Weihnachtsmärkte mal anders: Auf dem Gipfel und unter der Erde, frivol und biedermeierlich

Den Duft von Zimt in der Nase, in den Augen den Glanz von Kerzen, Weihnachtslieder im Ohr: Weihnachtsmärkte entführen in eine andere Welt, wecken nostalgische Gefühle und verwandeln selbst den nüchternen Geschäftsmann in einen romantischen Schwärmer. Engel allerorten, hölzerne und papierene, schwebende, gehende und stehende und manchmal sogar quicklebendige. Alles schon gehabt? Es geht auch anders. Wir haben uns in der Welt der Weihnachtsmärkte umgesehen und ein paar Kuriositäten für Sie notiert.

Da wären erstmal die Superlative: Mit acht Kilometern ist der Weihnachtsmarkt im Eisenberger Mühltal in Thüringen der längste. Am dritten Adventswochenende (14. und 15. Dezember) pilgern die oft weihnachtlich gekleideten Besucher von Mühle zu Mühle, von denen jede einzelne das Weihnachtsmotto auf ihre Art interpretiert: http://www.weihnachtstal.de
Den höchst gelegenen Christkindlmarkt des Landes vermeldet Österreich – auf 1700 Metern kann man auf der Petzen am 7., 14. und 21. Dezember zuschauen, wie Holzspielzeug hergestellt wird oder ein Iglu gebaut wird:   http://www.klopeinersee.at/ 
Noch höher hinaus geht’s auf der Zugspitze. Auf Deutschlands höchstem Berg erwartet die Besucher an den Wochenenden vom 23. und 24. November sowie 30. November und 1. Dezember ein kleiner, feiner Weihnachtsmarkt mit Leckereien und heißen Getränken: http://www.zugspitze.de 
Mit Bergen hat auch der „Christkindlmarkt im Stoabruch“ zu tun. Ab 28. November finden an der Felsenwand des beleuchteten, originalen Granitsteinbruchs bei Hauzenberg stimmungsvolle Filmvorführungen statt, auf dem Markt selbst gibt es Handwerkskunst vom Steinmetz bis zum Glasschleifer: http://www.granitweihnacht.de/  
Das Prädikat des erotischten Weihnachtsmarkts kann unbestritten der von St. Pauli für sich beanspruchen: „when […] we all a Glühwein need, then you know, es ist soweit: she is there, the Weihnachtszeit!” heißt es ab dem 22. November im Herzen des berühmten Hamburger Rotlicht-Viertels. Neben Getränkebuden, wo „Bordsteinschwalben“ als Cocktails serviert werden, und Bratwurstständen erwarten hier den Besucher erotische Geschenkideen und frivole Lebkuchenherzen. Sexy Engel, knackige Wichtel, Live-Musik und Varieté sorgen auf „Santa Pauli – Hamburgs geilstem Weihnachtsmarkt“ bis 23. Dezember für anregende Unterhaltung. Zu den abendlichen Stripshows hat man erst ab 18 Zutritt. Dafür gibt es am Wochenende sogar ein Familienprogramm: http://spielbudenplatz.eu
Ein bisschen Konkurrenz bekommt Santa Pauli in München, wo im Glockenbachviertel mit „Pink Christmas“ ein schwul-lesbisches Weihnachtsspektakel stattfindet, zu dem „auch alle anderen Menschen willkommen“ sind. Neben einem schrill-pinken Ambiente, schrägen Überraschungen und einem Abendprogramm mit Travestiekünstlern, Kabarettisten, DJs und  Schlagersängern bietet Pink Christmas auch jede Menge Design und Fair-Trade-Produkte: http://www.pink-christmas.de
Eher unkonventionell wie der Name schon verspricht geht es auf dem Holy.Shit.Shopping Weihnachtsmarkt zu: Anstelle von ewig gleichen Weihnachtsliedern ertönen moderne Beats, auch das Shopping-Angebot ist anders. Aufstrebende Künstler und Newcomer bieten ihre Stücke in den Conceptstores des ersten mobilen Weihnachtsmarktes der Welt an. Der Pop-up-Adventsmarkt gastiert gleich in vier deutschen Städten, in Hamburg (30. November bis 1. Dezember), Köln (7./8. Dezember), Berlin (14./15. Dezember) und Stuttgart (21./22. Dezember):  http://www.holyshitshopping.de/
Unterirdisch im wahrsten Sinn des Wortes ist der Weihnachtsmarkt in Weinkellern unter Traben-Trarbach an der Mosel.  In der „Vinotropolis“, einem Netz aus geschichtsträchtigen Weinkellern in der Traben-Trarbacher Unterwelt, präsentieren Kunsthandwerker und Aussteller von Mosel, Eifel, Hunsrück und Rhein an den Wochenenden zwischen 29. November  und 5. Januar Spezialitäten und Geschenkideen aus der Region: http://www.mosel-wein-nachts-markt.de 
