Zauchensee geht mit der Zeit

Wenn der kleine Roland mit seinen zwei Brüdern in Augsburg, der Heimatstadt seiner Mutter, war, dann hat er am liebsten Autos gezählt. Das tut er heute noch gerne. Denn die Autos, die nach Zauchensee kommen, bringen Gäste und die sind für Roland Dolschek überlebenswichtig. Aus dem kleinen Augsburg-Besucher ist ein Hotelier geworden. Einer, der an die Zukunft
denkt.

Der 40-jährige Besitzer der Sportalm hat sich mit den anderen Hoteliers des Ortes zu den Zauchensee Holiday Pearls zusammengeschlossen, einem Marketing-Verbund, der Zauchensee in aller Welt bekannt machen soll. "Wir haben uns selbst auf Gemeinsamkeit programmiert", sagt Dolschek und erzählt, dass die Wirte nicht nur gemeinsam Entscheidungen treffen, sondern auch gemeinsam in den Urlaub fahren. "Manchmal kommt mir so viel Harmonie fast schon kitschig vor", räumt der groß gewachsene, schlanke Mann ein, "aber es ist eben so."
Das liegt wohl am Ort. Zauchensee, das Hoteldorf auf der Alm, feiert in diesem Jahr 40 Jahre Wintersport. 1964 entstand der erste Lift samt Liftgasthof, wo bis dahin nur Tourengeher ihre Spuren hinterlassen hatten.
Im selben Jahr wurde die Zauchensee-Liftgesellschaft gegründet. Es waren die Almbauern, die auf einen Tourismus-Boom setzten und andere für ihre Ideen begeisterten. Geld kam vom Schuldirektor bis zum Elektriker. Man hatte die Zeichen der Zeit erkannt und die neue Zeit kam mit Riesenschritten. Bis auf zwei wichen die Almen Hotelbauten, die ständig größer wurden. Die Pioniere von einst haben inzwischen an ihre Söhne und Töchter übergeben. Die sind einen Schritt weitergegangen und haben 1995 den Wirteverein gegründet. 1999 dann haben sie gemeinsam die Magic Mountains nach Zauchensee gebracht. Damit ist auch der Sommerbetrieb gesichert.
"Die Väter lassen uns Spielraum", sagt Rupert Walchhofer, Chef des Salzburger Hofs. Rupert ist das älteste von sechs Walchhofer-Kindern. Der jüngste Bruder, Michael, war Weltcupsieger 2003 in St. Moritz und führt das benachbarte Hotel Zauchensee Zentral. Schwester Marlene, verheiratete Rettenwender, ist in der Alpenrose anzutreffen.
26 Einwohner hat das Hoteldorf, sieben davon sind Kinder. Und doch will man so etwas wie ein Dorfgefühl entwickeln, "für uns selbst quasi", so Dolschek, der als einer der wenigen nicht aus einem Almbauern-Geschlecht stammt. Sein Vater hat ein Installationsgeschäft in Altenmarkt. Doch Dolschek ist Hotelier mit Leib und Seele und er glaubt an den Wirteverein.
Als Konkurrenten sieht er keinen der anderen. Jedes Hotel hat schließlich sein eigenes Profil.
Der Salzburger Hof, dem auch die Jugendherberge angegliedert ist, setzt auf Familien. Rupert Walchhofer hat sein Vier-Sterne-Hotel für viel Geld den modernen Bedürfnissen angepasst. Er will etwas bieten fürs Geld: "Es darf nicht passieren, dass sich der Gast geneppt fühlt." Das Rundum-Angebot mit Almbar, Café, Kegelbahn und Schwimmbad kommt denn auch gut an. Die Alpenrose will "Wellness auf der Alm" verkaufen. "Hier kocht der Chef", charakterisiert Hotelier Hans Rettenwender das familiäre Ambiente.
Ganz anders die Atmosphäre im Alpenhof, wo Elisabeth Mayrhofer vor allem Genießer empfangen will. Die Sommeliere, die "in den besten österreichischen Hotels" gelernt hat, lockt mit Schmankerlküche, Weinkulinarium und neuer Wellness-Landschaft. Dagegen kann Dolschek in seiner Sportalm vor allem die überschaubare Größe des Hotels setzen, die fast von selbst Vertrautheit unter den Gästen und mit den Gastgebern fördert. Ehrgeizig wie Hoteliers nun mal sind, hat er ein Umbaukonzept für ein Vier-Sterne-Hotel schon in der Tasche. Andererseits weiß er auch, dass bei der nötigen Vergrößerung viel vom kuscheligen Charme des Hauses auf der Strecke bleiben würde.
Für Veronika Scheffer, Prokuristin der Zauchensee-Liftgesellschaft, hat die Zukunft schon begonnen ­ im futuristischen Kongresszentrum, das sich mit amerikanischen Gegenstücken messen kann. 15 Millionen Euro hat Zauchensee für den Koloss aus Beton und Glas investiert, mit dem sich das Hoteldorf einen Platz auf der Landkarte für Seminare und Incentives verspricht. "Das wird laufen", ist Veronika Scheffer überzeugt, "auch wenn es nie unser Hauptgeschäft sein wird." Die jugendlich wirkende Managerin erhofft sich vor allem eine Belebung der Zwischensaison.
Aufwärts geht es drinnen, wo Skifahrer in voller Montur auf der Rolltreppe zur Talstation gleiten. Der Winter ist trotz aller anderweitigen Anstrengungen Zauchensees Lieblingssaison und damit das so bleibt, nehmen die Gesellschafter, zu denen auch die Wirte gehören, alle Jahre wieder viel Geld in die Hand. Allein für die Präparierung der Pisten rechnet Veronika Scheffer pro Gast und Tag drei bis vier Euro. 15 Pistenbullys stehen in Zauchensee und Flachauwinkl bereit, um über Nacht die Spuren von Skifahrern und Snowboardern platt zu walzen. Und weil Frau Holle immer launischer wird, soll eine Rundum-Beschneiung her und "Europas größter Beschneiungssee". 100\x0e000 Euro sind für das riesige Speicherbecken unter dem Gipfel des Gamskogel veranschlagt.
"Man muss investieren, damit der Gast sich wohl fühlt", sagt Veronika Scheffer, die als Tochter eines der Zauchensee-Pioniere die Weitsichtigkeit des Vaters geerbt hat. Und wohl fühlen sich die meisten Gäste in Zauchensee, selbst wenn sie nicht sehen, wie viel Arbeit, Geld und Zeit hinter dem perfekten Wintersportparadies stecken. Viele kommen alle Jahre wieder ­ auch weil sie sich in ihrem Hotel zu Hause fühlen. Sie sind Stammgäste und die gehören für Roland Dolschek und seine Frau Romana schon zur Familie.

