Dark Mountains: Die dunkle Seite der Berge

Seit bald 30 Jahren fotografiert Bernd Ritschel die „strahlende Welt der Berge“ und er hat oft genug stundenlang auf den Augenblick gewartet, der die Berge ins rechte Licht setzte. Dann hörte er Pink Floyd und „The Dark Side of the Moon“ und ließ sich davon zu „The Dark Side of the Mountains“ inspirieren, der dunklen Seite der Berge: Gewitter am Gipfel, Nebelschwaden, schwarze Wolkenwände über den Bergkämmen.

Mondlicht ueber dem Grimselsee, Lauteraarhuette, Berner Alpen, Schweiz. ©Bernd RitschelNational Geographic Verlag

Kleine Menschen im Angesicht der Berge

Nie zuvor, schreibt Ritschel im Vorwort zu diesem ganz anderen, faszinierenden, Bildband „Dark Mountains“, sei er so motiviert, so inspiriert gewesen. Es fällt nicht schwer, diese Inspiration nachzuvollziehen, wenn man dieses Buch durchblättert. Diese wolkenverhangenen Berge, diese Gipfel im Blitzlicht, diese windumtosten Felsen haben eine eigene Magie, der sich der Betrachter nur schwer entziehen kann.

Cadinigruppe von Norden, Sextener Dolomiten, Italien.  ©Bernd RitschelNational Geographic Verlag

Das Nebelmeer, das den Pinaculo auf Madeira zu verschlingen droht, die Zacken der Mont-Blanc-Gruppe, die die Wolkendecke zu durchstoßen scheinen, die nachtschwarzen Wälder im Harz, die Baumgeister in Patagonien, die geheimnisvolle Eishöhle am Hochjochferner – „Dark Mountains“ enthält Fotos, die staunen lassen, die der Natur ein Stück Ehrfurcht zurückbringen. Denn dass der Mensch klein ist im Angesicht der Berge, auch das ist eine Lehre aus diesem Buch.

Der Fotograf lässt seine Bilder sprechen

Vom „Netz aus Erinnerungen“, das sich über die Berge spannt, ist im Kapitel „Mensch“ die Rede, von den Songlines der australischen Ureinwohner, die entlang der Lieder durch ihr Land wanderten. Auf einem Foto wandern winzige Menschlein durchs Death Valley in den USA, auf einem anderen steht ein hellerleuchtetes Zelt allein in einer menschenleeren Landschaft.  Der Fotograf lässt in „Dark Mountains“ seine Bilder sprechen und manchmal auch Bergsteigerkollegen wie Reinhard Karl im Kapitel Stein „Je mehr man erlebt hat, desto mehr ist man. Man ist ein Stein geworden, ein Rolling Stone.“ Die fast philosophischen Kapiteltexte steuerte Tom Dauer bei. Man sollte sie nicht überblättern.

Felswände in der Gletscherschlucht, Berner Alpen, Schweiz. ©Bernd RitschelNational Geographic Verlag

Info: Bernd Ritschel. Dark Mountains, mit Texten von Tom Dauer, National Geographic, 225 S., 59,90 Euro, ISBN 978-3866906280

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