Nicht jeder wagt sich auf abenteuerliche Reisen, und doch finden wir es spannend, was andere erleben. Bücher laden dazu ein, solche Reise-Abenteuer im Kopf nachzuvollziehen, während man ganz bequem auf der heimischen Couch sitzt. Doch Bücher sind auch Reise-Verführer. Sie machen Lust darauf, den Alltag hinter sich zu lassen und einzutauchen in eine ganz andere Welt. Wir haben aus dem Bücherberg, der zur Buchmesse erschienen ist, besonders schöne oder interessante Bücher herausgesucht, die sich auch unterm Christbaum gut machen. Schließlich ist Xmas auch die Zeit für Geschenke.
Für Romantiker
Der Wald ist ein Sehnsuchtsort vor allem für die Deutschen. Andreas Kieling und Kilian Schönberger bedienen mit dem National-Geographic-Bildband diesen Mythos. Die großformatigen Aufnahmen zeigen den Wald im Zwielicht, im Nebel, umhüllt von Sonnenstrahlen und unterm Sternenhimmel – eine märchenhafte Anderswelt. Sie entführen in Bergwälder und dahin, wo Luchs und Wildkatze zu Hause sind. Sie konfrontieren die Betrachter mit den Bewohnern der Wälder und lassen ihn teilhaben am Wunder der Natur. Zitate großer Dichter wie Kafka, Stifter oder Hölderlin stimmen auf die Bilder ein, Andreas Kieling steuert eigene Erlebnisse bei und schreibt am Schluss über seinen Lieblingsbaum, eine knorrige alte Eiche.
Info: Andreas Kieling/Kilian Schönberger: Sehnsucht Wald – Geheimnisvolle Lebensräume in Deutschland, National Geographic, 239 S., 49,99 Euro
Für Genießer
Die indische Küche hat unsere Städte erobert wie Bollywood die Herzen der Filmfans. Und wer jemals in Indien war, weiß um den sinnenfrohen Zauber der indischen Rezepte. Mit dem opulenten Band „Bollyfood“ kann man jetzt den Geheimnissen des indischen Currys auf den Grund gehen und die Feinheiten der vegetarischen Küche kennenlernen, und man erfährt endlich, was sich unter „Hähnchen Vindaloo“ verbirgt und wie man Ghee herstellt. Beim genauen Hinschauen wird klar, dass die Rezepte gar nicht so schwer nachzukochen sind, wenn man denn die richtigen Zutaten hat. Aber auch für alle, die nicht gleich zum Kochlöffel greifen wollen, ist das Buch ein Augenschmaus. Denn „Bollyfood“ ist nicht nur ein Name. Dieses Buch kommt so prächtig und farbenfroh daher wie die Filme aus der indischen Traumfabrik. Und die eingestreuten Fotos von indischem Alltag und indischer Kultur machen Lust darauf, das Ursprungsland der 100 Köstlichkeiten selbst zu erleben.
Info: Jean-Francois Mallet. Bollyfood – Die besten Rezepte der indischen Küche, Gräfe und Unzer, 416 S. , 39,90 Euro
Für Nostalgiker
Der Kuba-Boom hält an. Womöglich hat der Tod von Fidel Castro ihn noch beflügelt. Viele möchten die Insel noch sehen, ehe eine Amerikanisierung die Unterschiede verwischt. Wobei sie die morbide Dekadenz der alten Paläste, die verblassende Schönheit der pastellfarbenen Oldtimer ebenso anzieht wie Son und Salsa. Was sie erleben möchten, ist das alte Kuba, jene pittoreske Utopie, die in Auflösung begriffen ist. Diese Auflösung hat der Fotograf Werner Pawlok auf seinen hinreißenden Hochglanz-Fotos eingefangen. Drei Mal war er zwischen 2004 und 2015 auf Kuba – auf Spurensuche nach dem legendären Charme der Insel. Entstanden ist ein kolossaler Prachtband, der die Schönheit des Verfalls dokumentiert und der Vergänglichkeit des Schönen ein Denkmal setzt – ein melancholischer Abgesang auf eine dem Untergang geweihte Welt.
