Er war der Architekt des Visit-Nepal-Jahres, das 2020 die Besucherzahlen in dem Himalaya-Staat in die Höhe treiben soll. Doch kurz vor der Tourismusbörse in Berlin ist Nepals Tourismusminister Rabindra Adhikari mit einem Hubschrauber in den Bergen abgestürzt. Noch gilt die traditionelle Trauerzeit. Über einen Nachfolger ist deshalb noch nichts bekannt. Ich habe mit Deepak Raj Joshi, Chief Executive Officer des Tourismusamts und der Marketing-Direktorin Nandini Lahe-Thapa über die Pläne für das Nepal-Jahr und die Zukunft des Landes gesprochen.
Wie viele Besucher wollen Sie durch die Kampagne Visit Nepal ins Land holen?
Deepak Raj Joshi. Unser Ziel sind zwei Millionen Besucher, bisher liegen wir bei 1.2 Millionen.
Wie wollen Sie diese Steigerung erreichen?
Deepak. Wir sind dabei, die Infrastruktur zu verbessern. Zum Beispiel werden zwei neue Flughäfen eröffnen – im Touristenzentrum Pokhara und nahe des buddhistischen Wallfahrtsorts Lumbini. Außerdem wollen wir Kathmandu für die Zukunft fit machen. Im ganzen Land entstehen neue Hotels – auch von großen Ketten wie Marriott Aloft oder Doubletree by Hilton. Bisher hat sich die Besuchersaison auf die Zeit von Oktober bis November beschränkt. Wir wollen einen ganzjährigen Tourismus propagieren.
„Wir sind ein vertikales Land“
Nepal gilt vorwiegend als Traumziel für Bergsteiger und Trekking-Touristen. Wollen Sie das Image ändern?
Deepak. Ja, unbedingt. Die meisten Besucher wissen zum Beispiel nicht, dass Nepal nie kolonisiert war. Wir haben eine lange Geschichte und eine große Tradition, die wir künftig mehr in den Vordergrund rücken wollen.
Nandini Lahe-Thapa. Und Nepal hat auch eine sehr unterschiedliche Landschaft – zwischen 60 Metern und 8848 Metern. Wir sind ein vertikales Land. Die Touristen wollen immer mehr ein einmaliges Erlebnis. Das wollen wir ihnen bieten mit dem versteckten Nepal.
Am Everest, dem höchsten Berg der Erde, gibt es schon lange ein Problem mit zu vielen Bergsteigern und Müllbergen. Was wollen Sie dagegen tun?
Deepak. Wir müssen die Zahl der Bergsteiger limitieren. Wir wollen keinen Overtourism in unseren sensiblen Bergregionen. Schon heute brauchen alle, die den Everest von unserer Seite her besteigen wollen, eine Erlaubnis. Mehr als 400 Gipfelstürmer pro Jahr verträgt der Berg nicht.
Haben Sie denn Alternativen für Trekking-Touristen?
Nandini. Das Annapurna-Trekking ist schon jetzt bei den Europäern populär. Und dann haben wir ja auch noch sehenswerte Nationalparks. Wir haben in den letzten Jahren die Tiger-Population verdoppelt, auch bei den Nashörnern haben wir Erfolge erzielt. Das ist uns alles sehr wichtig. Und für junge Leute gibt es jede Menge sportlicher Aktivitäten wie Rafting, Ultraleicht-Flüge, Bungee Jumping oder Ziplining.
Cash from trash – Müll zu Geld machen
Wie viele andere asiatische Länder droht Nepal im Müll zu ersticken. Haben Sie ein Rezept dagegen?
Deepak. Die Bergsteiger sind verpflichtet, ihren Müll mitzunehmen, sonst drohen hohe Strafen. Und dann haben wir das Projekt „cash from trash“, das zeigt, dass der größte Teil der Abfälle etwa zur Energiegewinnung verwendet werden kann. Unser Motto ist „Reduce, reuse, recycle“, also verringern, wieder verwenden, recyclen. Dafür müssen wir bei unseren Bürgern das Bewusstsein stärken.
Ende letzten Jahres machte der sogenannte Helikopter-Betrug Schlagzeilen. Reiseveranstalter sollen dabei geholfen haben, Touristen krank zu machen, um deren Versicherungen abzukassieren. Wie geht das Tourismusministerium damit um?
Nandini. Das betrifft nur einige wenige Firmen. Bei dem Betrug haben Veranstalter, Helikopter und Krankenhäuser zusammengearbeitet. Bisher haben wir acht Veranstalter, vier Krankenhäuser und drei Hubschrauber-Anbieter identifiziert. Sie haben nicht nur völlig überhöhte Rechnungen gestellt, sondern auch unnötige Rettungsflüge veranlasst. Das hat dazu geführt, dass ausländische Reiseversicherungen drohten, keine Versicherungen für Nepal mehr anzubieten. Das wäre für Nepal natürlich fatal.
Im VisitNepal Jahr wird sich das Land von seiner besten Seite zeigen? Was empfehlen Sie denn Touristen, die noch nie in Nepal waren?
Deepak. Wir haben allein sieben Unesco Welterbestätten, wir haben eine einmalige Natur mit den höchsten Bergen der Welt aber auch Tempel und lebhafte Städte. Und, was am wichtigsten ist: Die Nepalesen sind ein gastfreundliches Volk. Viele Touristen, die zu uns kommen, kehren als Freunde zurück.