Vom Ausflugslokal zum Luxusresort

Michael Fässler – dunkler Anzug mit leichtem Tracht-Akzent, weißes Hemd – sitzt entspannt auf einem Sessel in der Lobby, hat aber den Blick überall, während wir reden. Über die Geschichte der Sonnenalp, des Allgäuer Luxushotels, das im nächsten Jahr den 100. Geburtstag feiern kann. Über den Umbau der letzten zehn Jahre. Über die Gäste und ihre Wünsche. Es ist ein Kommen und Gehen in der weitläufigen, offenen Empfangshalle. Viele Gäste kennen einander. Kein Wunder bei 80 Prozent Stammgästen. Auf sie warten Menschen, die sie schon lange kennen wie der liebenswürdige Empfangsdirektor Josef Kopaunik, der dem Haus seit Jahrzehnten die Treue hält.  Auch andere Mitarbeiter sind schon lange dabei, sie gehören quasi zur Hotelfamilie.

Ein freundliches Willkommen erwartet die Gäste in der Lobby.

Der Hotelier ist sichtlich stolz auf solche Mitarbeiter und auf das, was seine Familie im Allgäu geschaffen hat. Ja, die Urgroßeltern seien schon echte Pioniere gewesen, sagt Michael Fässler. Damals, 1919, „da war nix mit Tourismus in Ofterschwang“.

Sommerfrischler und Turisten

Allerdings waren schon Ende des 19. Jahrhunderts die ersten „Turisten“ auf den Allgäuer Bergen unterwegs, dazu kamen Sommerfrischler, die in schöner Naturkulisse entspannen wollten. Und in Hindelang, wo eine schwefelhaltige Quelle sprudelte, beflügelte Prinzregent Luitpold von Bayern die Entwicklung des Bergdorfs zum Bad und des Gesundheitstourismus in den Alpen. „Viele Einheimische erkannten die Vorteile des neuen Wirtschaftszweiges und stellten selbst ihre Privatzimmer der gewerblichen Zimmervermietung zur Verfügung,“ so steht es in einem Rückblick des Tourismusverbands.

So sahen die ersten Zimmer aus. Bild (c) Sonnenalp

Die Sonnenalp startete als Sonnenalm

Adolf Fässler, Nudelfabrikant aus Sonthofen, hätte eigentlich seinen Ruhestand genießen können. Aber er hatte anderes im Sinn. Der Unternehmer kaufte ein landwirtschaftliches Anwesen mit sauren Wiesen beim Moor und erntete dafür den Spott der Einheimischen. „Moostapper“ nannten sie den Neu-Ofterschwanger und seine Frau Eleonore. Doch die beiden ließen sich nicht beirren, sie eröffneten im Bauernhof ein Ausflugslokal und nannten es „Sonnenalm“.

Weitsichtige Gründer: Eleonore und Adolf Fässler Bild (c) Sonnenalp

Nach und nach baute das Ehepaar das Anwesen um, installierte Gästezimmer und einen Speisesaal und bot den Gästen auch Moorbäder an. Und die Sommerfrischler kamen, genossen das Bergerlebnis und die familiäre Atmosphäre im Haus. Die „Sonnenalm“ veränderte sich mit den Jahren, und wurde zur „Sonnenalp“.

Mit Kneipp zum Wohlfühl-Hotel

Auch nachdem 1932 Resi und Ludwig Fässler das Haus übernommen hatten, blieb man innovativ. Ludwig ließ sich in Bad Wörishofen zum Kneipp-Bademeister ausbilden und nahm die Gesundheitsphilosophie des Wasserdoktors mit auf die Sonnenalp. Das Haus wurde ausgebaut und verwandelte sich in ein Kurhotel mit Kneipp- und Moorbehandlungen.

Badevergnügen im Angesicht der Allgäuer Berge. Bild (c) Sonnenalp

1956 entstand Deutschlands erstes Hotelschwimmbad mit Sauna. „Die Großeltern wussten schon damals, wie wichtig das körperliche Wohlbefinden ist,“ sagt Michael Fässler – auch wenn sie den Anglizismus Wellness noch nicht kannten. Und zum Wohlgefühl gehörte die familiäre Atmosphäre. Für Ludwig Fässler war es selbstverständlich, seinen Gästen die schöne Allgäuer Umgebung zu zeigen.

