Club-Urlaub: Wichtig ist das Wir-Gefühl

Die Geburt des Clubgedankens ist schon eine ganze Weile her. Vor 60 Jahren hatte der Belgier Gerhard Blitz die zündende Idee, die vom Krieg traumatisierten Menschen mit einem gemeinsamen Urlaubserlebnis in schöner Natur zu locken. Das Konzept schlug ein wie die sprichwörtliche Bombe. 2300 Gäste wollten auf Mallorca im Zeltdorf Auszeit vom Alltag erleben – unter Freunden, in entspannter Clubatmosphäre. Weiter 10 000 Interessenten mussten sich noch gedulden. Für den Cluburlaub auf Tahiti brauchten die Gäste drei Monate Zeit, je einen Monat für die An- und Abreise und einen Monat für den Aufenthalt. Das nennt man heute Nachhaltigkeit. Nur, wer hat schon so viel Zeit? Auch andere Errungenschaften des Clublebens wie die berühmte Perlenkette als Zahlungsmittel oder den Animateur gehören der Vergangenheit an. Der Club Med fand Nachahmer und er musste Federn lassen. Die Kunden haben sich geändert – aus den jungen Singles wurden Familien, mittlerweile auch Best Ager – und mit ihnen haben sich die Ansprüche verändert. „Wie zeitgemäß ist Cluburlaub heute“ hieß deshalb die Frage in der Touristischen Runde. Und sie fand eine überraschend einhellige Antwort.