Vom Bett auf die Piste
(li). Schon frühmorgens sind die ersten Skifahrer unterwegs. Da sind die Pisten noch jungfräulich, frisch gewalzt, und die Frühaufsteher können ihre Spuren in die weiße Unterlage schnitzen. Wer in Zauchensee wohnt, hat keine weiten Wege. "Vom Bett auf die Piste" ist das Motto des Hoteldorfs. Das Ski-Karussell dreht sich unermüdlich von morgens bis abends. Zusammen mit Flachauwinkl und Kleinarl hat Zauchensee schon so viel Lifte und Pisten, dass selbst sportliche Skifahrer und Snowboarder eine Woche gut zu tun haben.
Zum Beispiel am Tauernkar, wo die schwarze Piste hinunter nach Zauchensee einiges Stehvermögen fordert. Wer’s sanfter mag, fährt auf der hinteren Seite ab und genießt dabei den Panoramablick auf die umstehenden Tauerngipfel. Oder am Roßkopf, wo man nach Schneefall an der Kogelalm im frischen Pulver carven und hinunter nach Flachau Winkl weite Bögen auf glatt gebügelten Autobahnen ziehen kann. Oder am Gamskogel, wo so mancher auf der Weltcup-Piste in den Schnee beißt. Wer’s lieber ungestört mag,
fährt mit der Schwarzwandgondel bis zum Gipfel und schwingt an der Skiroute ab.
Varianten sind das Geheimnis von Zauchensee. Keine(r) muss die breiten, von der Mehrzahl der Gäste so geschätzten Autobahnen nehmen. Wer den Kick sucht, findet bösartige Buckelpisten und steil abfallende Hänge, die schwindlig machen. "Bei uns geht’s ums Skifahren", sagt Hotelier Dolschek.
Wohl wahr. Deshalb ist auch der Ski-Weltcup so wichtig für Zauchensee und natürlich der Weltcup-Sieger Michael Walchhofer. Sein Können vermarktet der blauäugige Zauchensee-Heros in der "Weltmeister Schischule".
Rund 500\x0e000 ¤ verschlingt die Ausrichtung eines Weltcup-Rennens ­ eine Ausgabe, die sich nach Meinung von Edi Kocher, Tourismusdirektor von Altenmarkt-Zauchensee, lohnt. Das Weltcup-Finale 2002 habe den Namen Zauchensee in die Wohnzimmer der Welt getragen und die Weltcup-Strecke sei ein "Mythos". Fast ebenso wichtig wie die Tatsache, dass der Skizirkus im Weltcuport gastiert, sind für Kocher allerdings auch die Jugendlichen, die ihren Schulskikurs in Zauchensee absolvieren. "Die kommen später oft mit ihren Familien wieder."
Das Paradies für Familien mit kleinen Kindern liegt hinter dem Berg, in Flachauwinkl und Kleinarl mit sanft geneigten Hängen, breiten Abfahrten, freundlichen Almen und bequemen Sesselliften. Und die Beförderung unter der Autobahn hindurch ist eine Attraktion für sich: Der "Zauchi", ein Traktor mit zwei Anhängern, in denen sich Skifahrer und Snowboarder drängen, macht die kurze Fahrt zum Vergnügen vor allem für die Kinder. Natürlich verkehrt auch ein ganz normaler Skibus ­ aber gegen "Zauchi" hat so ein banaler Shuttle keine Chance. Wer trotz des vielfältigen Pistenangebots auch mal Pause machen will, hat auch bei den Hütten die Qual der Wahl: nostalgisch wie die Burgstall-Hütte mit der Herzerl-Bar oder mit Aussicht wie die Rauchkopfhütte mit der verglasten Veranda, urig wie die Felserhütte mitten im Ort oder gemütlich wie das Café Annemarie Moser-Pröll in Kleinarl, wo die österreichische Skilegende zu Hause ist.
Auch der "Herminator" kommt aus der Gegend. In Flachau kann man auf den Spuren von Skias Hermann Maier abfahren. "Skifahren, wo Olympiasieger und Weltmeister zu Hause sind" wirbt denn der Verbund Skiamadé, zu dem neben Altenmarkt-Zauchensee, Flachauwinkl und Kleinarl eben auch Flachau gehört sowie Filzmoos, Radstadt, Eben, Wagrain, Sankt Johann, Alpendorf und Goldegg. Insgesamt 270 Liftanlagen und 860 Kilometer Abfahrten. Der Skipass erschließt eine ganze Region, auch wenn zwischen Goldegg und Filzmoos nicht nur sieben Berge, sondern auch reichlich Autobahnkilometer stehen. Und warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Gute vor der Haustür liegt.
Roland Dolschek ist noch nicht einmal in Flachau Ski gefahren. Ihm reicht das Angebot von Zauchensee. Uns auch.

