Messner – Der Film

Als Legende wurde er in der gleichnamigen Reihe der ARD schon gefeiert, im Vilsmaier-Film „Nanga Parbat“ wurde sein Lebenstrauma, der Tod seines Bruders Günter, dramatisiert. Nun also ein ganzer Film über einen der außergewöhnlichsten Extrem-Bergsteiger und Grenzgänger unserer Zeit, über Reinhold Messner. Der Titel „Messner“ – und erst recht das Poster dazu – verraten schon, dass es sich hier um einen Monolithen handelt, der keiner Erklärung mehr bedarf. 

Was der Regisseur und bekennende Messner-Fan Andreas Nickel aus dem Thema, das vielen eher abseitig, wenn nicht gar ausgelutscht erscheint, gemacht hat, kann sich sehen lassen. Vier Jahre hat er daran gearbeitet, in engem Kontakt mit Messner, der auch im Film die eingespielten Szenen selbst kommentiert. So wird der Streifen zu einer persönlichen Würdigung der Lebensleistung des nunmehr 68-jährigen Südtirolers. Trotzdem ist er alles andere als eine unkritische Hommage. Dafür sorgen die Gesprächspartner, die Andreas Nickel ausgewählt hat. Die drei Brüder, die ihre Sicht der Dinge darstellen und die mit dem rebellischen Reinhold nicht immer konform gehen. Die Wegbegleiter wie Peter Habeler oder Hans Kammerlander, die lange Jahre unter dem Schatten litten, den der Egomane Messner warf. Der Film stellt sich der Frage, wer dieser Mann ist, der das Bergsteigen nachhaltig verändert hat und was Messner zu dem Menschen gemacht hat, der die Bergsteigerwelt revolutionierte. 
Andreas Nickel bedient sich bei seinem Psychogramm einer Mischung aus authentischen und nachgestellten Szenen, flankiert von Gesprächen und Kommentaren. Die Zuschauer erfahren von der Enge des Messnerschen Elternhauses, wo Reinhold mit acht Geschwistern aufwuchs und wo er früh begann, gegen den autoritären Vater zu rebellieren. Vielleicht, so meint der psychologisch geschulte Bruder, war es ja immer dieser Vater, der den widerspenstigen Sohn zu immer neuen Höchstleistungen antrieb, dazu, die eigenen Grenzen auszuloten und – wo möglich – auch zu überwinden. 

Die Kameraeinstellungen geben ihren eigenen Kommentar dazu. Sie zeigen in grandiosen Bildern die Berge als Giganten und den Kletterer oder Bergsteiger als winziges Lebewesen in einer lebensfeindlichen Natur. Es sind diese spektakulären Aufnahmen der Berge, ob in den Dolomiten oder im Himalaja, für die Andreas Nickel alle technischen Möglichkeiten  und die bergsteigerischen Fähigkeiten seiner Darsteller genutzt hat, die diesen Film zu einem Augenschmaus machen – auch für Zuschauer, die mit Reinhold Messner nichts oder wenig anfangen können. Den anderen, Freunden und Feinden Messners, hilft dieses filmische Psychogramm eines ebenso willensstarken wie besessenen Grenzgängers  zu verstehen, dass auch das Scheitern zum Leben gehört. Messner sieht sich als Sisyhos, der immer wieder vergeblich versucht, den Stein auf den Berg zu rollen. Und über den Albert Camus sagte: „Der Kampf gegen Gipfel vermag ein Menschenherz auszufüllen. Man muss sich Sisyhos als glücklichen Menschen vorstellen.“ Dieses Sisyphos-Motiv durchzieht den ganzen Film, der auch viel aussagt über das vergebliche Bemühen des Menschen, über sich selbst hinauszuwachsen – in der Unsterblichkeit. 

Mehr zu Reinhold Messner im Interview:  http://www.lilos-reisen.de/archives/1035-Ich-bin-ein-erfolgloser-Philosoph-Ein-Gespraech-mit-Reinhold-Messner-ueber-die-Berge,-fehl-geleitete-Erwartungen-und-Angela-Merkel.html#extended


Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert