Pompeji in Aschaffenburg

Es steht da, als wäre es direkt von Pompeji auf diese Main-Terrasse gebeamt worden. Am schönsten strahlt das sonnengelbe Gebäude unter einem blauen Himmel. Und der ist gar nicht so selten in Aschaffenburg.

„Mein bayerisches Nizza“ hat der Bayernkönig Ludwig I. die Stadt ihres milden Klimas wegen genannt. In dieser fast mediterranen Umgebung ließ der Antiken begeisterte König den Nachbau eines pompejanischen Hauses errichten, um seinen Untertanen die antike Wohnkultur näher zu bringen.

Antike Wohnkultur

1839 war der König mit dem Architekten Friedrich von Gärtner in Pompeji. Ein Jahr später begann der Bau mit dem Fundament, und schon 1848 hat Gärtner die Außenkonstruktion mit dem auffälligen Säulenvorbau vollendet. 1850 war auch das Innere so gestaltet, wie es in einem pompejanischen Haus ausgesehen haben mochte – mit Atrium samt Springbrunnen, römischen Skulpturen und Mosaikböden.

Um alles so authentisch wie möglich zu gestalten, hatte der royale Auftraggeber Künstler nach Italien geschickt, um vor Ort zu lernen.

Genuss im Triclinium

Natürlich durften in dem Haus auch Cucina und Triclinium nicht fehlen. Schließlich war man im antiken Pompeji dem Genuss nicht abgeneigt – und dazu gehören nun einmal Küche und Speisezimmer.

Für die Küche wurden originale antike Weinamphoren beschafft und exakte Nachbildungen antiker Küchenutensilien angefertigt. Und im Triclinium konnte man sich wie die alten Römer das Mahl auf Speisesofas munden lassen. Alles perfekt und scheinbar für die Ewigkeit gebaut.

Zerstörung und Wiederaufbau

Doch drei Wochen vor Kriegsende wurde das Pompejanum Opfer eines Bombenangriffs. Nur die Grundmauern blieben stehen, und bis in die 1960er Jahre waren die Fresken und die Böden ungeschützt dem Verfall ausgesetzt. Dann nahm sich die Bayerische Schlösserverwaltung der Restaurierung an. 1996 konnte das Pompejanum als Museum wieder öffnen. Der letzte Raum freilich wurde erst 2009 fertig gestellt.

Für die Repliken der Fresken konnte man die noch vorhandenen Pläne nutzen, die Skulpturen wurden dem Zeitgeist angepasst. Einige Räume ließ man bewusst in dem Zustand, in dem sie nach dem Krieg vorgefunden worden waren.

Der Marmorkopf

Und dann gab es auch noch Überraschendes. Der Marmorkopf eines Mannes vor dem kleinen Triclinium könnte eine abenteuerliche Geschichte erzählen. Eine Frau aus Texas hatte 2018 den Kopf in einem Trödelladen für 36 Dollar erworben und wollte ihn bei Sotheby’s versteigern lassen.

Das ging schief, denn über die Datenbank „Lost Art“ wurde festgestellt, dass es sich bei dem Porträt um den Marmorkopf handelte, den König Ludwig für das Pompejanum aus Italien importiert hatte. 2023 kam das gute Stück zurück.
Zur Jubiläumsausstellung im März 2025 „Inspiration Pompejanum – 175 Jahre Innenausstattung“ soll auch der Brunnen im Atrium wieder sprudeln.

Bis Ende März ist das Pompejanum geschlossen.  Vom 29. März  bis 3. Oktober ist es Di bis So von 9 bis 18 Uhr geöffnet.  Der Eintritt kostet 6 Euro.  Auskunft gibt die Schloss- und Gartenverwaltung Aschaffenburg, Schlossplatz 4,  Tel. 06021 38657-0, www.schloesser.bayern.de  

Hinweis:  Die Recherche wurde unterstützt von Tourist-Information Aschaffenburg, Schloßplatz 2 ,  Tel. 06021 395-800, https://tourist-aschaffenburg.de/

 

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