Der kleine Laden in Kaufbeuren sieht zwar einladend aus, aber auch leer. Die Trüffelfee ist offensichtlich nicht zu Hause. Stefanie Fernandez lotst uns zur alten Papiermühle. Da wohnt sie und da hat sie auch in der „Werkstatt“ Platz für den Trüffel-Workshop.
Auf dem langen Tisch wartet schon ein Glas Prosecco auf uns. Die Zutaten für die drei verschiedenen Weihnachtstrüffel, die wir am Ende des Workshops mit nach Hause nehmen dürfen, sind auch schon vorbereitet: Zwei Schüsseln mit weißer und brauner Ganache, der Creme aus Kuvertüre und Sahne, ohne die keine Trüffel auskommt. Dazu Kuvertüre in weiß und braun, runde Hohlkörper aus weißer, dunkler und Vollmilchschokolade, Streuzucker, Gewürze und Glitzer in gold, rosé, silber. Schließlich wollen wir ja Weihnachtstrüffel machen.
Also schnell die Schürzen umgebunden und los geht’s. Die fertige Ganache wird aufgeschlagen, damit sie schön weich ist und in die bereit gestellten Hohlkörper gespritzt werden kann. Das ist schon ein ganz schönes Gemansche, und ich muss mich zurück halten, um nicht zuviel vom süßen Schokobrei, der in der Spritzkanüle zurückbleibt, abzulecken. Ganz so einfach wie gedacht ist das Füllen der Hohlkörper auch nicht. Beim Abstreifen der überflüssigen Fülle merke ich immer wieder, wie sich kleine Leerräume auftun. Das sollte nicht sein! Aber schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, auch keine Meisterin…
Steffi hat das Konditorenhandwerk von der Pike auf gelernt, bei ihrem Vater in Frankfurt. Der muss ganz schön streng gewesen sein. „Er hat mich den ganzen Tag in die Backstube eingesperrt und gesagt: du kommst erst wieder raus, wenn du weißt, wie man Kuvertüre temperiert,“ erzählt sie. Da müsste ich wohl lange in der Backstube ausharren, denn das Temperieren von Kuvertüre ist die Königsdisziplin – siehe weiter unten.
Jedenfalls hat unsere Trüffelfee erst mal einen Umweg genommen, ehe sie sich auf ihre Patissier-Erfahrungen besann. Sie lernte in München den Beruf der Event-Kauffrau und arbeitete jahrelang bei einer Agentur. Irgendwann bekam Stefanie jedoch Lust, zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Und weil ihr Bruder in Kaufbeuren lebte, landete sie auch hier. Das alles erzählt sie uns, während wir hochkonzentriert unsere Hohlkörper füllen und verschließen. Schließlich sollen unsere Weihnachtstrüffel so perfekt wie möglich sein! Ganz nebenbei erfahren wir auch, dass Stefanie nichts von Supermarkt-Kuvertüren hält („Da ist ein Haufen Schrott drin!“). Sie kauft lieber im Spezialhandel natürliche Fair Trade Produkte. Das tut auch den Trüffeln gut, meint sie. Schließlich komme es auch da auf die Qualität an – und auf die Kreativität. „Für mich ist Schokolade einfach das Land der unbegrenzten Möglichkeiten,“ sagt sie.
Doch bevor wir kreativ werden können, müssen wir lernen, wie die Kuverüre temperiert wird – am besten schmilzt sie über dem Wasserbad. Nein, nicht mit kochendem, sondern mit warmem Wasser. Und immer rühren, rühren, rühren. Wenn wir die Kuvertüre verwenden wollen, darf sie nicht zu warm und nicht zu kalt sein. „Sie ist wie eine launische Diva,“ erklärt die Trüffelfee und hält den Kochlöffel mit der Kuvertüre an die untere Lippe, um die Temperatur zu testen.
Jetzt geht’s ans Überziehen der Weihnachtstrüffel. Am besten im Team. Ich werfe meine Trüffel ins Schokobad, tauche mit der Hand nach ihnen und gebe sie weiter an meine Nachbarin, die sie mit Staubzucker umhüllt. Erst nachdem ich meine Schokoladenfinger gewaschen habe – Schokolade ist gut für die Haut, hat Steffi gesagt – darf ich mit dem Pinsel ein bisschen Glitzer auftragen. Bei der nächsten Runde wechseln wir uns ab. Anita taucht die Trüffel ins Schokoladenbad und ich darf sie in einer Glitzermischung rollen.
Wie aber enstehen die typischen Trüffel-Igel? Steffi holt dazu ein Gitter und zwei Gabeln, mit denen sie die Trüffel auf dem Gitter hin- und herbewegt, bis sie Schokoladenstacheln entwickeln. Wir sind schon ganz schön weit gekommen, dank Steffis Vorbereitungen. Nun bemühen wir uns, „krisensicher ans Ziel zu kommen“. 45 leckere Weihnachtstrüffel will jede/r mit nach Hause nehmen. Beim Verzieren dürfen wir nochmal kreativ werden – und stolz sind wir am Ende alle. Nur haben wir nach drei Stunden Trüffel-Workshop einen Heißhunger auf Scharfes oder Saures. Das gibt’s dann auf dem Weihnachtsmarkt.
Info: Der Trüffelworkshop kostet 65 Euro pro Person inklusive 45 Trüffeln zum Mitnehmen: www.die-trueffelfee-chocolaterie.de
Dezember 6, 2017
Der Kurs hat alle überzeugt und vollendete ein weihnachtliches Wochenende.