Nachlese von der Tourismusbörse 2016

Terror und Flüchtlingskrise waren auf der 50. Internationalen Tourismusbörse  zentrale Themen, nicht nur bei den Pressekonferenzen, auch im Kongress. Ein klares Statement zur Rolle des Tourismus gab Klaus Laepple, der Präsident des deutschen Reiseverbands (DRV) und des Bundesverbands der deutschen Tourismuswirtschaft: „Tourismus und Nationalismus passen nicht zusammen.“

Partnerland 2017

Botswana wird 2017 offizielles Partnerland der Internationalen Tourismusbörse Berlin. „Botswana ist Afrikas bestgehütetes Geheimnis“, so David Ruetz, Head of ITB Berlin. Das Land, das auf der einen Seite geprägt ist von der Kalahari-Wüste und auf der anderen von dem Okavango-Becken mit hunderten von Tierarten, Wald und Wasserwegen, feiert 2016 50 Jahre Unabhängigkeit. Sein großes Potenzial als Urlaubsdestination hat Botswana schon früh erkannt. Seit 1984 ist die afrikanische Republik ständiger Aussteller der ITB Berlin. Heute trägt neben der Diamantenindustrie, dem wichtigsten Wirtschaftszweig, der Tourismus bereits fünf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt
bei: www.gov.bw/

Die Schweiz punktet in China

Auch 2016 steht die Grand Tour of Switzerland im Mittelpunkt der Kampagne. Entlang der Ferienstraße lassen sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in allen Kantonen er-fahren. Wobei in diesem Jahr nach Aussagen von Jörg Krebs, dem Deutschland-Chef von Schweiz Tourismus, die unterschiedlichen Erlebnismöglichkeiten entlang der Grand Tour wie Kunst und Kultur, Natur und Outdoor sowie Aktivurlaub – noch besser hervorgehoben werden sollen. Weil trotzdem der deutsche Markt schwächelt, freuen sich die Schweizer Touristiker über das satte Plus aus China, das nach Deutschland, Großbritannien und den USA inzwischen der viertwichtigste Auslandsmarkt ist. 33 Prozent mehr Übernachtungen, 36 Prozent mehr Ankünfte zeigen, dass die Schweiz bei den Chinesen gut ankommt: www.myswitzerland.com/de

Ägypten setzt auf Sicherheit

Ägyptens Tourismusminister Hisham Zaazou griff auf der Tourismusbörse in Berlin zu einem drastischen Bild: „Uns wurde über Nacht der Hahn zugedreht,“ beschrieb er die Lage nach dem Anschlag auf eine russische Urlaubermaschine im Oktober. Um mögliche Urlauberängste zu zerstreuen und wieder mehr Touristen in das Land am Nil zu locken versprach der Tourismusminister einen „Goldstandard“ bei der Sicherheit. Außerdem will das Land nicht mehr nur Charter- sondern auch Linienflüge nach Ägypten bezuschussen: www.aegyptisches-fremdenverkehrsamt.de/

Jordanien sieht sich als Vorbild

Auf das Partnerland Malediven folgt 2016 Botswana als Partnerland der Tourismusbörse.

Der Minister und ich:  Tourismusminister Nayef Al-Fayez gab sich bei der Jordanien-PK jovial.

Seit sechs Jahren schon strömen Flüchtlinge aus den von Kriegen verheerten Nachbarländern nach Jordanien. 1,4 Millionen Flüchtlinge hat das kleine Königreich aufgenommen, das Flüchtlingslager ist mittlerweile die fünftgrößte Stadt des Landes. Wegen der langjährigen Erfahrungen spiele sein Land eine wichtige Rolle im Friedensprozess, sagte Tourismusminister Nayef Al-Fayez bei der Pressekonferenz auf der Berliner Tourismusbörse. Jordanien könne in der globalen Flüchtlingskrise ein Vorbild sein. Allerdings war dem Politiker auch wichtig, die schönen Seiten des Reiselandes Jordanien hervorzuheben und die Gastfreundlichkeit der Menschen. Um den Tourismus zu stärken, würden an den Flughäfen keine Steuern erhoben: de.visitjordan.com/

Türkei gibt sich optimistisch

Bei der ITB-Pressekonferenz der Türkei fand Tourismusminister Mahir Ünal harte Worte.

Bei der ITB-Pressekonferenz der Türkei fand Tourismusminister Mahir Ünal klare Worte.

