für uns Joynes Kitchen in der Mommsenstr. 42. Die Gastgeber Lucia und Antony sind liebenswürdig und zuvorkommend, die französisch-angehauchte Speisekarte ist klein aber oho, und die Preise sind durchaus angemessen. Auch die Weinauswahl passt.

Duett von der Wachtel in Joynes Kitchen

Wir haben hier einen wunderschönen Abend zu zweit verbracht und hervorragend gegessen: www.joynes-kitchen.de
Auf der Messe haben wir es nicht nach Luxemburg geschafft. Dafür haben wir Deutschlands einziges Luxemburger Restaurant entdeckt, das de Maufel  in der Leonhardtstr. 13. In angenehmer Bistro-Atmosphäre kann man es sich hier gut gehen lassen, ausgewählte Weine trinken und sich zum Beispiel Letzbürger Kniddelen schmecken lassen: www.de-maufel.com 
Das Frühstück bei der Nussbaumerin in der Leibnizstr. 55 gehört bei uns schon seit Jahren zur Messe wie früher der Besuch der Wilden Kneipe, die es nun so nicht mehr gibt. Aber das Salzburger Land setzt auf Tradition, und so gibt‘s bei der Nussbaumerin auch weiterhin nicht nur die letzten Neuigkeiten aus dem Salzburger Land, sondern ein Schmankerl-Frühstück, das den ganzen Tag über anhält: www.nussbaumerin.de

Anreise mit dem Zug

Seit Jahren reisen wir mit dem Zug von Augsburg nach Berlin – auch diesmal. Am liebsten 1. Klasse, weil wir da einfach mehr Platz zum Lesen und Arbeiten haben. Auch diesmal haben wir uns die 1. Klasse gegönnt und uns in der ICE-Lounge am Bahnhof noch einen kleinen Lunch servieren lassen. Seit neuestem dauert die Fahrt ohne Umsteigen rund fünf Stunden. Das lässt sich aushalten. Und wenn man rechtzeitig bucht, kann man bei den Sparpreisen auch ein passendes Schnäppchen finden: www.bahn.de

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