Unfallstatistik: Bergsport ist kein Videospiel

Zuerst die gute Nachricht: Das Risiko, beim Bergsport tödlich zu verunglücken,
sinkt laut der neuesten Bergunfallstatistik des Deutschen Alpenvereins seit mehr als 65 Jahren kontinuierlich und befindet sich auf einem historischen Tiefstand. Und dann die schlechte Nachricht: Seit den 1990er Jahren nehmen alpine Notfälle wieder leicht zu.
Das liegt auch daran, dass immer mehr Menschen in die Berge gehen und im Notfall per Handy Hilfe anfordern, so Christoph Hummel von der DAV-Sicherheitsforschung.

Das Handy als Helfer in der Not

85 Prozent der Notfälle beim Bergsport werden inzwischen übers Handy gemeldet. Und dabei wird oft schon frühzeitig Hilfe angefordert, was weder Alpenverein noch Bergwacht negativ sehen. Denn so könnten oft schwerwiegende Unfälle noch verhindert werden. Über die Handys könnten auch die in eine Notlage geratenen Menschen leichter geortet werden und den Rettern die nötigen Informationen zu ihrer Situation durchgeben.
Mit über 60 Prozent sind Stürze die Hauptursache für Unfälle in den Bergen – auch im Winter. Mit 18 Prozent folgen dahinter schon Blockierungen, also Situationen, aus denen die Betroffenen aus eigener Kraft nicht mehr herauskommen. Körperliche Probleme sind zu zehn Prozent der Auslöser für Notfälle, fünf Prozent davon machen Herz- und Kreislaufprobleme aus.

Fatales Faible für Prestige-Berge

Ursachen für Not- und Unfälle beim Bergsport sind laut Hummel die Hitzesommer der letzten Jahren ebenso wie der Klettersteigboom und das Faible für Prestige-Berge. So fand 2015 jede fünfte Rettung am Jubiläumsgrat der Zugspitze statt. Das zeige, dass diese Tour, die acht bis zehn Stunden Gehzeit erfordere stark unterschätzt werde. Das gelte auch für die Schwierigkeit von Klettersteigen, in die sich oft Menschen wagten, denen die nötige Erfahrung fehle. Umso wichtiger seien eine ehrliche Selbsteinschätzung und eine gründliche Planung.
Insgesamt gerieten im Vorjahr 1095 DAV-Mitglieder in eine Notlage. 2500 Einsätze verzeichnete die Bayerische Bergwacht, so Pressesprecher Roland Ampenberger, die meisten wegen Notfällen beim Bergwandern, – radeln und beim Bergsteigen. Auch Ampenberger geht davon aus, dass mehr Menschen in die Berge gehen, was auch an der medialen Präsenz des Gebirges liege und an der Beliebtheit Bayerns als Urlaubsland. Zwar führten mehr Menschen in den Bergen auch zu mehr Einsätzen, so Ampenberger, aber grundsätzlich sei Bergsteigen gesund und richtig. Allerdings dürfe man in den Bergen nicht mit 100-prozentiger Sicherheit rechnen: „Bergsteigen ist kein Videospiel“. Wer echte Naturerlebnisse suche, müsse auch mit echten Naturgefahren leben.

Info: Mehr zur Bergunfallstatistik unter www.alpenverein.de  

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