Täuschungen: Astrid Rosenfelds „Elsa ungeheuer“

John Irving lässt grüßen beim schrägen Personal dieses Romans von Astrid Rosenfeld, die sich mit ihrem Debütroman „Adams Erbe“ den Respekt der Literaturkritiker erschrieben hat: Für den dicken Karl ist das Mädchen Elsa mit den Streichholzarmen, das nach dem Selbstmord seiner Mutter ins Dorf kommt, perfekt. Er würde alles tun um Elsa lächeln zu sehen.

Sein Bruder Lorenz, von der Natur mit Schönheit gesegnet, ist da schon anspruchsvoller, und er scheint den überraschenden Abschied von Elsa leicht zu verschmerzen. Dass auch er nicht vergessen hat, erkennt Karl erst viel später, als Lorenz als Gescheiterter nach Hause zurückkehrt. Um des Erfolgs wegen hat Lorenz sein Leben „verpulvert“, seine Ideale verraten, hat sich als Künstler großmachen lassen und ist dem schönen Schein der Kunstwelt auf den Leim gekrochen. Astrid Rosenfeld, die grandios erzählen kann, schlägt einen schillernden Bogen zwischen den Illusionen der Kindheit und jenen der Kunstwelt. Ausgerechnet Elsa mit ihren verrückten Klamotten hat schon früh die dörflichen Fassaden herunter gerissen, die Lügen entlarvt. Karl braucht weite Umwege, um sich selbst auf die Spur zu kommen. Und Lorenz muss sich erst zu seinen frühen Bildern – und Elsa – zurücktasten, um überleben zu können. 

Info: Astrid Rosenfeld, Elsa ungeheuer, Diogenes, 288 S., 21,90 Euro 

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