„Diissii aus Korrepondentensicht: Tom Buhrow und Sabine Stahmer über die US-Hauptstadt Washington

Dass sie sich wohl gefühlt haben in Washington, liest man aus jeder Zeile heraus. Am liebsten wären Tom Buhrow und Sabine Stahmer wohl da geblieben, wo die – weißen und gut betuchten – Nachbarn freundlich sind und das Leben leicht genommen wird, wo es keine „Moralpredigten wegen zu hohen Energieverbrauchs“ gibt, dafür aber auf die „Convenience“ der Kunden geachtet wird.

Tom Buhrow hat als ARD-Korrespondent in der US-Hauptstadt auch hinter die Kulissen der Politik geblickt und lässt die Leser teilhaben an so manchem Klatsch und Tratsch über Affären im und außerhalb des Oval Office. Sie erfahren aber auch so spannende Details wie, dass das Weiße Haus nicht nur 132 Räume hat, sondern auch 35 Bäder und 28 Kamine und dass die Flure des Pentagon – aneinandergelegt – 20 Kilometer lang wären. Seit 9/11 ist das Pentagon für die Öffentlichkeit gesperrt. Vielleicht können Gäste aber bei einer der exklusiven Gruppenführung noch einmal jenen Offizier erleben, der rückwärts durch die Flure führt. Sabine Stahmer beschäftigt sich mehr mit dem amerikanischen Alltag, erzählt von Handwerkern im Haus, den Problemen, eine Kreditkarte zu bekommen und warum Schwarz und Weiß auch heute noch in getrennten Vierteln leben. Für Touristen ist wohl „Ben’s Chilli Bowl“ ein Muss, sind die zwei originellen Guesthouses ebenso ein Tipp wie der Ausflug in die Kunstszene, die „in den vergangenen Jahren geradezu explodiert ist“ oder die Adressen fürs Nightlife. Trotz aller Euphorie für Washington verschweigen die beiden Autoren aber auch die Schattenseiten des amerikanischen Alltags nicht: die No-Go-Areas am Rand der Stadt, die freizügigen Waffengesetze, Korruption und Drogen. Wer das Büchlein liest, ist für alle Fälle gewappnet. 

Info: Tom Buhrow/Sabine Stahmer: Gebrauchsanweisung für Washington, Piper, 219 S., 14,90 Euro, ISBN 9783492 276139 


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