Neuseeland – nein, danke: Ingo Petz‘ Kiwi-Paradise

„Reise in den ein verdammt gelassenes Land“ ist der Untertitel von Ingo PetzNeuseeland-Buch und er sagt schon alles. Der Autor hat es nicht gemocht, dieses Sehnsuchtsland deutscher Reisender, dieses Paradies der Reisekataloge, das die große Freiheit verspricht. Zu verdammt gelassen waren ihm die Menschen dort, zu bodenständig.

 

Überhaupt gab es zu viel Natur, zu viel Herr-der-Ringe-Mystik, zu viele Stechmücken, zu viel Regen , zu viel Sport und zu wenig Kulturpessimismus wie ihn der Globetrotter im wilden Osten schätzen gelernt hatte. Zum Aussteiger, das musste Petz schon früh erfahren, war er nicht geeignet, zumindest nicht für ein Leben im Paradies der Kiwis. Und doch hatte das  neuseeländische Leben auch für den ewig kritischen Deutschen einige positive Erfahrungen parat. Die Begegnung mit dem inzwischen verstorbenen Sir Edmund Hillary, dem zusammen mit dem Sherpa Tensing Norgay die Erstbesteigung des Mount Everest gelungen war eine davon. Die Herausforderungen durch eine ungezähmte Natur eine andere. Unvergesslich der Reisegefährte Barney, den „das Leben mit einer Axt geformt hatte“ oder Sam Hunt, „der neuseeländische Jack Kerouac“.
Aber halten konnte Neuseeland den unruhigen Geist nicht: Ingo Petz kehrte zurück nach Deutschland und ist immer noch entschlossen, sein Leben auf Reisen zu verbringen. Dabei weiß er, „das Reisen ist harte und schwere Arbeit – vor allem, weil man immer wieder einer neuen Illusion oder Sehnsucht hinterherjagt, die man im nächsten Augenblick schon wieder zerplatzen sieht.“ Wie die Illusion von Neuseeland, dem Land der Freiheit, das sich als "goldener Käfig mit Meerblick" erwies.
Und doch ist der Autor am Ende dankbar für eine gute Portion Erfahrung, die ihn sentimentaler gemacht hat und – ja auch das – gelassener. „Neuseeland“, schreibt er im Epilog, „ist meine bessere Hälfte, mein Yang.“ Wenn das nicht ein großes Lob ist… Für die Leser jedenfalls ist Ingo Petz‘ mit sanftem Witz und viel Selbstironie geschriebener Reise- und Erfahrungsbericht eine ebenso amüsante wie lehrreiche Lektüre.  

Info: Ingo Petz, Kiwi Paradise – Reise in ein verdammt gelassenes Land, Droemer, 534 S., 18,95 Euro, ISBN 978-3426274330

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