Von der Zauberkraft der Alpen: Andreas Lestis „Oben ist besser als unten“

„Wenn heute etwas für das Ehrliche und Echte – für das Analoge, könnte man auch sagen – steht, dann sind es die Berge“, schreibt Andreas Lesti im Prolog zu seinem Buch „Oben ist besser nach unten“, das er als „literarische Expedition in die Alpen“ verstanden sehen will. Der gebürtige Augsburger und Wahl-Berliner hat viel gelesen, ehe er sich auf den Weg gemacht hat und den Büchern, die ihn beeindruckt hatten, durch die Berge gefolgt ist.

Entstanden ist nicht nur die übliche literarische Spurensuche – die natürlich auch, sondern eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Berg“ und der Literatur darüber: Über das Oben und das Unten, über exzentrische Engländer und schrullige Älpler, über die Sucht des Städters nach Ausgesetztsein und die Überwindung des inneren Schweinehunds, über Realität und Fiktion und darüber, was fiktive Wahrheit ist. Dabei ist Lesti trotz aller Mühen der Berge nie der Humor abhanden gekommen. Und so stellt er die Bezwingung des Rum Doodle, „eine wunderbare Parodie auf all die nationalistischen Bergsteiger-Heldengeschichten“,  gleichberechtigt neben die Eroberung des Matterhorns oder die Erstbesteigung des Mont Blanc. Andreas Lesti hat viel gelesen, bevor er zu seiner eigenen Expedition zum Mythos Berg aufgebrochen ist; da bleibt es nicht aus, dass er viel zitiert, dass er Parallelen herstellt zwischen den zitierten Schriftstellern bis hin zum eigenen Erleben. Auch das schildert der Autor mit einem sympathischen Augenzwinkern. „Die beste Methode, um mit der Tragik der Bergwelt klar zu kommen, ist die Komik“, ist Lesti überzeugt. Und so serviert er seinen Lesern zwar durchaus schwere (literarische) Kost, die er aber mit netten Episoden, mit komischen Elementen und einer optimistischen Sicht der Dinge so delikat würzt, dass man sie mit Genuss konsumiert. Am Ende kehrt er dahin zurück, wo alles seinen Ausgang genommen hat – in eine Hütte im Hornbachtal. Hier will er den Mann treffen, der ihn mit seinen Büchern auf den Weg geschickt hat. Vielleicht um ihn zu fragen: „Weißt du, was du angerichtet hast?“ Wir wissen es jetzt und sind dem Alois dankbar für ein Buch, das nicht nur Bergfexe angeht.  
Info: Andreas Lesti, Oben ist besser als unten – eine literarische Expedition in die Alpen, Rogner & Bernhard, 320 S., 22,90 Euro 

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