Info: Werner Pawlok. Kuba expired, Frederking & Thaler,320 S., 98 Euro
Für Bergfreunde
Wir Europäer hätten die Berge profan gemacht, sagt der wohl berühmteste Bergsteiger und Grenzgänger unserer Zeit, Reinhold Messner. Deshalb hat er auch bei diesem Buch mitgewirkt, das die Berge wieder entrückt, indem es sie aus einem nicht-menschlichen Blickwinkel zeigt. Auf der Basis von Satellitenaufnahmen aus mehreren hundert Kilometern Höhe entstanden am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt digitale Abbilder der Gebirgslandschaften unserer Erde, die von den Wissenschaftlern in fotorealistische Bilder umgewandelt wurden. So kommen dem Betrachter die dreidimensional wirkenden Berge bestürzend nahe. Anhand dieser einmaligen Bilder und historischer Aufnahmen wird die Geschichte des Alpinismus neu fassbar, eröffnen sich den Alpinisten neue Zugänge. Die Entstehungsgeschichte dieses außergewöhnlichen Bildbandes ist ebenso spannend wie die Erzählungen der Bergsteiger über die Herausforderungen der Berge und ihr Scheitern.
Info: Stefan Dech/Reinhold Messner/Nils Sparwasser, m4 – Mountains, Die vierte Dimension, Malik, 240 S., 50 Euro
Für Naturliebhaber
Menschenleere Landschaften erden den deutschen Fotografen Florian Schulz, Einsamkeit lädt ihn dazu ein, in einen Dialog mit der Umgebung zu treten. Dieser Bereitschaft, sich auf die Natur einzulassen und auf die Annehmlichkeiten unserer Zivilisation zu verzichten verdankt der Vater zweier kleiner Söhne einzigartige Aufnahmen von geradezu archaischer Wucht. Doch ohne die Möglichkeit, die Wildnis auch aus der Luft zu fotografieren, würden dem Buch einige fantastische Aufnahmen fehlen. Der eindrucksvolle Schwarm von Teufelsrochen im südlichen Golf von Kalifornien etwa oder Karibuherden in Alaska. Florian Schulz hat Landschaften fotografiert, denen der normale Tourist nie so nahe kommen wird. Und er lädt den Betrachter dazu ein, sich für die Unberührtheit der Natur und der Tierwelt einzusetzen, die durch uns Menschen und unsere Ansprüche bedroht sind. Seine Fotos zeigen, was auf dem Spiel steht.
Info: Florian Schulz. Unterwegs in der Wildnis – Nordamerikas unberührte Westküste, Knesebeck, 240 S., 49,95 Euro
Für Globetrotter
Die heißesten Trends, die geheimsten Insider-Tipps, die „must-see“-Regionen: Für Ländersammler und Globetrotter kann das spannend sein. Best in Travel 2017 stellt stellt wieder die Top Ten der Länder vor, die diesmal von Kanada, Kolumbien und Finnland angeführt werden. Bordeaux ist Spitze unter den Top 10 der Städte, auf Platz 2 und 3 stehen Kapstadt und Los Angeles. Und was sollte der Traveller unbedingt gesehen haben? Choquequirao in Peru behauptet sich vor Raanaki in Neuseeland und den Azoren als wichtigste „must-see“-Region dieser Welt. Bei den „Reisezielen, die ihr Geld wert sind“ hat Nepal die Nase vorn, es folgen Namibia, Porto und – Venedig. Dank Übernachtungsmöglichkeiten wie Airbnb und öffentlicher Verkehrsmittel, schreiben die Autoren, könne man auch in der Lagunenstadt günstig unterwegs sein. Und im Internationalen Jahr des nachhaltigen Tourismus zählen sie nachhaltig reisen zu den Top 5 Reisetrends.
Info: Lonely Planets Best in Travel 2017, 205 S., 10 Euro