Das selbstverliebte München, in das einer der Autoren verliebt ist, präsentiert sich in diesem Band als menschenleere Kulisse, bloße Fassade. Für „Silent Space“ hat sich „Jens Rieke aufgemacht, die hellen und dunklen Ecken der Stadt einzufangen“ ohne selbstverliebte Münchner, Passanten, Touristen.
Das hat eine verblüffende, verfremdende Wirkung. Denn wer hat schon jemals den Stachus in München ohne Menschen gesehen, einen entvölkerten Marienplatz, den Mittleren Ring ohne Verkehr, eine leere Ludwigstraße? Es sind seltsame Momentaufnahmen, bei denen die Gebäude in den Mittelpunkt rücken, der Beton, der Asphalt der Straßen, das Pflaster der Plätze, die Perspektive.
Bekanntes offenbart unbekannte Seiten
Oft ist der Himmel regengrau statt weißblau wie er in München sein sollte, manchmal ist er auch nachtschwarz. Zur Inszenierung der Leere tragen Spiegelungen bei, Lampen, Lichtreflexe. Man schaut verblüfft auf diese Fotos, die Bekanntes zeigen und dabei Unbekanntes offenbaren. Und man freut sich über die Texte, Gedichte, Kurzgeschichten, Essays, Beschreibungen – einladend die einen, abweisend die anderen. Manche nah dran an der Aktualität, manche historisch. Kritik und Komplimente. Alle lesenswert – auch, weil sie dazu einladen, die Fotos eines unbekannten München noch genauer zu betrachten und sich eigene Gedanken zu machen.
Info: Jens Rieke, Silent Space München, Verlag Anton Pustet, 158 S., 34 Euro, Internet: http://www.pustet.at/Silent-Space-Muenchen_1_p429.html