Aktuell führt Condor alle Flüge nach Plan durch – und das mit „einer hohen Pünktlichkeit“, wie ein Sprecher der Airline versichtert. Durch die Insolvenz von Thomas Cook (https://lilos-reisen.de/die-zerschlagung-von-thomas-cook/) ist zwar ein wichtiger Abnehmer von Tickets weggebrochen – die Marken belegten zuletzt 15 Prozent der Condorsitze, aber die Lücke konnte „weitestgehend geschlossen werden“, so der Condor-Sprecher. Es bestehe deshalb wenig Grund zur Sorge, dass Condor doch noch ein „Kollateralschaden der Thomas Cook Insolvenz“ werden könnte.
Buchungsentwicklung übertrifft Erwartungen
Gegenwärtig übertreffe die aktuelle Buchungsentwicklung die Erwartungen, berichtet Condor-Chef Ralf Teckentrup: „Das ist auch ein deutlicher Vertrauensbeweis der Reiseveranstalter, der Reisebüros und unserer Endkunden.“ Der weggefallene Passagieranteil der deutschen Thomas Cook-Kunden werde durch die gute Nachfrage kompensiert. Auch die Zahlen für das Geschäftsjahr 2018/19, das am 30. September, vier Wochen vor der Thomas-Cook-Pleite endete, sprechen für sich: 1,6 Milliarden Euro Umsatz, 9,4 Millionen beförderte Passagiere zeigten, so Teckentrup, dass seine Airline ein „operativ gesundes und profitables Unternehmen“ ist. Condor habe die „Marktführerschaft im touristischen Ferienfluggeschäft weiter ausgebaut“, stellt er zufrieden fest.
Neue Sommerziele für die Zukunft
In der Hoffnung auf eine erfolgreiche Zukunft wurde das Streckenangebot mit neuen Sommerzielen auf der Kurz- und Mittelstrecke wie Paphos (Zypern), Tivat (Montenegro) und Toulon (Frankreich) erweitert. Weitere Destinationen und Ziele befänden sich derzeit in Prüfung, heißt es von Seiten der Airline. Neu im Angebot auf der Fernstrecke ist die Verbindung Frankfurt–Edmonton (Kanada), und nach ersten Flügen im Winter soll es in der Sommersaison ein Comeback der Condor-Langstreckenflüge ab München geben (Cancun in Mexiko, Halifax in Kanada, Punta Cana/Dominikanische Republik, Seattle/ USA). Wieder im Frankfurt-Flugplan sind New Orleans, Barbados und Tobago.
Investoren dringend gesucht
Noch läuft die Investorensuche. Interessenten stünden schon bereit, vermelden Insider. In den nächsten Wochen sollen zunächst unverbindliche Angebote einlaufen, die im Januar zur Klarheit über die künftigen Eigentümerverhältnisse führen sollten. Der staatliche Überbrückungskredit über 380 Millionen Euro muss auf jeden Fall zum 31. März 2020 samt Zinsen an die Staatsbank KfW zurückgezahlt werden. Ohne zahlungskräftigen Investor wird das nicht möglich sein. Die Flotte von Condor ist eher alt. Die Maschinen müssten ausgetauscht werden. Vorbei ist der Überlebenskampf der Traditions-Airline also noch nicht. Dabei kann Condor auf eine lange Geschichte zurückblicken.
Condor blickt auf eine lange Tradition zurück
Am 21. Dezember 1955 wird die Airline als „Deutsche Flugdienst GmbH“ gegründet – zwei Jahre nach Lufthansa. 1961 bekommt sie den Namen „Condor Flugdienst GmbH“. Zehn Jahre später setzt Condor als erste Ferienfluggesellschaft der Welt den „Jumbo“ , eine Boeing 747 und damals das größte Passagierflugzeug der Welt für seine Flüge ein. 1997 wird die Condor Flugdienst GmbH Teil der C&N Touristik, die 2002 als Thomas Cook die erste internationale Touristikmarke wird. Die Flugzeuge erhalten den Schriftzug Thomas Cook mit der Ergänzung „powered by Condor“. Zwei Jahre später ist die Umlackierung Geschichte: Condor fliegt in Deutschland wieder unter dem eigenen Namen – und bietet auch auf der Langstrecke Günstigpreise ab 99 Euro an. 2013 bekommen die Flugzeuge der Thomas Cook Group, darunter auch die Flotte der Condor, das Sunny Heart als einheitliches Symbol.
Das Sunny Heart ist schon wieder Geschichte
Das sonnige Herz hat nicht geholfen, auch nicht die Tatsache, das Condor in diesem Jahr zum vierten Mal in Folge der beliebteste Ferienflieger der Deutschen ist. Jetzt wird erst mal wieder umlackeriert: „Nach der endgültigen Trennung von Thomas Cook müssen aus markenrechtlichen Gründen der Thomas Cook-Schriftzug und das Herz-Logo komplett entfernt werden“, so Ralf Teckentrup. „Das Condor-Logo kehrt also nach 16 Jahren in die Leitwerke unserer Flugzeuge zurück, was die Condorianerinnen und Condorianer sehr stolz macht. Unser Logo ist eine starke Marke.“
Als Ganzes erhalten oder nur in Teilen?
64 Jahre nach der Gründung, Ende Dezember, will Condor einen Restrukturierungsplan vorlegen, der Verkauf soll im Frühjahr stattfinden. Bis dahin wollen Teckentrup und sein neuer Finanzchef Christoph Debus weiter an der Kostenschraube drehen. Denn Teckentrup würde am liebsten die Fluggesellschaft mit ihren rund 4900 Beschäftigten als Ganzes erhalten.
Konkurrenten wie Easyjet dagegen hätten wohl nur Interesse am Europa-Geschäft des Ferienfliegers, und Lufthansa könnte am ehesten die Langstrecke gebrauchen, wenn sie, wie kürzlich vermeldet, eine neue Billigfluglinie einrichten will. Als mögliche Retter hatten sich Veranstalter wie DERTouristik, Alltours und Schauinsland ins Spiel gebracht, die zu diesem Zweck ein Konsortium gründen könnten. Konkurrent TUI macht nach Aussagen von CEO Fritz Joussen keinen Hehl daraus, dass es ihm am liebsten wäre, wenn Condor ganz verschwände. Die Konzern eigene TUIfly jedenfalls ist schon dabei, für 2020/21 eine Langstrecke aufzubauen.