Lesefutter fürs Christkind

Weihnachten ist Geschenke-Zeit und in den ruhigen Tagen nach dem Fest hat man auch Zeit  zum Lesen. Deshalb sind Bücher immer eine gute Idee, besonders wenn sie Lust machen auf eigene Pläne und neue Erfahrungen, Lust auf Reisen. Aber wem schenke ich welches Buch? Das Angebot ist riesig. Wir helfen Ihnen bei der richtigen Wahl und stellen Ihnen Bücher für die unterschiedlichsten Reisenden vor: Für Familien und Abenteurer, für Bergfexe und Kulturliebhaber, für Globetrotter und Coachpotatoes oder auch einfach nur für Genießer.

Für Eltern: „Dann müssen halt alle mit“, sagte sich der Sportredakteur
Gerhard von Kapff, als er den Entschluss fasste, über die Alpen zu
wandern. Alle, das sind seine Frau Sibylle und die Söhne Lukas (10) und
Felix (8) sowie ihre zwei Stoffelefanten. 550 Kilometer zu Fuß – eine
echte Herausforderung für die vier Zweibeiner. Das Buch „Mit zwei
Elefanten über die Alpen
“ (terra magica, 208 S., 19,95, ISBN
978-3724310310) beschreibt das Abenteuer mit all seinen Fallstricken,
die sich schon am ersten Abend abzeichnen: „Vier Weitwanderer auf der
ersten Etappe, komplett verdreckt und jetzt schon total erledigt.“ Es
kann nur besser werden und kommt doch zwischendurch knüppeldick. Wie die
Familie allen Unbilden und Unwettern zum Trotz das schier aussichtslose
Vorhaben meistert und einen ganz neuen Familienzusammenhalt entwickelt,
das beschreibt der Autor mit viel Humor und so authentisch, dass die
Leser das Gefühl haben, dabei zu sein. Und trotz ehrlich geschildeter
moralischer Tiefpunkte und schmerzender Füße macht das Buch mit vielen
Fotos wie aus dem Familienalbum Lust, Kinder und Rucksäcke zu packen und
selbst auf Tour zu gehen.

Für Kinder: Märchen können die ganze Welt erklären, vor allem, wenn sie
so kundig zusammengestellt und genial illustriert sind wie die „Märchen aus aller Welt“ aus dem Hause Beltz & Gelberg (375 S., 39,95 Euro,
ISBN 978-3407799739). Neben bekannten Grimmschen Märchen wie „Der
gestiefelte Kater“ findet man hier auch Märchen aus China wie „Als der
Tiger, der Drache und der Mensch noch unter einem Dach lebten“ oder aus
Bulgarien („Das linke Auge des Königs“), natürlich auch aus Russland
„Das Märchen von Iwan dem Zarensohn, vom Feuervogel und vom grauen
Wolf“), Ungarn („Der Königssohn mit den vielen Namen“), aus Frankreich
(„Die Schöne und das Tier“) und sogar aus Afrika („Von der
Königstochter, die ihr Haar verlor“). Nikolaus Heidelbachs wundersame
Illustrationen machen so richtig Lust darauf, den Märchen auf den Grund
zu gehen. Tipp: Prima auch zum Vorlesen geeignet.

Für Abenteurer: Sie hat schon viel gewagt, allein mit dem Motorrad nach
Peking
etwa – Doris Wiedemann liebt die Herausforderung. Bei ihrem
letzten Abenteuer allerdings hat sie sich Unterstützung geholt, von
Sjaak Lucassen
, der ebenfalls weltweit mit seinem Bike unterwegs war.
Denn die „Winterreise nach Alaska“ (Delius Klasing, 232 S., 19,90 Euro,
ISBN  978-3768853101) stellte mit ihren Extremen Mensch und Maschine auf
eine harte Probe. Die beginnt trotz des angenehmen Klimas schon im
Süden, wo Doris Wiedemann feststellt, dass Reise-Partner nicht unbedingt
in allem harmonieren müssen. Im eisigen Norden, wo die Kälte durch
sämtliche Kleiderschichten dringt und nur Spikes die Motorradreifen in
der Spur halten, sind die beiden mehr denn je aufeinander angewiesen –
und auf die Hilfe freundlicher Menschen am Wegesrand. Ohne sie hätten
die  Abenteurer ihr ehrgeiziges Vorhaben nicht geschafft. Doris
Wiedemann
beschreibt ehrlich und ungekünstelt die schwierige Balance und
gibt nebenbei Einblicke in die grandiose Landschaft und in den Alltag
der Menschen.

Für Couchpotatoes: Man muss sich nicht unbedingt auf den Weg machen, um
die Welt mit neuen Augen zu sehen. Manchmal reicht auch ein Buch.
Wunder der Erde“ (Dumont, 206 S., 29,90 Euro, ISBN 978-3770189090)
beispielsweise lädt zu einer Entdeckungsreise auf unserem mittlerweile
akut gefährdetem Planeten. RTL-Frontfrau Sophie Thoreau führt die
faszinierten Betrachter durch menschenleere, mystische Landschaften wie
das Mackenzie-Flussdelta in Kanada, die Chocolate Hills auf den
Philippinen, Monument Valley in den USA oder das Göreme Tal in der
Türkei. Es sind aber vor allem die grandiosen Aufnahmen, die immer
wieder aufs Neue zum Blättern anregen und – zum Wundern über den schier
unendlichen Formen- und Farbenreichtum der Natur. Dem Reisemuffel zum
Trost: Vieles ist zu schön um wahr zu sein. Denn so klar und
farbintensiv präsentieren sich diese Weltwunder in natura eher selten.

