Erschütterte Existenz: Peter Hennings „Leichtes Beben“

Kurzgeschichten sind eine Kunstform, die nur wenige beherrschen. Jetzt
hat sich Peter Henning („Die Ängstlichen“) darin versucht und mit
Leichtes Beben“ ein Buch vorgelegt, das die einzelnen Episoden zu einem
zeit- und gesellschaftskritischen Mosaik zusammenfügt. Den Rahmen
bildet das „leichte Beben“, das vor einem Jahr den Raum Freiburg
heimsuchte.

So wie es die Erde erschütterte und zu einigen Verwerfungen führte,
werden in Hennings Reigen die einzelnen Existenzen erschüttert. Der
Autor skizziert sie alle mit ein paar Strichen ganz so als wären es
keine Individuen, sondern Typen: Den Sohn, der sich endlich vom Vater
emanzipiert, das scheidungswillige Paar, das im stecken gebliebenen
Aufzug wieder zu einander findet, den Wissenschaftler, der sein
Gedächtnis verliert, den Autor, der sich mit einer Schreibblockade
herumquält, den Mann, der hilft einen gewaltsamen Tod zu vertuschen.

Im zweiten und dritten Teil begegnen einige davon den – aufmerksamen –
Lesern wieder. Denn bei all den vielen Namen muss man sich schon sehr
konzentrieren, um die Protagonisten auseinander zu halten. Aber auch das
ist wohl im Sinn des Autors, der zeigen will, wie austauschbar die
Schicksale sind, wie leicht zu erschüttern das Dasein ist. Es ist eine
kleine Welt, die Henning virtuos vor Augen führt – unsere Welt. 

Info: Peter Henning, Leichtes Beben, Aufbau, 329 S., 19,99 Euro

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