Verwöhnaroma im Grödner Tal

  Eine Tasse Himbeeren, eine Tasse Joghurt, ein Esslöffel Honig, eine halbe Tasse Kandiszucker. Theresa rührt die Mischung in einer Schüssel an, es duftet nach Himbeeren. Doch die schwarzhaarige Fee im weißen Mantel ist keine Köchin. Theresa ist Bademeisterin und ihre  süße Versuchung ist auch nicht als Gaumenschmaus gedacht sondern als  Körperpeeling. Gedämpft ist das Licht im rustikal-romantischen „private spa“, auf dem Bett liegt einladend ein großes Herz. Das Himbeerpeeling ist die Einleitung zu einem Wohlfühlritual für zwei. Wie schade, dass Theresa nur zwei Hände hat. So muss Er in der Sauna ausharren, bis Sie ins wohlig warme Badewasser taucht. Und während Sie unter Theresas flinken Händen und dem Himbeer-Öl dahin schmilzt, dümpelt Er im lauen Badewasser. Erst auf dem gemütlichen Bett ist das Pärchen wieder vereint und kann gemeinsam Himbeersaft schlürfen. Dabei fühlen sich die beiden  nach Himbeerpeeling, Milchbad mit Himbeeren, Massage mit Himbeeröl und Himbeerpackung fast schon selbst wie süße Früchtchen, prall und rosig wie reife Himbeeren.
  Das Hotel Adler in St. Ulrich hat Tradition als Vorreiter neuer Entwicklungen im Tourismus. Auch bei der Wellness geht das Haus neue Wege.

 

 Die Zukunft liegt allerdings in der Vergangenheit. In die hauseigene „Dolomitenlinie“, inspiriert von den duftenden Almwiesen und schroffen Dolomitenspitzen, fließen die Erfahrungen der Altvorderen ein. „Mehr Natur“ ist die Devise und die Gäste sind begeistert, geht ihnen doch die Schönheit der Umgebung so buchstäblich unter die Haut.
„Man muss immer wieder etwas Neues machen“, sagt Dr. Andreas Sanoner, der mit seinem Bruder Klaus die Geschicke des traditionsreichen Hotels lenkt, das mit seinen Türmen das Zentrum von St. Ulrich, italienisch Ortisei, beherrscht wie ein Schloss. Vielleicht sind ja auch die Hotels die Schlösser der Gegenwart.
Einst stand auf diesem Grund der Meierhof, der dem ganzen Ort seinen Namen gab: Ortiseyt hieß er im 13. Jahrhundert. Und schon im Mittelalter wurde aus dem Bauernhof ein Wirtshaus, später mit Badehaus. Seit 1810 gehört das Anwesen der Familie Sanoner und seither wird immer wieder um- und vor allem ausgebaut. Auch der Architekt und spätere Bergfilmer Luis Trenker hat hier seine Spuren hinterlassen. Das wuchtige Treppenhaus und die Bar im Stil der Zwanziger Jahre, die sein Partner Clemens Holzmeister 1925 ins Hotel einbaute, sind heute noch original erhalten.„Das Schwierigste an so einem Haus ist es, alt und neu zusammenzubringen“, glaubt Andreas Sanoner. Im Hotel kann man die  verschiedenen Epochen nachvollziehen – nicht nur in den Vitrinen, in denen die Seniorchefin die Fundstücke der Vergangenheit zur Schau stellt. Und die Bilder der liebsten Gäste. Roy Black ist darunter und Helmut Kohl.
Doch die Zeiten – und die Gäste – ändern sich und das Hotel ändert sich mit ihnen. Dass die Sanoners keine Scheu vor Neuem haben, haben die Brüder in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. 1990 bauten sie ein kleines Spa („Für die Zeit eher ungewöhnlich“), 2007 investierten sie sechs Millionen für ein neues, großzügiges Spa und die Erweiterung der Wasserwelt. In diesem Jahr soll ein „Klimahaus“ dazukommen. Dafür musste das alte Hotel Regina weichen, für die Abrissbirne war es die Arbeit eines halben Tages. An seinem Platz wächst inzwischen ein Holzhaus mit 25 großzügigen Zimmern heran, das laut Andreas Sanoner „klassischen Alpenbezug“ haben und vor allem Wellness-Gäste beherbergen soll. Entschlackung und Regeneration sind nach Meinung des Hoteliers die Themen der Zukunft und eine nachhaltige Ernährungsumstellung gehöre ebenso dazu wie ärztliche Leistung und Spa-Anwendungen. „Die Gäste sollen nicht kommen, weil sie müssen, sondern weil sie wollen“, hofft Sanoner.
Der 52-Jährige weiß, was er dem guten Ruf des Hotels als „Vorreiter im Alpenraum“ schuldig ist. „Heute muss man nicht nur ordentlich bauen, sondern auch den Zeitgeist berücksichtigen“, sagt er. Die Lebensdauer der Zimmer sinke ständig, bedauert der Hotelier mit dem schmalen gebräunten Gesicht, der mit Cordhose und Sakko an einen englischen Landlord erinnert. Vor allem für die Stammgäste seien regelmäßige Auffrischungen ein Muss. „Sie erwarten einfach jedes Jahr etwas Neues, und sei es noch so klein.“
Das war 1905 wohl noch anders, als Großvater Josef Anton Sanoner in seinem Hausprospekt folgendermaßen warb: „Unterkunft und Verpflegung in vorzüglichster Art bietet dem Fremden das altrenommierte Hotel zum Goldenen Adler … Das bei Familien und Touristen sich großer Beliebtheit erfreuende Hotel ist vollkommen der Neuzeit entsprechend eingerichtet, verfügt über 100 gut möblierte, pedantisch reinliche Fremdenzimmer, Bibliothek mit Lesezimmer, Klavier, Billard, elektrische Beleuchtung in allen Räumen, Wannen- und Sitzbäder, englische Spülklosette und Telephon. Zweibettige Zimmer von drei Kronen aufwärts.“
Für den Hotelier, der seinerzeit Nobilitäten wie Kaiserin Zita oder Prinz Umberto von Savoien willkommen heißen konnte, war schon damals das Neueste gerade gut genug für seine Gäste. Was für ihn Spülklosetts und Wannenbäder sind für seine Enkel Vital- und  Wasserwelt. Nur bei den drei Kronen hört der Vergleich auf.
           

Informationen: Hotel Adler Spa & Sport Resort, Reziastr. 7, I-39046 St. Ulrich/Gröden, Tel. 0039/0471/775001, E-Mail: info@adler-dolomiti.com, www.adler-resorts.com
Preis pro Person im DZ inkl. Halbpension, Wasserwelt, AdlerFit, Sport- und Freizeitprogramm, Kinderclub, Tiefgaragenabstellplatz zwischen 98 und 218 Euro im Sommer.

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