Höllenfahrt: Irma Krauß‘ „Glücksgift“

Zugegeben der Anfang liest sich etwas holprig. Dranbleiben, durchhalten. Es lohnt. Irma Krauß’ Psychothriller „Glücksgift“ ist eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Die Leiche wird den Lesern schon auf der ersten Seite serviert, nur weiß man lange ebenso wenig wie der konsternierte Hoteldirektor, wer da so theatralisch aufgebahrt ist.

Irma Krauß lädt dazu ein, hinter die Fassaden zu schauen, in die Köpfe
der Menschen, in ihre Seelen. Mal himmelhochjauchzend, mal zu Tode
betrübt – das ist Amanda. Ihr Gefühlsleben pendelt zwischen den beiden
Extremen und damit überfordert sie sich selbst und schon mal ihre
Umgebung. Die Liebe zu Bravo katapultiert sie in den siebten Himmel und
sie inszeniert die Wohnung als romantisches Liebesnest. Alles soll
perfekt sein.
Mal zärtlich, dann wieder rücksichtslos und voller Selbstzweifel – das
ist Bravo. Er liebt Amanda auch für ihre Extravaganz und er will sie
ganz für sich. Das kann nicht gut gehen. Auch weil ihre so offen nach
außen getragene Liebe den Neid der anderen weckt. So groß das Glück, so
schrecklich der Absturz. Aus dem siebten Himmel direkt in die Hölle.
Irma Krauß lässt die Leser mitfühlen, gönnt ihnen keine Distanz. Das –
und nicht die Tote im Luxushotel – macht dieses Buch so verstörend. 
Info: Irma Krauß, Glücksgift, cbt, 352 S., 9,99 Euro, ab 15 

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