Es liegt zentral aber doch ziemlich versteckt in München, auf dem Gelände des ehemaligen Umspannwerks der Münchner Stadtwerke in der Hotterstraße: Das neue und in Deutschland bisher einzigartige Museum of Urban and Contemporary Art, kurz MUCA. „Wir glauben fest daran, dass Kunst das Potenzial hat, die Wahrnehmung auf die Welt zu verändern.“ Christian Utz, der Gründer des Museums, hat diesen Satz gesagt, der auf der website zu finden ist. Und seine Frau Stefanie teilt diese Überzeugung. Man sei auf der „jungen urbanen Schiene unterwegs“, sagt sie, als sie uns – Interessenten aus der Münchner Touristischen Runde – ums und durchs MUCA führt.
Ums Museum
Auch da gibt es einiges zu sehen. Der Blick fällt als erstes auf das große Mural des Mexikaners Said Dokins. „Chalchihuite“ hat der philosophisch geschulte Künstler das Riesen-Wandgemälde genannt, das Kalligraphie und Graffiti vereint.
Calligraffiti nennt Stefanie Utz diese Kunst, die später auch im Museum zu sehen sein wird, wo unter dem Motto „Characters – The Art of writing“ sieben Künstler oder Künstler-Duos ihre Werke zeigen, die sich mit dem geschriebenen Wort auseinander setzen. So, wie es auch Dokins mit dem an Zen-Buddhismus erinnernden Mural tut, das er auch als Tribut an die aztekische Kultur versteht. Ähnliche Werke hat der international gefeierte Künstler bereits in Frankreich, Argentinien, Großbritannien oder Peru realisiert. Das Wandgemälde im MUCA bedeckt eine Fläche von 27 mal 50 Metern und ist wohl eines der größten in Deutschland. Umso verblüffender ist die Aussage von Stefanie Utz, dass die Mega-Wand jeweils in den Sommermonaten neu vergeben werden soll. Schließlich sei Street Art auch eine vergängliche Kunst.
Das gilt eher nicht für Künstler der großformatigen Calligraffiti-Bilder in der aktuellen Ausstellung – wie Stohead, der auch die Fassade des Museums gestaltet „beschrieben“ hat und damit die Brücke vom Außen- zum Innenbereich schlägt.
Im Museum
Derzeit werkeln Sebastian Wandl und Matthias Mross vom Künstlerkollektiv Haus 75 in Laim im Inneren des Museums. Die beiden jungen Männer sind froh über den Schutzraum im Museum, wo sie ihrer Fantasie freien Lauf lassen können, ohne von der Polizei verjagt zu werden. Während Mross eine Ecke bis zur Decke mit Favela-artigen Häuschen gestaltet, arbeitet Wandl eher figürlich, man kann Augen ausmachen und Hände. Das MUCA will auch Experimentierfeld sein und jungen Künstlern eine Chance geben. Nicht nur da unterscheidet es sich von den etablierten Häusern. „Wir zeigen zu 99 Prozent lebende Künstler,“ betont Stefanie Utz. Damals, vor 25 Jahren, als ihr Mann mit dem Sammeln von urbaner Kunst begonnen habe, sei diese kaum etwa Wert gewesen, erinnert sie sich. Wie der mittlerweile weltweit zu Museumsehren gekommene Banksy habe auch der inzwischen hochgelobte Loomit (Mathias Köhler) dazu beigetragen, Street Art und Graffiti in den Rang von Kunst zu erheben. Loomit hat seine Karriere übrigens in Buchloe begonnen – mit der Bemalung des Wasserturms.
Doch in der aktuellen Ausstellung des Museums sind vor allem Künstler zu sehen, die sich mit der Kunst des Schreibens auseinandersetzen. Manche der Bilder erinnern an arabische Schriftzeichen, wie sie für die Dekoration von Moscheen benutzt werden, andere an japanische Tuschezeichnungen. Erstaunlich, wie sich Schriftzüge zu Bildern wandeln können.
Wer sich für Architektur interessiert, findet im Untergeschoss eine Werkschau des Autors und Architekten Sir Peter Cook, die in Zusammenarbeit mit dem AIT ArchitekturSalon realisiert wurden.
Und darüber, im stylischen Restaurant Mural lädt der hippe Gastronom Moritz Meyn zu leiblichen Genüssen ein, die – wie das Riesengemälde vor den Fenstern – von Südamerika inspiriert sind.
Info: MUCA Museum of Contemporary and Urban Art, Hotterstraße 12, 80331 München, geöffnet täglich außer Dienstag von 10 – 20 Uhr, Eintritt 7,50, ermäßigt 5 Euro: www.muca.eu