Hochwertig, gemütlich und multikulturell präsentiere sich der Club Med
heute, sagt Deutschland-Chef Eric Georges. Die Menschen sehnten sich
noch immer nach Geselligkeit und Gemeinschaft, aber sie stellten höhere
Ansprüche an Komfort und Bequemlichkeit. Dem trage der Club Med mit
Investitionen von einer Milliarde Euro in den letzten fünf Jahren
Rechnung. „Wir haben auch Clubs geschlossen, weil sie nicht ökologisch
waren, nicht mehr zeitgemäß oder weil die Destination nicht mehr
passte“, erklärt Georges. Heute sei der Club Med mit 80 Zielen  und 60
Sportarten (mindestens 15 in einem Club), mit dem „weltberühmten
Büfett“, mit Themen-Restaurants, Luxus-Villen und der differenzierten
Kinderbetreuung (vom Baby bis zum Teenager) auf dem besten Weg zum Ziel,
„nicht der größte, aber der beste Club weltweit“ zu sein.
Für Gunther Träger, Pressesprecher für Aldiana, ist Cluburlaub neben der
Kreuzfahrt „die Reiseform schlechthin“. Zwar verfüge Aldiana nicht über
80, sondern gerade mal über zehn Clubs und das auf der Mittelstrecke,
aber das Konzept habe sich mit perfektem All Inclusive-Service und
exzellenten Sportmöglichkeiten, größtenteils mit Stars, sowie
Kinderbetreuung bewährt.
Das „Wir-Gefühl“ als zentrales Thema eines Cluburlaubs betont Carola
Kühling
, Pressesprecherin von Robinson. Weil Cluburlaub über die
Kommunikation laufe, werde bei Robinson ebenso wie bei Aldiana deutsch
gesprochen. Wichtig seien auch „Momente, in denen Gefühle erzeugt
werden“. In drei Clubanlagen können die Robinson-Gäste unter dem Motto
„Feel good“ zu sich selbst finden. Kühling ist sicher, dass den Kunden
von heute der Meinungsaustausch wichtiger ist als die große Schau auf
der Bühne, lange ein Aushängeschild der Clubs. Die Menschen hätten
„große Ansprüche an sich selbst und an andere“ und sie wollten im Urlaub
Neues ausprobieren. Schon deshalb stehe Sport, ebenfalls mit bekannten
Athleten, bei den Urlaubsprogrammen ganz oben.
Die Center Parcs sind zwar kein Club, sondern ein Feriendorf mit einem
Spaßbad im Zentrum, haben aber clubähnliche Atmosphäre, wie Stefan Thurau, Managing Director Sales & Marketing Center Parcs Germany,
klar stellt. „Unser Thema ist das Ferienhaus in der Nähe, von gemütlich
bis luxuriös“, präzisiert er. Die Familie werde zu „gemeinschaftlichem
Handeln“ animiert etwa beim Familienbowling. So käme man dem Trend zum
Cocooning, zum Rückzug ins Private, entgegen. Im Übrigen lege man bei
Center Parcs
großen Wert auf die Umwelt. Mindestens 100 Hektar Fläche
seien für ein Feriendorf notwendig, 90 davon blieben unbebaut. Mit
eigenem Wald, Wiesen und Seen unterscheide sich Center Parcs deutlich
von Clubanlagen, die mit zwölf Hektar Grund auskämen. Umso schwieriger
sei es, geeignete Flächen zu finden. Eine Ausnahme sei da Leutkirch, wo
2013/14 ein neuer Center Parc eröffne.
Also alles bestens? Warum aber wurden dann Clubanlagen geschlossen?
Warum haben sich Robinson und Aldiana vom Begriff Club getrennt?
Der Club Med steht zum Begriff „Club“, sagt Deutschland-Chef Georges.
„Das ist unsere Marke“ – und die Clubmitgliedschaft sei heute so
wertvoll wie eine Mastercard Gold. Auch Carola Kühling registriert, dass
die Robinson-Kunden „dazu gehören“ wollen und Gunther Träger spricht
von der „Community“, die den Club trage. Trotzdem gab es eine Zeit, in
der die Club-Idee gefährdet, ja nicht mehr zeitgemäß schien. Der Club
Med
etwa verlor in den Jahren 1998 bis 2003 viele Kunden durch eine –
inzwischen rückgängig gemachte – Neuausrichtung auf mehr Masse und
Aldiana musste sich erst einmal gesund schrumpfen.
Verlassen können sich alle Clubs aber auch die Center Parcs auf ihre
Stammgäste. Unisono loben die Referenten die Loyalität der Kunden, ihre
Treue zur Marke. Die ließe sich über die Social Media noch steigern,
glauben die Club-Sprecher. Robinson ist bei Facebook, Twitter und You
Tube
unterwegs ebenso wie Aldiana. Club Med verstärkt diese Aktivitäten
auf dem deutschen Markt. Für Stefan Thurau sind zwar Suchmaschinen
wichtiger. „Soziale Netzwerke generieren keinen Umsatz“, ist er
überzeugt. Aber man müsse dabei sein, um Trends zu erkennen etwa das
veränderte Verbraucherverhalten.
Nicht alle Anlagen gehören den Clubs selbst. Bei der ehemaligen
Thomas-Cook-Tochter Aldiana sind fünf der zehn Anlagen Eigentum der
Aldiana GmbH, von der die Grupo Santana Cazorla 75,1 Prozent hält. Erst
vor kurzem hat sich Aldiana von Griesbach getrennt, das ebenso wenig
„dem Erwartungshorizont“ der Aldiana-Gäste entsprochen hätte wie der
Club
in Landskron, bei dem Aldiana ein kurzes Gastspiel gab. Pläne für
eine Expansion gebe es, räumt Gunther Träger ein, wichtig sei allerdings
„die 1A-Lage“.
Die hat Club Med offensichtlich schon gefunden. Fünf Resorts sind im
Bau, zwei werden im November eröffnet: Sinai Bay in Ägypten und ein
Skiresort in der Mandschurei. Drei weitere entstehen in Brasilien, im
Oman und im französischen Valmorel. 35 Prozent der Resorts gehören zu
100 Prozent dem Club Med, erklärt Georges. Andere seien gepachtet mit
einem Besitzer oder würden nur gemanagt. „Aber für die Kunden ist alles
zu 100 Prozent Club Med“, betont der Club-Med-Mann. Vor allem in
chinesischen Markt sehe er eine Zukunft für den Club. „Wir hoffen auf
200 000 Chinesen in den nächsten fünf Jahren und wollen fünf chinesische
Clubs eröffnen.“
Bis nach China schaut Robinson nicht. „Für uns ist eine gute
Fluganbindung entscheidend“, erklärt Carola Kühling. Die sei für die
neuen Clubs in Marokko und auf den Malediven ebenso gesichert wie für
das Projekt auf Rhodos. Mit 23 Anlagen, teilweise im Eigentum, teilweise
gepachtet und teilweise mit Management-Vertrag, sei Robinson auf dem
deutschen Markt führend.
Auch Center Parcs, die in diesem Jahr 40 Jahre alt werden, sind gewachsen.
Neu eröffnet wurde der Center Parc Moselle, ein grünes Vorzeigeprojekt.
„Wir bauen die Anlagen und verkaufen die Wohneinheiten an private
Investoren“, präzisiert Stefan Thurau den finanziellen Hintergrund.
Dass Clubgäste durchaus neugierig auf Land und Leute sind, auch wenn sie
vorrangig die Annehmlichkeiten in ihrer Anlage genießen wollen, ist für
die Referenten keine Frage. Beim Club Med gibt es dafür ein eigenes
Programm, das weltweit zum Entdecken einlädt. Bei Robinson kann man in
Marokko den Cluburlaub mit einem Aufenthalt im Robinson Riad Zakaria,
einem historischen Stadthotel in Marrakesch, verbinden, bei Aldiana auf
Zypern
die Insel mit dem Rad erkunden und in den Sunparcs, der
Center-Parc-Schwester, ermuntert Infomaterial zur Erkundung der
Umgebung.
Nachhaltigkeit ist für alle Anbieter ein wichtiges Thema. Internationale
Standards würden eingehalten, mehr noch, man bemüht sich um alternative
Energiequellen, strebt Öko-Labels an, ermuntert die Gäste zum Mitmachen
und schult die Mitarbeiter.
Insgesamt, so der Eindruck, hat sich der Cluburlaub mit seinen eher
anspruchsvollen Gästen als krisenresistent erwiesen. Die
unterschiedlichen Clubs nehmen einander kaum etwas weg. Die Konkurrenz
kommt vom Wasser. Mit dem Clubschiff Aida hat die Club-Idee schwimmen
gelernt.

Es gibt bisher keine Kommentare.

Kommentar schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert