Ski Carezza: Laurins Winterwunderland

Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel, die König-Laurin-Wand im Rosengarten schimmert wie Kupfer. Traumwetter im Skigebiet Carezza. Skilehrer Andreas Obkircher (32) ist euphorisiert.  „Das fahrn‘ mer jetzt alles ab, gell“ sagt er und zeigt mit dem Skistock auf die Pisten, die von der Bergstation der Kabinenbahn Laurin 1 zu sehen sind. Wir sind von Welschnofen aus heraufgekommen ins Reich des sagenhaften Zwergenkönigs Laurin, der einst zwischen den schroffen Felsen des Rosengartens seine Rosen pflegte.

 

Pappkameraden auf dem Sagen-Parcours

Die Sage um Laurin, seinen Rosengarten und seine unglückliche Liebe zur schönen Simhild kennt hier (fast) jeder. Wer Nachholbedarf hat, kann sich im Sagen-Parcours auf die Spuren des Zwergenkönigs begeben. Pappkameraden weisen den Weg, angefangen bei Dietrich von Bern, dem Bruder Simhilds, über die tapferen Recken bis hin zu Laurin und Simhild oben auf dem Berg. Wer alle Stationen abfahren will, darf sich nicht scheuen, im Snowpark über künstliche Buckel zu springen und durch die Bäume zu kurven. Schließlich mussten die Helden Dietrichs auch einige Mühen aufwenden, um Laurin zu bezwingen und die entführte Simhild zu befreien. Der Zwergenkönig aber verfluchte seinen Rosengarten, heißt es im Märchen: Weder bei Tag noch bei Nacht sollten die Menschen seine Schönheit sehen können. Nur die Dämmerung hatte er vergessen. Und deshalb erglühen die Felsnadeln bis heute im Abendrot.

Hänge für jeden Geschmack

Auch Andreas kennt natürlich die Laurin-Sage. Noch mehr aber interessiert ihn das Skigebiet, das mit seinen blauen, roten und schwarzen Pisten für jeden Geschmack und jedes Können etwas zu bieten hat. „Hier kann a jeder glücklich wern, gell,“ sagt er, grinst und ist schon hinter der nächsten Kurve verschwunden. Laurin muss uns heute gewogen sein. Der Schnee ist superleicht, die Ski gleiten wie auf Butter, die Sicht ist so fantastisch, dass wir immer wieder stehen bleiben, um zu schauen und zu staunen – auch um zu fotografieren. Schwarze Abfahrten lassen sich bei den Bedingungen ganz locker meistern. Andreas klatscht jeden ab, der es geschafft hat. „Super, gell!“

Talfahrt auf der  Chamäleon-Piste

Der junge Südtiroler liebt diese Gegend, er bewirtschaftet den Ladritscherhof in Carezza, arbeitet bei einer Versicherung und ist Präsident des hiesigen Snowboard-Weltcup-Organisationskomitees. Im Sommer betreibt der Vater von zwei kleinen Buben einen Buschenschank, bei dem auch hauseigener Speck auf den Tisch kommt. Aber jetzt geht Andreas in seiner Rolle als Skilehrer auf: Am Ende hat er es geschafft, dass wir auch den Steilhang unter der Laurin Lounge ganz locker angehen.  Wir haben uns eingefahren und schweben geradezu zu Tal auf dieser 7,5 Kilometer langen Piste, die von schwarz über rot in blau übergeht – bis sie an der Talstation  in Welschnofen endet.  Eine Chamäleon-Piste, wie geschaffen für das Reich des zaubermächtigen Zwergenkönigs.

Carezza positioniert sich als Klimaskigebiet

Märchenhaft schön ist die Gegend unter dem Rosengarten. Das Skigebiet, Mitte des 20. Jahrhunderts eine der ersten Skianlagen in ganz Südtirol, hat trotzdem lange Winterschlaf gehalten. Wieder in Schwung gebracht hat es Georg Eisath, Mitbegründer
der Techno Alpin AG, einem der führenden Hersteller von Beschneiungsanlagen.
Schneekanonen wurden installiert, moderne Lifte ersetzten die veralteten Anlagen,
neue Pisten entstanden.  Mit 41 Pistenkilometern aller Schwierigkeitsgrade und 15 Aufstiegsanlagen kann Carezza nicht nur mit dem benachbarten Obereggen mithalten, das Skigebiet hat sich zeitgeistig auch als „Alpines Klimaskigebiet“ positioniert.

