Fränkische Schweiz: Wandern mit Durst

Die Gegend ist rekordverdächtig. Mit der größten Brauereidichte weltweit steht die Fränkische Schweiz ganz oben in der Gunst der Bierliebhaber. Man muss aber nicht unbedingt ein Bierdimpfel sein, um Geschmack an einer Bierwanderung zu finden. Denn neben sechs Brauereien hat der 16 Kilometer lange Wanderweg durch Wälder, Wiesen und Dörfer viel Natur und Kultur zu bieten.

In der Burg Waischenfeld etwa gibt’s nicht nur eine Standesamtzimmer,
wo man sich 365 Tage im Jahr trauen kann, sondern auch Mittelalter zum
Anfassen mit Rittermahlen und Schwertkämpfen. Da fehlt dann nur noch
Rapunzel, die ihr Haar aus dem ehemaligen Wehrturm gleich daneben
herunter lässt. Das „Steinerner Beutel“ genannte Wahrzeichen von
Waischenfeld wäre eine wunderbare Märchen-Kulisse. Wanderern bietet der
Turm, ehemals Teil der Wehranlage, einen guten Überblick über die
malerische Gegend.
Unterhalb des Burgbergs baden die Fachwerkhäuser im klaren Spiegel der
Wiesent. Das Flüsschen begleitet über lange Strecken den Wanderweg, der
– mal sonnig, mal schattig – über Asphalt und Schotter, Stock und Stein
führt. Am Wegrand blühen Lichtnelken und Königskerzen, pralle Himbeeren
hängen an dornigen Stauden und zwischen Brennesseln tanzen
regenbogenbunt Schmetterlinge. Graue Felsen liegen in den Wäldern wie
urzeitliche Saurierrücken.
Wanderführer Alfons, drahtig, grauer Haarkranz, wettergegerbtes Gesicht
kennt Kirchen, Burgen und Felsen ebenso gut wie die Brauereien – die
Brauerei Schroll in Nankendorf, die Brauerei Krug in Breitenlesau, die
Brauerei Reichhold in Hochstahl, die „Kathibräu“ in Heckenhof und die
Brauerei Rothenbach „Sonnenhof“ in Aufseß am Ende der etwa
siebeneinhalbstündigen Tour. Bei dem Auf und Ab des Weges rinnt der
Schweiß und durch die durstigen Kehlen immer schneller der Gerstensaft,
mal dunkel, mal naturtrüb.
Süffig ist das frisch gebraute Bier.
Manchmal zu süffig, wie Alfons meint. Im Wirtshaus Sonne, raunt er,
seien schon einige Wanderer rausgeflogen, weil sie sich „unmöglich
aufgeführt haben“. Vor allem Clubs und Junggesellenabschiede seien
manchmal zum Fürchten. „Die lassen gern die Sau raus.“ Lustig war’s
trotzdem, als an einem heißen Tag ein ganzer Sportverein sich
splitternackt in die Wiesent stürzte. „Die Müllerin stand daneben und
hat sich gewundert“, erinnert sich der Alfons. Ihm sind gemischte
Gruppen schon lieber, möglichst klein, damit er mit den Leuten auch ins
Gespräch kommt so wie es am Anfang war.
2001 im ersten Jahr der Brauereiwanderungen gab es zwölf Touren mit 168
Teilnehmern, 2008 waren es 88 Touren mit 2200 Teilnehmern und in diesem
Jahr werden es noch mehr sein. Eine Erfolgsgeschichte für die
Tourismusverantwortlichen vor Ort. Auch wenn so mancher, der über den
Durst getrunken hat, keinen Blick mehr riskiert auf den gelben
Frauenschuh am Wegrand, das Mühlrad in der Wiesent oder die alte
Pfarrei von Nankendorf, die älter ist als das 1000-jährige Erzbistum
Bamberg.  
Info: Die Brauereiwanderung um Waischenfeld startet um 9 Uhr an der
Tourist Information. Die Teilnehmergebühr von acht Euro umfasst die
geführte Wanderung, eine Brauereibesichtigung und den Rücktransfer mit
dem Bus von Aufseß nach Waischenfeld, nicht aber den Bier-Genuss.
Termine auf Anfrage, meist am Samstag. Kontakt: Tourist-Information
Waischenfeld, Marktplatz 58, Tel. 09202/9601-17, www.waischenfeld.de

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