Heftige Kritik an Russland übte der Tourismusminister der Türkei. Russland habe den Tourismus als Instrument für Sanktionen missbraucht, sagte Mahir Ünal auf der ITB-Pressekonferenz. Wladimir Putin hatte nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei die Ferienflüge in das Land unterbunden und so den zweitwichtigsten Quellmarkt ausgetrocknet. Jetzt hoffen die Türken, dass sich der deutsche Markt nach anfänglicher Buchungszurückhaltung wieder erholt. Für Touristen bestehe in dem Land keinerlei Risiko, betonte Ünal. „Sie sind so sicher wie zu Hause.“ Die botanische Expo in Antalya werde seiner Meinung nach dazu beitragen, wieder mehr deutsche Touristen in die Türkei zu locken. Ünal kündigte ein Tourismusförderprogramm seines Landes und die Bezuschussung von Ferienflügen in die Türkei an: goturkey.com/de

Griechenland will Inseltourismus stärken

Die Flüchtlingskrise beeinträchtigt den Tourismus vor allem auf den griechischen Inseln. Mit einem Tourismusaktionsplan will das Land den unter Druck geratenen Insel helfen. Gezielte Werbeaktionen sollen den Reisenden vermitteln, dass sich die Aufnahmezentren abseits touristischer Zonen befänden und die Touristen nicht beeinträchtigten. Ein starkes Last-Minute-Geschäft könnte dazu beitragen, dass die Gästezahlen 2016 weiter steigen und der Tourismus erneut „entscheidend zur Wirtschaft des Landes“ beitrage, so Andreas Andreadis, Präsident des griechischen Tourismusverbandes SETE auf der Tourismusbörse in Berlin: ww.discovergreece.com

In Brasilien kommen Emotionen zum Zug

Mit der „Route der Emotionen“ will Brasilien noch mehr Interesse am Land wecken. Die 800 Kilometer lange Strecke im Nordosten, die schon 2005 entwickelt wurde, führt durch die Bundesstaaten Ceará, Piauí und Marahao und durch drei Naturschutzgebiete. Wer hier unterwegs ist, komme den Menschen ebenso nahe wie der der Kultur und Natur des Landes, heißt es, denn der Name sei Programm. Die Deutschen gehörten zur wichtigsten Besuchergruppe, betonte Vinicius Lummertz, Präsident von Embratur bei der Pressekonferenz auf der Internationalen Tourismusbörse. Stornierungen wegen des Zika-Virus gäbe es kaum: http://www.embratur.gov.br/

Sinn statt Sonne in Bayern

Traditionell bayerisch: Mit Engagement präsentierte Stephanie Meyer von der Post Brauerei Nesselwang die "vier Nesselwanger Biere".

Traditionell bayerisch: Mit Engagement präsentierte Stephanie Meyer von der Post Brauerei die  „vier Nesselwanger Biere“.

Als „erste Destination in Europa“ läutete die Bayern Tourismusmarketing GmbH auf der Tourismusbörse „Stade Zeiten“ ein, Reisen als Gegenentwurf zum „Hamsterrad des stressigen Alltags“. Schließlich gehörten Wünsche wie Auftanken, Entspannen oder Abstand zuzm Alltag zu den wichtigsten Reisemotiven. Stille werde als neuer Luxus begriffen. „Sinn statt Sonne“ könnten Mitmach-Angebote in der Natur ebenso vermitteln wie eine spirituelle Auszeit in einem Kloster oder „Momente der Stille“ auf Bergen, an Seen oder in Tälern. Auch mit der Ganzjahreskampagne „Bayern – Traditionell anders“ will der Freistaat punkten. Im Mittelpunkt stehen bayerische Traditionen „neu interpretiert und mit Begeisterung gelebt“: www.bayern.by/stade-zeiten, www.bayern.by/traditionell-anders/

Deutschland auf der Erfolgsspur

Zum sechsten Mal in Folge konnte Deutschland ein Einreiseplus verzeichnen. 2015 machten 79,7 Millionen Urlaub in Deutschland, ein Plus von 5,4 Prozent. Die meisten ausländischen Gäste kamen aus Europa, allen voran aus den Niederlanden und der Schweiz. Die meisten Gäste aus Übersee waren US-Amerikaner. Hohe Zuwachsraten aus China und den Golfstaaten kompensierten die Rückgänge aus Russland. Für 2016 ist die DZT verhalten optimistisch, hieß es auf der Tourismusbörse. Die globale Sicherheitslage könnte ebenso das Reiseverhalten beeinträchtigen wie die Flüchtlingskrise und die Wirtschaftslage. Auch fremdenfeindliche Aktionen könnten das Image des Reiselandes Deutschland beschädigen, fürchtet man bei der DZT. Für den Inlandstourismus zeichne sich jedoch ein erfolgreicher Sommer ab: www.germany.travel/de/index.html

ITB expandiert nach China

Zum 50. Geburtstag war die Internationale Tourismusbörse in Berlin komplett ausgebucht. Und die Messe exportiert ihren Erfolg nach Asien. Seit 2008 sind die Berliner mit der ITB Asia in Singapur vertreten. 2017 wird es erstmals eine ITB China geben – in Schanghai. Damit soll dem „rasant wachsenden Reisemarkt Chinas eine eigene Plattform“ geboten werden, hieß es von den Messeverantwortlichen.

Die Zukunft lässt grüßen: Chikira Kanae, ein humanoider Roboter aus dem Hause Toshiba, gab sogar Interviews.

Die Zukunft lässt grüßen: Chikira Kanae, ein humanoider Roboter aus dem Hause Toshiba, gab sogar Interviews.

 

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