Das Wirtshaus im Märchenwald

Ein Hotel im Schwäbischen Wald, geleitet von einem Geschwisterpaar. Kann das gut gehen. Bei Schassberger Ebnisee sorgen Brüderlein und Schwesterlein für Gastlichkeit. Wie das geht, lesen Sie im folgenden Artikel.
Der Schnee knirscht unter den Schuhen, eine bleiche Wintersonne lässt die Baumwipfel aufleuchten. Dazwischen eine Lichtung und eine Tafel. Hier soll einst das Ebnisee-Kastell gestanden haben, ein Teil des Limes. Von den Mauern ist nichts mehr zu sehen, aber Wall und Graben sind noch zu erahnen und auf der Tafel nimmt das Kastell Gestalt an.
Wir sind unterwegs im Schwäbischen Wald und folgen den Spuren der Römer. Den Ebnisee, der wie ein helles Auge im dunklen Tann liegt, kannten sie noch nicht. Der See entstand künstlich vor hunderten von Jahren. Jetzt ruht er still unter einer matt glänzenden Eisschicht. Auf den Stühlen und Tischen vor dem Wirtshaus Ebnisee liegen dicke Schneekissen. Mit einem letzten Funkeln versinkt die Sonne hinter den Bäumen, es ist kalt geworden. Doch wir müssen nicht frieren. Auf dem Hügel leuchten einladend die Lichter des Hotels Schassberger und drinnen knistert ein Kaminfeuer. Noch schnell eine Latte an der Bar und dann nichts wie hinein in die Wohlfühl Oase Vitalis, wo wir uns zwischen Kräuterdüften, Kerzenlicht und Entspannungsmusik wohlig räkeln.
Dass in der ehemaligen Flößer-Unterkunft am angestauten Ebnisee einmal ein Spa entstehen könnte, hätten sich die Forstknechte im 18. Jahrhundert nicht träumen lassen, auch wenn der "Hirsch" seit 1756 für Gastlichkeit stand. Zu verdanken ist die Verwandlung des ehemaligen Gasthauses in ein komfortables Hotel der Familie Schassberger, die seit Generationen am Ebnisee wirkt. Seit kurzem führen die Geschwister Ulrike und Ernst in der siebten Generation das Familienunternehmen. Und ganz wie im Märchen haben Brüderchen und Schwesterchen einen langen Weg hinter sich, ehe sie sich im elterlichen Haus wiederfanden.
Die Wanderjahre führten Ernst Karl (29) über das Feldkasino in Kempten ins Paradies der Feinschmecker nach Frankreich und über Asien, wo er im Mandarin Oriental und im Raffles in Singapur ebenso kochte wie im Peking Palace Hotel und im Hongkong Regent, nach Monaco. In Dortmund machte der kochende Weltenbummler seinen Betriebswirt und kochte nebenbei auch noch im Fußballstadion getreu dem Motto "Man muss alles versuchen."
Dieweil machte Schwesterchen Ulrike (32) ihre Ausbildung zur Hotelkauffrau im renommierten Hotel Bareiss in Baiersbronn und vervollständigte sie in Lausanne, ehe sie nach Amerika ging, zum "Culinary institute of America" (CIA). Mit dem "Lächeln aus der Bareiss-Philosophie" kam sie dort weiter und schließlich ins Four Seasons. Als erste Europäerin wurde Ulrike 2000 in London zum "Young Hotelier of the world" gekürt ­ und dann kam sie zurück an den Ebnisee.
Brüderchen und Schwesterchen teilten sich die Aufgaben. Ernst Karl übernahm Restaurant und Catering, Ulrike ist für Verkauf und Marketing verantwortlich. Und wie im Märchen gedieh alles, was die beiden anfassten gar wunderbar. Das Hotel vereint harmonisch Gegenwart und Geschichte: Edelstahl und Glas ergänzen das traditionelle Holz, im Restaurant Ernst Karl mischen sich moderne Einrichtung mit traditionellen Elementen und in der weiträumigen Edelstahl-Küche kocht Ernst Karl Schassberger mit einer Brigade junger Köche Feines für Feinschmecker. Garnelen im Curry-Orangenmantel an Kürbisschaum und Apfel-Balsamicoreduktion etwa oder Tournedos vom Kalb auf Zuckerschoten-Pilzgemüse aber auch Reh aus dem Schwäbischen Wald mit handgeschabten Spätzle.
Als Schüler des Franzosen Alain Ducasse und als Sohn des Eurotoque-Präsidenten Ernst-Ulrich Schassberger fühlt sich Ernst Karl einer leichten, regionalen Küche verpflichtet, die aus frischen Lebensmitteln der Gegend mit internationaler Erfahrung wahre Wunderwerke zaubert. Dass ihm das bestens gelingt, zeigt seine Wahl zum süddeutschen Aufsteiger des Jahres durch das Magazin Der Feinschmecker. Vom "Cheftable", der durch eine große Scheibe von der Küche abgetrennt ist, können Gäste dem Meisterkoch und seinen Helfern auf die flinken Finger schauen.
Damit die Gäste so richtig auf den Geschmack kommen, haben die Geschwister vielfältige Programme kreiiert, die auch Bezug nehmen auf die alte, die römische Geschichte rund umher. Da gibt es des Feldherrn Gallus Lieblingsmenü, eine Limesschatzsuche oder auch eine Römerparty. Gäste können aber auch mit dem Touareg den Schwäbischen Wald erkunden, dem Koch in der Küche über die Schulter schauen oder sich einen Anti-Stress-Tag gönnen. Und wer sich am Ebnisee traut, fühlt sich im Hochzeitsboot wirklich wie im Märchen.
‹zz-info›
Hotel Schassberger Ebnisee, 73667 Ebnisee im Schwäbischen Wald, Tel. 07184/2920, Fax 204, E-Mail: info@schassberger.de, Internet: www.schassberger.de. Im DZ kostet die HP pro Person ab 72,50 ¤, die Gourmet-HP zehn Euro mehr. Eine Wohlfühlwoche im Hochzeitszimmer mit Himmelbett ist pro Person für 477,50 ¤ zu haben. Alle Preise beziehen sich auf die Nebensaison bis 24. März.

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