2013 soll das Comeback der „irischen Erfolgsstory” werden, hofft der irische Transportminister Leo Varadkar. Der Zeitpunkt ist günstig, hat doch Dublin in der ersten Hälfte des Jahres den EU-Ratsvorsitz inne. Weil man aber in dem in letzter Zeit von Krisen geplagten Land nichts dem Zufall überlassen will, will man mit einem Riesen-Event nachhelfen. „Gathering Ireland 2013“ soll Iren und Irland-Freunde aus aller Welt auf die grüne Insel bringen – und dazu haben sich die unterschiedlichsten Gruppierungen zusammen gefunden. Hunderttausende werden zu Festivals, sportlichen Wettbewerben, Clantreffen, Konzerten und anderen Großereignissen erwartet. Mit einer fantasievollen Lichterprozession begrüßte Dublin an Silvester das neue Jahr, das eine zwölf Monate währende Party verspricht.
Mit dazu beitragen will der „König der Rothaarigen“ Alan Haynes, der zur Red Head Convention in Crosshaven im County Cork mindestens 1000 Rothaarige erwartet – vor allem aus Schottland, dem Land „mit der größten Rothaar-Dichte der Welt“. Am 25. August können die Rothaarigen dieser Welt gegeneinander antreten und ermessen, wer die meisten Sommersprossen, die längsten roten Haare oder auch die schönsten roten Augenbrauen hat. Wer davon nichts hält, kann sich immer noch beim Karotten-Werfen beteiligen oder auch beim Massenstart der roten Luftballone. Für musikalische Unterhaltung sorgt die – natürlich rothaarige – Sängerin Karrie. Einen Tag voll „whacky redhead madness“ (hirnrissiger Rothaar-Verrücktheit) verspricht der rothaarige König seinen Untertanen und die ebenfalls rothaarige Königin lächelt huldvoll.
Eine ganz andere Klientel hat Brian Hogan im Auge. Der ältere Herr mit dem soignierten Äußeren ist selbst Pilot und Eigentümer eines Flugzeugs. Er lädt die Kollegen vom Festland dazu ein, zwischen dem 23. und dem 26. August massenhaft Irland anzufliegen. Der Weston Executive Airport im County Kildare wird an diesen Tagen auf die Hobbypiloten und ihre Begleiter eingestellt sein. Und im Hangar ist ein großes Fest geplant.
Und dann wären da noch die Franzosen, die am 17. August im County Mayo ganz besonders willkommen sind. Dann soll die Landung französischer Soldaten unter General Jean Joseph Amable Humbert in Kilcummin vom August des Jahres 1798 in Szene gesetzt werden. Sie kamen aus dem nachrevolutionären Frankreich, um den aufständischen Iren zu Hilfe zu eilen. Auch die Schlacht um Killalla wird wieder aufleben, detailgetreu inszeniert von französischen und irischen „Re-enactors“, die sich dazu berufen fühlen, die historischen Ereignisse so authentisch wie möglich nachzustellen. Das „Jahr der Franzosen“ endete zwar unrühmlich, ging aber in die Geschichte ein und ist verantwortlich für so manche – menschliche – Hinterlassenschaft. Auch an diese Iren mit französischen Wurzeln wendet sich das Event „In Humbert’s Footsteps“.
Nicht ganz so weit zurück in die Geschichte gehen die Initiatoren von JFK 50 The Homecoming. Von Mai bis November soll in Wexford an den Besuch John F. Kennedys vor 50 Jahren erinnert werden. Vor allem Amerikaner sind eingeladen, Irland auf den Spuren dieses Besuchs zu bereisen. In der Kennedy Summer School und beim Homestead Gathering Event werden die irischen Wurzeln des populären amerikanischen Präsidenten beleuchtet und im November wird der Ermordung Kennedys gedacht. Seine Vorfahren hatten Irland in Richtung Amerika verlassen – wie Millionen anderer vor und nach ihnen. „Es gibt kein Dorf auf dieser Insel, das nicht von Auswanderung betroffen war“, sagt die Schauspielerin Fionnula Flanagan, die auf ihrer Reise durch Irland auch ein Geisterdorf besucht hat: In den heute verlassenen und verfallenden Steinhäusern hatten 1911 noch 59 Menschen gelebt. Ihre Nachkommen sind heute wohl in alle Welt zerstreut – wie 71 Millionen Landsleute. Wenigstens einen Teil davon soll das Gathering Ireland Jahr für ein paar Tage oder Wochen auf die Insel zurückholen.
Fast schon ein Muss für überzeugte Irland-Freunde ist das St. Patrick’s Festival am 17. März, das in diesem Jahr natürlich größer und schöner sein soll als je zuvor. Wenn die traditionelle St. Patricks’s Parade durch die Straßen von Dublin zieht, wird auch der Lord Mayor dabei sein, der bei der Lichter-Parade an Silvester das Gathering-Jahr eingeläutet hat. Naoise O Muiri hat noch ein halbes Jahr Zeit, um diesem wichtigen Jahr in der irischen Geschichte zum Erfolg zu verhelfen. In Dublin wird der Lord Mayor nur für ein Jahr gewählt. Zu kurz, um viel bewegen zu können, meint der dunkelhaarige Fine-Gael-Mann, ehe er sich mit Enthusiasmus in die Feierlichkeiten stürzt.
Derek Torof und Colm Quilligan, die beiden Schauspieler, die seit 25 Jahren bei feuchtfröhlichen Pubtouren Dublins weltberühmte Literaten zum Leben erwecken, werden auch in diesem Jahr Zitate aus James Joyces „The Dubliners“ zum Besten geben und erzählen, wie der schlaksige junge Mann, der sich von Anfang an für einen großen Schriftsteller hielt, um das Zimmermädchen Nora Barnacle warb. Sie werden in die Rollen von Estragon und Wladimir aus Becketts „Warten auf Godot“ schlüpfen und Brendan Behan zitieren, der davon sprach, dass er ein „Trinker mit einem Schreibproblem“ sei. Womit er sich in Irland wohl in bester Gesellschaft befand. Denn was gehört wohl in Dublin zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten, abgesehen vom weltberühmten „Book of Kells“ im Trinity College, jener prachtvollen Abschrift des lateinischen Textes der vier Evangelien aus der Zeit um die erste Jahrtausendwende? Die alte Jameson Destillery, wo die Besucher dem samtigen Aroma des irischen Whiskey auf den Grund gehen können, und das Guinness Storehouse, wo Dublins schwarzes Lebenselexier gebraut wird. Beide erzählen übrigens eine irische Erfolgsgeschichte…