100 Prozent Sicherheit gibt es nicht

Mehr Menschen in den Bergen führen auch zu mehr Bergunfällen. Manchmal sind es die Berge, die dafür verantwortlich sind, bei Felsstürzen etwa. Doch meist sind es die Menschen selbst, die nicht genügend auf die Gefahren vorbereitet sind. Wir sprachen darüber mit dem Pressesprecher der Bayerischen Bergwacht, Roland Ampenberger.

Warum muss die Bergwacht so oft Menschen aus Gefahren retten, obwohl die Ausrüstung immer besser wird?
Ampenberger: Es kommen ja immer mehr Menschen in die Berge. Die Alpen nahen Landkreise haben Zuwachs, die Mitgliederzahl des Alpenvereins wächst, Outdoor ist in und die Berge sind in den Medien präsent wie selten zuvor. Doch verletzen kann man sich nicht nur am Berg, bei allen sportlichen Betätigungen besteht Verletzungsgefahr. Und ein Herzinfarkt kann sich auch im alltäglichen Leben ereignen. Nur sind die Folgen in den Bergen dramatischer – auch was den Einsatz angeht.

Mehr Menschen in den Bergen heißt das auch, dass sich mehr Menschen zutrauen, mit den Gefahren umgehen zu können?
Ampenberger: Da spielt auch die Ausweitung der Sportarten eine Rolle. Denken Sie nur ans E-Bike. Hinzu kommt die Ausweitung der Aktionszeiten.

Das heißt?
Ampenberger: Früher ging man im Sommer und im Herbst in die Berge zum Wandern und im Winter zum Skifahren. Heute kann man oft auch noch im November im Gebirge wandern. Und dann machen viele die Nacht zum Tage und sich auch nach Sonnenuntergang noch auf den Weg.

Gibt es denn noch den Turnschuh-Touristen, der sich völlig überfordert?
Ampenberger: Ja, den gibt es immer noch. Aber es ist nicht immer eine Frage der Ausrüstung, wenn Menschen in den Bergen verunglücken. Auch ein Zuviel an Ausrüstung kann gefährlich sein. Viel wichtiger ist die ehrliche Selbsteinschätzung.

Und daran mangelt es?
Ampenberger: Oft genug. Viele Menschen überschätzen die eigenen Fähigkeiten. Sie haben die Tour vielleicht online gesehen und machen sich dann ohne große Planung auf. Aber Bergsteigen ist eben kein Videospiel. Da draußen ist die echte Natur mit echten Gefahren.

 Trotz Handys und Tourenapps gibt es wohl keine hundertprozentige Sicherheit?
Ampenberger: Nein, man wird immer mit einer gewissen Unsicherheit rechnen müssen. Schließlich sind die Berge keine normierte Umgebung.

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