Kurz informiert
Allgemeines: Zauchensee liegt auf 1350 Meter Höhe und gehört zum malerischen Altenmarkt, das mit den Hochbifangbahnen ein eigenes Skigebiet hat.
Anreise: Mit dem Auto über die Tauernautobahn, Abfahrt Altenmarkt und auf der Landesstraße weiter nach Zauchensee.
Es geht aber auch mit der Bahn, Altenmarkt hat eine Bahnstation. Der Bus nach Zauchensee fährt regelmäßig.
Skigebiet: In Zauchensee erschließen drei Gondelbahnen, elf Sessellifte und sieben Schlepplifte 135 Kilometer Pisten. Drei Skischulen geben Unterricht für Groß und Klein. Es gibt zwar keinen Skikindergarten, aber ab vier können Kinder auch ganztags mit Mittagstisch betreut werden. Zauchensee gehört zum Verbund Skiamadé mit 860 Kilometer Pisten und 270 Liften. Der Sechs-Tage-Skipass kostet für Zauchensee-Gäste 165
¤ in der Haupt-, 153,50
¤ in der Nebensaison. Kinder zahlen 82,50/77
¤. Als Osteraktion sind die Wochenpässe für Kinder des Jahrgangs 1989 und jünger ab 19. März gratis, wenn ein Elternteil einen Sechs-Tage-Skipass kauft.
Aktivitäten: Neben Skifahren und Snowboarden auch Langlaufen in Altenmarkt auf 220 Kilometer Loipen, darunter eine acht Kilometer lange Olympia-Loipe.
Kostenlos in Zauchensee: Schneeschuhwandern, Eisstockschießen, Hüttenabende.
Unterkunft: Neben den sechs Vier-Sterne-Hotels und dem einen Drei-Sterne-Hotel (alle mit moderner Ausstattung, Sauna und mehr) gehören zu den Holiday Pearls noch das Jagdhaus Schneider mit Appartements auch für Selbstversorger, das Appartementhaus Panorama und die Skistube Schneider.
Außerdem hat Zauchensee eine Jugendherberge, die direkt an das Hotel Zauchenseehof anschließt.
Pauschalen: Wochenangebote ab 560 ¤ pro Person für sieben HP und Sechs-Tage-Skipass (erhältlich bis 25. Dezember und vom 8. Januar bis 5. Februar, sowie ab 12. März). Erstmals organisieren die "Zauchensee holiday pearls" im Rahmen einer Wochenpauschale das Zauchensee Firnfestival. Dazu gehören neben der genannten Hotelleistung auch ein Skiguiding samt Apres-Ski-Party mit Live-Musik sowie ein Galaabend im Festsaal der Liftgesellschaft (mit Galabüfett, Tanzkapelle und Jazz-Casino). Das Arrangement ist ab 620 ¤ zu buchen, (26. März bis 2. April, 2. bis 9. April).
Seminare: "Gipfeltagen" heißt das Stichwort, mit dem Zauchensee auch im Event- und Geschäftsbereich punkten will. Das futuristische Kongresszentrum verfügt über vier Seminarräume für bis zu 400 Personen mit moderner technischer Ausrüstung
Auskunft: Zauchensee-holiday pearls, Palfen 163, A-5541 Zauchensee, info@zauchensee.com, www.zauchensee.com und Tourismusverband Altenmarkt/Zauchensee, A-5541 Altenmarkt, Tel. 0043/6452/5511, Fax 6066, E-Mail: info@altenmarkt-zauchensee.at, www.altenmarkt-zauchensee.at

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