Der kleine Mann mit der rot-weiß-karierten Kufiya auf dem Kopf und der bodenlangen weißen Dischdascha hat ein bescheidenes Büro in einem der alten Häuser mit kunstvoll geschnitzten Balkonen. Im Sauseschritt durcheilt Sami bei einem kleinen Rundgang mehr als 1400 Jahre Geschichte. Nicht nur das Tor zu Mekka sei Jeddah, sagt er und lächelt listig, sondern eine Stadt der Frauen. Hier liege Eva begraben und den Namen Jeddah könne man mit „Großmutter“ übersetzen. Ein Lichtblick inmitten bröckelnder Fassaden und verrottender Balkone ist das Nassif Haus, das König Abdul Ibn Saud als Zuhause diente, als er 1925 als Eroberer in die Stadt einzog. Heute ist das Haus ein Kulturzentrum. Von der Dachterrasse hat man einen grandiosen Blick auf die Altstadt. Am späten Nachmittag taucht die untergehende Sonne die pockennarbigen Fassaden in ein mildes Licht. Ein Muezzin ruft vom nahe gelegenen Minarett, dann noch einer und noch einer, bis sich die Rufe von allen vier Himmelsrichtungen zu einem vielstimmigen Kanon vereinigen. Orient pur. Auch zu Füßen dieses historischen Hauses. Händler schieben ihre mit Süßigkeiten, Turnschuhen oder T-Shirts beladenen Karren durch die engen Gassen, andere lehnen müßig vor ihren Läden mit Mädchenkleidern aus Tüll und Spitze. Männer in blütenweißen Dischdaschas schlendern schwatzend über den Platz, verwilderte Katzen balgen sich um Müll, Tauben nisten auf verlassenen Balkonen. Dazwischen ein paar Frauen in Abayas. Rund 50 Häuser der Altstadt gelten als besonders schützenswert, sagt Mohammed Al-Amiri, Manager in der Makkah Region, zu der Jeddah gehört. Der Titel Weltkulturerbe bringt auch die Verpflichtung mit sich, dieses Erbe zu bewahren.
23Jun. 2014
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