Mögen Sie Olivenöl? Am liebsten extra vergine? Dann sollten Sie vielleicht Tom Hillenbrands Krimi „Tödliche Oliven“ nicht lesen. Sonst könnte Ihnen der Appetit vergehen. Der Journalist und Autor („Drohnenland“) hat sich mit seinen kulinarischen Krimis um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer einen Namen gemacht und sich dabei nie gescheut, heikle Themen anzupacken. Skrupellose Lebensmittelkonzerne, korrupte Produzenten, egomanische Sterneköche sind die Ingredienzien dieser nicht immer appetitanregenden Krimis. Und mittendrin wie ein Fels in der Brandung der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer, der sich der ehrlichen regionalen Küche verschrieben hat und ausgerechnet mit der Chefin des renommierten Guide Gabin ein Verhältnis hat. Diesmal gerät Kieffer auf der Suche nach einem verschollenen Freund mit italienischen Wurzeln auf eine Ölspur – und rutscht beinahe aus. Was er auf seinen lebensgefährlichen Recherchereisen herausfindet, bringt nicht nur einen Groß-Produzenten in Italien in Bedrängnis sondern auch einen der größten Lebensmittelkonzerne. Es geht um gepanschtes Olivenöl, das in großem Maßstab mit Wasser verdünnt durchs Mittelmeer geschippert wird, um Tresteröl, das sich mit Chlorophyll aufpeppen lässt, um EU-Gütegrade und natürlich um viel Geld. Was extra vergine ist, erklärt Kieffer seinem Freund, dem finnischen Eurokraten Vatanen: Eine Erfindung der EU-Agrarpolitik, die sich 1960 auf bestimmte Gütegrade einigte. „Olivenöl ist nicht deshalb extra vergine ist, weil es irgendwelche Grenzwerte erfüllt – sondern weil es bestimmte Geschmacksvariablen aufweist“. Es sollte „pfeffrig, bitter, fruchtig“ sein. Und das lässt sich wohl auch durch illegale Zusätze erreichen. Dass hinter dem Milliardenmarkt die Mafia steckt, versteht sich von selbst. Dass Kieffer buchstäblich ins Teufels Küche gerät, auch. Schließlich soll so ein kulinarischer Krimi nicht nur Erkenntnisgewinn für Gourmets liefern, sondern auch spannend sein. Und das ist „Tödliche Oliven“.
Info: Tom Hillenbrand, Tödliche Oliven, kiwi, 318 S., 9,99 Euro
13Nov. 2014