Für Bergfexe: Natürlich hat jeder Bergfreund seine Lieblingsberge. Das
hindert aber kaum einen/eine daran, auch mal einen Blick auf andere
Gebirge zu riskieren. Der opulente Bildband „Die Alpen“ (Delius Klasing,
510 S., 88 Euro, ISBN 978-7688 3180-2) lädt mit den großformatigen,
kontrastreichen Aufnahmen dazu ein, durch die Wunderwelt der Alpen zu
blättern. Fotografiert hat sie Matevz Lenarcic von einem Motorsegler aus
– aus der Vogelperspektive. Janez Bizjak, lange Jahre Direktor des
Nationalpark
s Triglav, porträtiert die Alpen als „paneuropäisches
Schaufenster“ und als Bewahrer der Tradition. Als solchen sieht er sie
allerdings gefährdet – durch Massentourismus und seelenlose
Einheitsarchitektur. Das Vorwort schrieb Sir Chris Bonington. Zu Wort
kommen auch Biologen und Forstwirte, Glaziologen und Geographen. Ihre
Texte fügen sich zum einem Mosaik, das die Bedeutung der Alpen aber auch
ihre Gefährdung durch neue Entwicklungen zeigt. Wer die fantastischen
Bilder anschaut, würde sich wahrscheinlich am liebsten gleich bei einem
Unesco-Schutzprojekt engagieren, um diese grandiose Landschaft zu
erhalten.

Für Globetrotter: Wer nicht lesen will, kann auch hören. Dafür hat der
Silberfuchs Verlag seine vielfach ausgezeichneten musikalischen
Kulturreisen konzipiert, die garantiert auch erfahrenen Globetrottern
noch interessante Einblicke bieten. Zum Beispiel „Australien hören“ (1CD
mit informativem, schön gestaltetem Booklet, 24 Euro, ISBN
978-3940665225), wo der wandlungsfähige Sprecher Andreas Fröhlich die
Hörer mitnimmt auf eine aufregende Reise in die Geschichte des fünften
Kontinents, in die sagenhafte Welt der Aborigines und die abenteuerliche
der Goldsucher aber auch in die Gegenwart eines Kontinents auf der
Suche nach seiner eigenen, unverwechselbaren Identität – aufgeschrieben
von renommierten Autoren wie Peter Carey und Patrick White. Hilke
Maunder
hat textlich den Bogen von der Regenbogenschlange bis zum
Opernhaus von Sydney geschlagen. Welcher Globetrotter kann da noch
widerstehen?

Für Genießer: Im Sommer kommt an der Sansibar keiner vorbei, der auf der
Nordseeinsel Sylt Urlaub macht. Wer jetzt im Winter Lust auf Sylter
Gefühle hat aber keine Lust darauf, sich den Nordseewind um die Nase
wehen zu lassen, der kann sich zumindest ein Stückchen Sylt nach Hause
holen – mit dem Koch-Bilder-Buch „Strandküche“ (Südwest Verlag, 192 S.,
24,95 Euro, ISBN 978-3517086118) vom unnachahmlichen Herbert Seckler,
dem es gelungen ist, aus einer Imbissbude ein In-Lokal zu machen, wo die
Promidichte legendär ist. Unter den Rezepten finden sich typische
Sansibar-Kreationen wie "Burger von Langostinen mit Avocados und
Pflaumenmus" oder eine kalte Mandel-Knoblauch-Suppe, aber auch mediterran
inspirierte Gerichte – alles verhältnismäßig leicht nachzukochen und
zwischendurch gewürzt mit Sylter Impressionen.

Für Leser: Zum Schluss noch ein Tipp für reisende Leser oder lesende
Reisende: „Lese und höre – Orte der Dichtung und Musik“ (Knesebeck, 191
S., 29,95 Euro, ISBN 978-3868732689) versammelt Originalschauplätze von
Künstlern, Dichtern und Denkern: Geburtsstätten und Theater, Wohnhäuser
und Bibliotheken. Volker Gerhard ist dahin gereist, wo die großen
Geister ganz privat waren wie der melancholisch gewordene Bert Brecht in
seinem Sommerhaus in Buckow oder wie der altersmilde Franz Liszt, der im
Hofgärtnerhaus in Weimar regelmäßig seine Sommermonate verbrachte. Er
hat aber auch Plätze aufgesucht, die bis heute vom Wirken der Künstler
künden wie das Gewandhaus in Leipzig, wo der von den Nazis verfemte
Felix Mendelssohn Bartholdy wirkte oder das Deutsche Literaturarchiv
Marbach
, dem Geburtsort von Friedrich Schiller. So blättert man sich
durch Stippvisiten bei Wagner und Lessing, bei Storm und Schumann, bei
Nietzsche und Bach und bekommt ganz nebenbei ein paar neue Ideen für
Reisen in Deutschland.

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