Mit der Energie auch Geld sparen

Der Macher Eisath hat alles ausrechnen lassen für sein ambitioniertes Projekt: Was sich bei der Beschneiung optimieren lässt und bei der Pistenpräparierung und wie man den Skifahrern die Energie-Effizienz vor Augen führen kann. Da geht es um Pumpenoptimierung, um Wasser- und Luftmanagement. Tausende Daten sind es, die Eisath für die komplizierten Berechnungen vorliegen. Über 210 „Schneeerzeuger“ verfügt das Skigebiet – und über drei Speicherseen. Seit vier Jahren läuft das Pilotprojekt – und der Geschäftsmann Eisath registriert zufrieden, dass er mit seinen Maßnahmen nicht nur Energie eingespart hat, sondern auch Geld. Dieser Winter hat es besonders gut gemeint. Binnen einer Woche konnte der Schnee für den ganzen Winter produziert werden. „Wir beschneien nur bei idealen Temperaturen,“ sagt Eisath, und: „Wir machen nicht zu viel Schnee. Das wäre vergeudete Energie und vergeudetes Geld.“
Die „Schneiköpfe“ wurden optimiert, neue Lanzen wurden angeschafft statt der Energie-aufwendigen Propeller und die Strecken für die Pistenraupen wurden effektiver geplant. Eine Stunde weniger pro Maschine brauche man inzwischen, sagt Eisath stolz. Bei fünf Pistenraupen summiert sich das.

Die Latemar-Runde liegt noch auf Eis

Inzwischen ist Carezza ein von der EU anerkanntes und gefördertes „Alpines Klimaskigebiet“ – und Eisath könnte zufrieden sein. Aber sein eigentliches Ziel hat er verfehlt, die Latemar-Runde. Nach dem Vorbild der von Skitouristen so geschätzten Sella Ronda wollte Eisath eine Verbindung nach Moena und Soraga und später womöglich über Predazza mit dem Skigebiet Obereggen. Als „Mobilitätsprogramm” hatte das Projekt 2017 einen 1. Preis der Arge Alp gewonnen – doch derzeit liegt es auf Eis, zu groß sind die Vorbehalte der anderen Talschaften.

Noch ist die Verbindung hinüber zum Latemar eine Vision. Bild (c): Dolomiti Superski

 

Doch Eisath wäre nicht er selbst, wenn er nicht schon wieder neue Pläne hätte: Eine Kabinenbahn zwischen Tiers und der Frommeralm könnte schon im Sommer gebaut werden. Und eine Zehner-Kabine soll den Zweier-Sessellift zur Kölner Hütte ersetzen. Einen Namen hat er dafür auch „Touch the Dolomites“. Schließlich sind hier die Dolomiten wirklich zum Greifen nahe. Und Laurin hat sich mittlerweile wohl daran gewöhnt, dass zu Füßen seines Rosengartens ein Winterwunderland entstanden ist, in dem sich Skizwerge ebenso wohl fühlen wie alpine Cracks. Auch Eisaths Sohn Florian, Olympiateilnehmer und Skirennläufer, hat hier seine ersten Lorbeeren eingeheimst – bei Kinderrennen.

Kurz informiert

Anreisen. Über die Brennerautobahn, Ausfahrt Bozen-Nord, Richtung Eggental, Karersee. Vom Bahnhof Bozen fahren mehrmals täglich Busse in die Ski Area. Einige Hoteliers bieten ihren Gästen auch einen Hotelshuttle an. Wer lieber in Welschnofen bleibt, kann mit der Gondelbahn ins Skigebiet fahren.
Wohnen. Sowohl in Welschnofen als auch am Karersee oder in Tiers gibt es ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels und Pensionen. Mitten im Skigebiet gelegen ist die Moseralm (HP ab 130 Euro pro Person und Tag im DZ): www.moseralm.com
Skifahren. Die Tageskarte im Skigebiet Carezza kostet in der Hochsaison 44,50 Euro für Erwachsene. Ein Kombi-Skipass „Valle Silver“ (Fassa-Carezza, Fiemme-Obereggen, Alpe Lusia-San Pellegrino, S.Martino di Castrozza-Passo Rolle) kostet für fünf Tage in der Hochsaison 231 Euro.
Familien. Während der gesamten Saison gibt es bei Dolomiti Superski den Skipass für Kinder bis acht Jahre kostenlos, wenn ein Erwachsener einen gleichen Skipass-Typ erwirbt. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es für die Kinderkarte eine Ermäßigung von 50 Prozent. Für kinderreiche Familien gibt es noch weitere Ermäßigungen: dolomitisuperski.com
König Laurin. Carezza Ski und die Skischule Carezza laden bis 28. März jeden Mittwoch von 10 bis 15 Uhr die Kinder ein, König Laurins Welt auf Skiern zu erleben. Inkl. Mittagessen und Kinderbetreuung kostet das Ganze 60 Euro.
Auf der Pra di Tori Weltcup Piste versetzt die Carezza Snow Night am 28. März mit König Laurin und den sieben Zwergen, Fackelabfahrt und Schneekatzenshow Groß und Klein ins Staunen. Gratis Shuttlebus ab Welschnofen und Tiers.
Information. Ski Ara Carezza, E-Mail: info @carezza.it, www.carezza.it

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