Ein kleines Imperium in  Ofterschwang

Doch es gibt keine Hotelgeschichte ohne Rückschläge. 1967 war es auch für die Sonnenalp so weit. Das gesamte Haupthaus fiel einem Großbrand zum Opfer. Aber die Fässlers gaben nicht auf. Im Gegenteil, man krempelte die Ärmel hoch, motivierte Mitarbeiter und Handwerker und eröffnete an Weihnachten die wieder erstandene Sonnenalp. Die nächste, die dritte Generation konnte übernehmen, und sie brachte neue, ehrgeizige Ideen mit: Ein Ferienresort wollten Gretl und Karlheinz Fässler aus der Sonnenalp machen, ein Aushängeschild des Allgäus.
So entstand ein kleines Imperium mit einem eigenen Skigebiet am Ofterschwanger Horn und dazu gehöriger Skischule, mit dem größten Hotel-Freibad Deutschlands und dem ersten hoteleigenen Golfplatz, mit Tennis-Anlagen und einer hoteleigenen Shoppingwelt. Es entstanden luxuriöse Zimmer, Appartements und Suiten – und das Gourmetrestaurant Silberdistel. Jetzt war man auf Augenhöhe mit den Luxus-Resorts dieser Welt. Und die Sonnenalp wurde international – mit einem Schwesterhotel in Vail/Colorado. Michaels Bruder Johannes hat in den USA die Fässler-Philosophie von familiärem Luxus umgesetzt.

Die letzte Verwandlung dauerte zehn Jahre

Es war ein weiter Weg von der Ausflugsgaststätte zum Ferienresort. Michael Fässler ist mit dem Gastgeber-Gen zur Welt gekommen und hat miterlebt, wie sich das Haus im Lauf der Jahrzehnte gewandelt hat. Die letzte Verwandlung hat er selbst initiiert, zusammen mit seiner Frau Anna-Maria. 30 Millionen wurden investiert, um die Sonnenalp dem Zeitgeist anzupassen – auch mit einer weitläufigen Wellness-Luxuswelt.  Zehn Jahre wurde um- und ausgebaut. „Das hat ganz schön viel Kraft gekostet,“ sagt Michael Fässler. „Aber es hat sich gelohnt.“ Die dunklen Holzelemente der Fassade wurden durch Lärchenholz ersetzt. Jetzt wirkt die Sonnenalp hell und freundlich, und die früher eher klobigen Holzbalkone sehen nahezu filigran aus.

Einladend ist der Blick auf die neue Sonnenalp vom Schwimmteich aus.

Alles hat sich zum Leichteren hin verändert – und ist doch irgendwie gleich geblieben. Schließlich sollten sich die Stammgäste auch in der neuen Sonnenalp wohlfühlen. Seine Frau Anna-Maria habe den frischen Blick eingebracht, erklärt der Hotelier dankbar, „ich war da eher ein bisschen betriebsblind“. Dabei könne man überall etwas lernen „sogar bei McDonald“. Den Umbau hat das Ehepaar zusammen mit dem Haus-Architekten Martin Unzeitig und der Allgäuer Innenarchitektin Monika Hüttig gestemmt – und natürlich mit Handwerkern (und Materialien) aus der Region. „Wir haben uns selbst wahnsinnig eingebracht,“ erinnert sich Michael Fässler. Inspirieren ließen sie sich von anderen Hotels, die sie besuchten, von der Landschaft und von der Geschichte des Hauses.

Gelungene Verjüngungskur

Die großzügige Badelandschaft ist in die Umgebung eingebettet.

Die Tradition sollte nicht mehr im Lederhosenstil, sondern in einem neuen Kleid daher kommen. In einem Kleid, das allerdings auch den Stammgästen gefallen musste. Zu gewagt durfte es also nicht sein. Der Spagat ist gelungen. Der Sonnenalp hat die Verjüngungskur gut getan. Es war keine rabiate Schönheitsoperation, sondern eher ein Peeling, das die vorhandenen Vorzüge wieder zur Geltung bringt. Auch da hat man in der Sonnenalp Erfahrung. Im großzügigen Spa können sich auch die Gäste von ausgebildeten Fachkräften runderneuern lassen.
Was es sonst noch gibt in der neuen, bald 100-jährigen Sonnenalp? Einen Reiterhof mit 14 Ponys und Kleinpferden, eine Weltcup-Hütte, drei Alpine Chalets mit sechs Appartements – und einen Michelin-Stern. Auch bei den Gästen kommt inzwischen die neue Generation, und sie bringt gerne die Kinder mit. Deshalb gibt es in der Sonnenalp jetzt ein eigenes Kinder- und Jugendprogramm. Und damit auch der Geist im Ferien- und Familienresort nicht zu kurz kommt, organisiert die Familie Lesungen und Konzerte.
Adolf Fässler würde staunen, was aus seinem Ausflugslokal auf der sauren Wiese geworden ist. Und die nächste Generation steht auch schon in den Startlöchern: Sohn Jakob hat sich schon in den besten Hotels dieser Welt umgeschaut – auch im Bayerischen Hof in München. In fünf Jahren soll er  das Allgäuer Traditionshaus in die Zukunft führen.
Info: Sonnenalp Resort Spa Golf, Sonnenalp 1 | 87527 Ofterschwang, Tel.
08321 272 0, E-Mail:  info@sonnenalp.de, www.sonnenalp.de, DZ mit Deluxe-HP ab 231 Euro pro Person.
Der Text entstand auf Einladung der Sonnenalp

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