Alles sah nach einem guten Reisejahr aus – trotz Corona. Immerhin hat das RKI inzwischen alle Hochrisikogebiete gestrichen. Doch dann kam der Krieg in der Ukraine. Der Schock ist groß, die Hilfsbereitschaft auch. Die Reaktionen in der Touristik sind unterschiedlich.
Unsichere Zeiten
Inwieweit dieser Krieg „die nach zwei Jahren sehr große Reiselust der Deutschen beeinflussen wird vermag niemand zu sagen“, erklärte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverband. In der aktuellen Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (FUR), die gestern digital verkündet wurde, waren die Aussichten auf das aktuelle Reisejahr noch sehr gut, die Reiselust war mit 61 Prozent auf einem Höchststand.
Reisen und Lebensqualität
Urlaubsreisen, so Dr. Martin Lohmann, wissenschaftlicher Berater der FUR, seien für die meisten Deutschen „ein unverzichtbarer Bestandteil der Lebensqualität“. Allerdings seien die Rahmenbedingungen für den Tourismus noch immer herausfordernd. Das gilt wohl auch für Russlands Krieg in der Ukraine.
Zeichen der Erholung
In der Reiseanalyse ist von ersten Anzeichen der Erholung 2021 die Rede mit neun Prozent mehr Urlaubsreisen als 2020 und Gesamtausgaben von 56 Milliarden Euro (+24 Prozent). Steigerungen gab es vor allem bei den Destinationen, die „2020 am meisten Federn gelassen hatten“: Spanien, Italien, Türkei, Portugal, Kroatien, Griechenland. Auch Fluganreisen, Hotelübernachtungen und Pauschalreisen legten zu, blieben aber „noch klar unter 2019“.
Die Sache mit der Nachhaltigkeit
Im Januar planten fast zwei Drittel der Deutschen, 2022 sicher zu verreisen. Als wichtigste Motive nannten sie Abstand zum Alltag, Spaß, Sonne, Entspannung, frische Kraft und Zeit füreinander. Aber auch Gesundheit und Entspannung und gemeinsame Erlebnisse stehen hoch im Kurs. 47 Prozent der Befragten legen Wert auf ökologische Nachhaltigkeit, 64 Prozent ist ein sozialverträglicher Urlaub wichtig. Am tatsächlichen Reiseverhalten bewirken diese Einstellungen allerdings noch wenig.
Die Folgen des Kriegs
Was die Auswirkungen der russischen Invasion in der Ukraine auf den Tourismus angeht, erwartet Martin Lohmann nicht, „dass die Nachfrage wegbricht“. Viel hänge davon ab, wie weit der Krieg sich ausdehne und welche Folgen bei den Deutschen direkt ankommen.