Kosice, Kaschau, die slowakische Kulturhauptstadt 2013, war einmal Königsstadt. Auch wenn viele Gebäude durch einen Großbrand zerstört wurden, sind Spuren einstiger Größe in der Stadt noch zu sehen. Am schönsten ist autofreie die Hauptstraße mit der gotischen Kathedrale und dem Theater in der Mitte. Aber es lohnt sich auch, mit offenen Augen durch die kleinen Gassen zu schlendern. Und natürlich auch einen Ausflug in die Umgebung zu machen, in die Zips beispielsweise.
Meine Top Ten:
Kirche St. Elisabeth, die östlichste gotische Kathedrale wird gerade restauriert. Auf dem größten gotischen Flügelaltar Europas sind 48 Bilder aus dem Leben der heiligen Elisabeth zu sehen. Derzeit ist die gotische Doppeltreppe zur königlichen Empore nur zu ahnen. Auffallend das große Fresko aus dem Leben des ungarischen Freiheitskämpfers Ferenc Rakoczy, der im türkischen Exil starb und dessen sterbliche Überreste in der Krypta des Doms ruhen – ein Pilgerziel der Ungarn. Vom 59 Meter hohen Aussichtsturm der Kathedrale hat man einen schönen Rundblick über die Altstadt bis hin zum Plattenbau-Gürtel. Sehenswert auch die gotische St. Michaels Kapelle neben der Kathedrale.
Die alte (orthodoxe) Synagoge, nach Plänen von Ludwig Oelschlaeger 1929 im modernsitischen Stil mit maurischen Elementen erbaut, wurde in den 90er Jahren restauriert und ist seit fünf Jahren wieder zu hohen jüdischen Festen und für Konzerte geöffnet. (Puskinova Straße, http://www.slovak-jewish-heritage.org)
Die Sandor Marai Gedenkstätte erinnert an den Schriftsteller, der in Kosice aufwuchs und im Gymnasium seinem Lehrer prophezeit haben soll: „Sie werden von mir noch in der ungarischen Literatur unterrichten.“ Das Tourismusbüro veranstaltet auch Stadtführungen auf Marais Spuren. (Alzbetina 20, Öffnungszeiten Die – Sa 10 bis 18 Uhr, Freitagmittag kostenlos, So 13 – 17 Uhr, Eintritt zwei Euro, ermäßigt 1,50 Euro: http://www.muzeum.sk)
Das Löffler Museum wurde der Stadt von dem Maler und Bildhauer Vojtech Löffler 1993 mit allen Bildern und Skulpturen, darunter auch Elfenbeinschnitzereien, übereignet. Zu sehen ist im ersten Stock auch ein Zimmer mit Originalmöbeln. Das Erdgeschoss wird für Wechselausstellungen genutzt. Zum 20. Geburtstag des Museums im Kulturhauptstadtjahr soll auch einiges aus dem Depot zu sehen sein. Unter anderem im Garten vor dem Haus. (Alzbetina ul. 20, Die – Sa 10 – 18 Uhr, Freitagvormittag kostenlos, So 13 – 17 Uhr: http://www.visitslovakia.com/v-loffler-museum)
Das Staatstheater, schon von außen ein prunkvolles Haus, innen prächtig mit viel Gold und Deckengemälden mit Szenen aus Shakespeares Romantischen Komödien. Davor im kleinen Park erregen die „singenden Fontänen“ und das Glockenspiel Aufsehen.(Hlavná 58, http://www.sdke.sk/ nur slowakisch)
Das Haus der Künste in der ehemaligen neologische Synagoge ist der Konzertsaal der Stadt. Unter der gigantischen Kuppel spielt heute die Staatliche Philharmonie auf.(Moyzesova 66, http://www.sfk.sk/ nur slowakisch)
Das Marathon-Denkmal mit den Namen aller Sieger seit 1924 erinnert daran, dass Kosice den drittältesten Marathon der Welt und den ältesten in Europa veranstaltet. Natürlich gehört auch dieser Marathon zum Programm der Kulturhauptstadt 2013. Stattfinden wird er am Tag nach der nuit blanche, der Nach der Künste, am 6. Oktober.
Die Zipser Burg (Spissky Hrad), eine gigantische Burganlage aus dem 12. Jahrhundert. Mit einer Fläche von 42 000 Quadratmetern innerhalb der Außenmauern ist die Ruine auf einem ehemaligen keltischen Kultberg die größte Burganlage Mitteleuropas. Die wechselvolle Geschichte spiegelt sich auch in der unterschiedlichen Architektur wider, die man bei einem Rundgang sehen kann. Zusammen mit Spisské Podhradie, dem Kirchdorf mit dem Zipser Kapitel, und der Heilig-Geist-Kirche in Zehra mit dem gotischen Freskenzyklus zählt die Burg zum Weltkulturerbe der Unesco. (http://www.spisskyhrad.sk/de, Eintritt in die Burg fünf Euro inkl. Audioguide, ermäßigt drei Euro.)
Auf der Zipser Burg erfährt man übrigens auch, warum sich die Roma in dieser Gegend niedergelassen haben. Danach hat der römische Kaiser und böhmische König Sigismund am 14. April 1424 auf der Zipser Burg einen Schutzbrief ausgestellt. Während der Nazizeit wurden die Roma fast ausgerottet. Heute leben wieder Roma-Familien in der Zips und auch in Kosice, wo es sogar ein Roma-Theater gibt.
Levoca, Leutschau, ist heute zwar Weltkulturerbe aber seit Jahren in einen Dornröschenschlaf verfallen. Dabei war das Städtchen einmal Hauptstadt der Provinz der Zipser Sachsen. Der Handel blühte, die reiche Familie Thurzo pflegte enge Beziehungen zu den Augsburger Fuggern. Der Bildhauer Paul von Leutschau gestaltete den Hauptaltar der Kirche St. Jakobus. Dieser mit 18 Metern Höhe größte gotische Holzaltar wird derzeit restauriert. Aber die Kirche gilt nicht nur seinetwegen als Schatzkammer der Slowakei. Noch zehn weitere gotische Altäre und Fresken aus dem 14. Jahrhundert machen einen Besuch zum kulturellen Erlebnis. Sehenswert auch das Renaissance-Rathaus, die Fassaden der Bürgerpaläste an der Hauptstraße, die alte Stadtmauer und das älteste Theater der Stadt aus dem 15. Jahrhundert, das bis heute bespielt wird. (http://www.levoca.sk, Führungen durch die Stadt in deutscher Sprache macht Dana Palza, dantour@dantour-levoca.sk, http://www.dantour-levoca.sk)