Unter die Erde geht’s auch im Teutoburger Wald. In den Gruben des Besucher-Bergwerks und Museums Kleinenbremen leuchten am 19. und 20. Dezember Kerzen, und die alten Stollen, sind vom Duft nach Glühwein und gebratenen Mandeln erfüllt. 50 Stände mit weihnachtlichen Leckereien und Kunsthandwerk sorgen dafür, dass der Begriff „Christstollen“ eine ganz neue Bedeutung bekommt: http://www.bergwerk-kleinenbremen.de 
Auch die holländischen Nachbarn mögen’s unterirdisch. Die Fluweelengrotte unter Valkenburg aan de Geul entstand im 12. Jahrhundert, als  dort Gestein für den Bau der Burg abgebaut wurde.  Das unterirdische Gangsystem, das später als Fluchtweg aus der Burg diente, wird zwischen 15. November und 23. Dezember neu belebt. Dieses Jahr wird sich der Weihnachtsmann in der Grotte niederlassen. Die Besucher spazieren durch sein Zuhause, spähen in das Geschenkezimmer, bewundern Rentiere und Pferdeschlitten aber auch die Wandmalereien und Skulpturen in der Kapelle aus dem 18. Jahrhundert. Natürlich gibt es auch Stände mit Weihnachts- und Geschenkartikeln sowie ein Bistro: http://www.kerststadvalkenburg.nl 
Überirdisch aber  auf schwankendem Boden befindet sich der Engelkemarkt in Emden. Zwischen 25. November und 23. Dezember lädt das Weihnachtsdorf vor dem beleuchteten Rathaus zum Besuch. Das Besondere: Die Buden stehen auf schwimmenden Pontons zwischen den weihnachtlichen Museumsschiffen. Sogar der Nikolaus kommt mit dem Schiff gefahren: http://www.emden-touristik.de/
Nicht auf, sondern unter Wasser tut sich Weihnachtliches in Forgaria, in der Provinz Udine. Seit 38 Jahren baut in der ersten Dezemberwoche der örtliche Taucherverein auf dem Grunde des Lago di Cornino eine Krippe auf – in neun Metern Tiefe. Am Abend des 24. Dezember, zum Abschluss der Weihnachtsmesse, die am Ufer des von Fackeln erleuchteten Sees gefeiert wird, bringt ein Taucher das Jesuskind vom Boden des Sees an die Oberfläche und legt es in den Stall der Krippe. Bald darauf tauchen weitere Taucher aus dem Wasser des Sees auf, um die übrigen 30 Krippenfiguren aufzustellen. Die vollständige Krippe kann man bis zum Dreikönigstag bewundern:   http://www.turismofriuliveneziagiulia.it 
Schließlich laden Weihnachtsmärkte auch zu Zeitreisen ein, gerne ins Mittelalter. Die Wartburg in Eisenach, UNESCO-Welterbe  seit 1999, ist die Kulisse für einen historischen Weihnachtsmarkt, bei dem die Besucher Kräuterfrauen, Zinngießern, Seifensiedern, fahrenden Händlern, Gauklern und Minnesängern begegnen und speisen können wie einst. An den Wochenenden zwischen 30. November und 16. Dezember finden auch Puppenspiele und Konzerte statt: http://www.eisenach.de
Feuerkünstler wirbeln ihre Fackeln durch die Luft, auf der Burg gibt es Falknervorführungen und einen mittelalterlichen Tanzabend, in den Gassen zeigen Glasbläser ihre filigrane Kunst, kann man Besenbindern und Zinngießern über die Schulter schauen. Mittelalter zum Anfassen ist das Motto beim Esslinger Mittelaltermarkt vom 26. November bis 22. Dezember: http://www.esslingen-tourist.de
In eine ganz andere Zeit, die des Biedermeiers (1815-1848)entführt am dritten Adventswochenende (14./15. Dezember) Werben in der nördlichen Altmark. Händler und Handwerker, Künstler und Marktfrauen tragen Biedermeierkostüme, Nachwächter mit Laterne, Horn und Hellebarde stehen an den Eingängen. Sie erbitten Spenden in die Geldkisten, die zur Stadtsanierung beitragen sollen. Nach Einbruch der Dunkelheit wird’s richtig romantisch, wenn das Licht nur von Kerzen und kleinen Holzkohlenfeuern kommt. Schließlich gab es im Biedermeier noch keinen Strom: http://www.werben-elbe.de 
Ein Sprung über den Channel und nach Birmingham. Hier erwarten die deutschen Besucher heimatliche Gefühle. Vom 14. November bis 22. Dezember gibt’s beim „Frankfurt Christmas Market“ am Victoria Sqare täglich Glühwein und Bratwürste, deutsches Bier und Brezen, aber auch handgemachtes Spielzeug, Kunsthandwerk und ein Kinderkarussell. Die Weihnachtsmarkt-Tradition hat Birmingham von der Schwesterstadt Frankfurt übernommen. Der „Frankfurt Christmas Market“ ist der größte Freiluft-Markt in Großbritannien: http://www.visitbirmingham.com 
Man sieht, Traditionen verbreiten sich – auch übers Meer und über die Kontinente hinweg. Selbst in Shanghai, wo Weihnachten nicht einmal ein Feiertag ist, gibt es seit 2012 einen „German Christmas Market“.  

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