Von wegen stiller Advent am Wolfgangsee

Die Straßenlaternen haben sich als Kerzen verkleidet. Barocke Gestalten hängen an den Masten. Es ist Advent im Salzkammergut. Und nicht ein Lichtlein brennt, sondern deren Hunderte. Vom stillen Advent am Wolfgangsee war einmal die Rede.

Jingle Bells
Von wegen still. In St. Gilgen ist der ganze Ort beschallt. Zum
Glöckchenklang kann man durch die Budenstraße schlendern und die
barocken Szenen bewundern, die Raja Schwahn-Reichmann auf Pappkarton
gemalt hat. Es sind nicht nur himmlische Geschichten, auch ein paar
Teufelchen haben sich eingeschmuggelt. Und die Sprüche auf den
Wolken zeigen, dass die St. Gilgener auch im Advent irdischen Freuden
nicht ganz abhold sind: „Im Auswärts wird gefensterlt/Im Summer wird
gliabt/ Im Herbst wird gheirat/Und im Winter wird gwiagt“. Auf einer
anderen Wolke trinkt ein Frosch  zusammen mit einem Putto Punsch und
drunter am Stand holen sich die Marktbesucher bei Glühwein rote Nasen.
Es riecht nach gebrannten Mandeln und heißen Maronen, die der
Maroni-Verkäufer offensichtlich selbst am liebsten mag. Auch
Bayerisches wird zum Verzehr angeboten: Weißwürste und Brezen bei
Kerzenlicht. Und die Sprüche auf den Wolken zeigen, dass die St.
Gilgener auch im Advent irdischen Freuden nicht ganz abhold sind: „Im
Auswärts wird gefensterlt/Im Summer wird gliabt/ Im Herbst wird
gheirat/Und im Winter wird gwiagt“.

O du fröhliche

Krippenfiguren ersetzen in Strobl die Pappkameraden. Denn Strobl
inszeniert sich als Krippendorf. Krippen sind denn hier auch
allgegenwärtig, in den Schaufenstern und im Pfarrhaus, drinnen und
draußen. Und ganz nah am See die Krippe mit den lebensgroßen Figuren
und den echten Tieren: Schafe und Ziegenböcke mit merkwürdig
gedrechselten Hörnern, ein schwarzes Lamm und Hirsche. Das Futter für
die Tiere gibt’s gleich in der Bude nebenan. Und während die Eltern
sich bei Glühwein aufwärmen – das Haferl kann man gegen einen kleinen
Aufpreis gleich mitnehmen – träumen die Kleinen von kuscheligen
Wollknäueln und heißen Schnauzen.

Ihr Kinderlein kommet


St. Wolfgang
schließlich ist die Wiege und das Zentrum dieses Advents.
Laternenlicht und Kerzenschein tauchen die malerische Kulisse in ein
romantisches Licht. Ganze Heerscharen schieben sich durch die
Budengassen vorbei an Teddybären und Kuckucksuhren, an Dirndln und
Lederhosen, an Nussknackern und Weihnachtsmännern, an Elchen in Plüsch,
Holz und Stahl, an Spieluhren und strahlenden Weihnachtsbäumen, an
Bierkrügen und Weißen Rössln. Das gleichnamige Hotel steht gleich
nebenan wie ein Fels in der Brandung. Und doch war es die Rösslwirtin,
Gudrun Trutmann-Peter, die den Wolfgangseer Advent zusammen mit fünf
Gleichgesinnten ins Leben gerufen hat. „Gfreit“ hat sie sich „ganz
narrisch“, dass das Projekt so ein Erfolg wurde. Der weltweite Ruf –
berichtet haben Zeitungen und Fernsehsender von Amerika bis Vietnam –
hat auch dem Traditionshotel neue Kunden beschert und das zu einer
Jahreszeit, in der es in den Jahren zuvor eher ruhig war.
Den Erfolg des Wolfgangseer Advents führt der Vater der Wirtin,
Hotelier Helmut Peter, auf die Authentizität und das stimmige Konzept
zurück. Es gibt weder Bier noch Würstl und der Weihnachtsmann ist hier
unerwünscht. Statt dessen können die Kinder im Engerl-Postamt Briefe an
das Christkind abschicken und sich im Engerl-Studio als himmlische
Wesen fotografieren lassen. Zwei kleine Blondschöpfe streifen sich
gerade das schneeweiße Engerl-Gewand über, die Fotografin heftet die
Flügel an, die Mutter kämmt stolz das blonde Engelshaar. Die Wolke ist
schon da und an Weihnachen bekommen Opa und Oma ein wahrhaft
himmlisches Geschenk.
Am Ende der Budengasse gleich hinter den Ständen mit frischem Brot und
Bauernwürsten, Almkäse und Speck stehen Menschen vor einem Garten
Schlange, in dem eine lebensgroße Krippe ausgestellt ist. Maria und
Josef und die Hirten sehen so aus, als kämen sie geradewegs von den
Bauernhöfen der Umgebung. Matthias Mayrhauser hat die Figuren
geschaffen. Zehn neue will er jedes Jahr dazu schnitzen. Dann wird’s
voll im Garten.
Wem das Gedränge zu bunt wird und wer keine Weihnachtslieder mehr hören
kann, der kann sich in die Kirche flüchten, die daran erinnert, dass
St. Wolfgang einmal ein bedeutender Wallfahrtort war. Der heilige
Wolfgang
ist hier begraben und in der Wallfahrtskirche haben große
Künstler gewirkt. Der wunderbare Flügelaltar des Südtirolers Michael
Pacher
mit der anmutigen Madonna und der prachtvolle Barockalter von
Thomas Schwanthaler lassen das hektische Getriebe vergessen. Vom Pfarrhof aus kann
man auf den Wolfgangsee hinunterschauen und auf die „größte
Friedenslicht-Laterne Österreichs“, die vor dem Weißen Rössl in einem
Meer aus Sternen schwimmt. Ein paar Vögel schwingen sich in den
dunkelblauen Nachthimmel auf. Endlich Stille.

Info: Der Wolfgangseer Advent findet an den vier Adventswochenenden
jeweils Freitag, Samstag und Sonntag statt. Die drei Adventsorte lassen
sich am stimmungsvollsten mit den Wolfgangsee-Schiffen verbinden. Eine
Zwei-Tage-Karte kostet zwölf Euro. Es gibt aber auch ein Wolfgangseer
Adventspackerl, in dem eine Schifffahrt schon enthalten ist. Im
Dreisterne-Hotel kostet das Paket mit zwei ÜF, einem
Drei-Gang-Abendessen, Punsch im Adventshäferl, Kirchenführung und mehr
125 Euro. Im Weißen Rössl bezahlt man dafür mit Romantikmenü 180 Euro.
Info und Buchung über Tel. 0043/6138/2525, E-Mail:
buchen@wolfgangseer-advent.at oder direkt beim Weißen Rössl unter Tel.
0043/6138/23060, E-Mail: welcome@weissesroessl.at, 
www.weissesroessl.at  

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