Nachlese der digitalen ITB NOW

Alles virtuell,  nichts analog.  Das war die ITB NOW und sie war als Reisemesse ziemlich gewöhnungsbedürftig.  Vieles hat nicht so geklappt wie vorgesehen – trotz eines enormen technischen Aufwands.  Und ständig am PC zu sitzen ist auch nicht jederfraus Sache. Ich habe mir trotzdem einiges notiert,  was ich berichtenswert fand.  Hier ist meine ganz und gar subjektive Nachlese dieser ungewöhnlichen und hoffentlich einmaligen Messe.

Sachsen wirbt für Chemnitz

Auf der  ITB NOW  war Sachsen erstmals „Offizielle Kultur-Destination“. Und dabei spielte Chemnitz, die Kulturhauptstadt Europas 2025, eine wichtige Rolle. „Gemäß dem Motto ‚C the Unseen‘ werden wir im Kulturhauptstadtjahr 2025 unentdeckte Orte erlebbar und das bisher Unsichtbare sichtbar machen“, so Sören Uhle, Geschäftsführer der Chemnitzer Wirtschaftsförderung und Entwicklungsgesellschaft mbH. Über „die Kultur des Machens“ sollen europäische Macherinnen und Macher miteinander verbunden werden. Orte für neue Netzwerke sollen etwa in 3000 Garagen entstehen. Längst zu klein geworden für die Karossen der Neuzeit, sind sie Werkstätten, Lagerräume oder Refugien ganz privater Geschichten.
Als Kunstprojekt ist auch eine „Allee der Apfelbäume“ geplant. Und der Purple Path, ein Kunstparcours, werde sich 2025 durch die gesamte Kulturregion ziehen und Kunst im öffentlichen Raum hervorheben und neu entstehen lassen. Doch schon heute sei Chemnitz eine Reise und die Sonderschau „Die Stadt. Zwischen Skyline und Latrine“ im Staatlichen Museum für Archäologie eine Entdeckung wert.

Chemnitz freut sich aufs Kulturhauptstadtjahr.                  Foto: Kristin Schmidt

Reiseland Deutschland

Optimistisch sieht die Deutsche Zentrale für Tourismus die Aussichten für das Reiseland Deutschland. Bei den weltweiten Reiseabsichten stehe Deutschland auf Platz 2 im internationalen Destinationsranking, heißt es aus der DZT – nach Spanien und vor Italien. Demnach wollen 24 Prozent der Befragten in 18 wichtigen Quellmärkten des deutschen Incoming-Tourismus 2021 nach Deutschland zu reisen.
Touristenmagnet Nummer 1 bleiben die Städte mit 50 Prozent. Natururlaub auf dem Land und in den Bergen folgt mit 41 Prozent, 34 Prozent der Befragten wollen Bade-/Strandurlaub in Deutschland machen. Mehrfachnennungen waren möglich.
Dass Deutschland in Sachen Nachhaltigkeit punkten könne, wertet DZT-Chefin Petra Hedorfer als positives Argument. Die DZT habe deshalb ihre Kampagne „Feel Good“ deutlich erweitert. Und die weltweite Kampagne German.Spa.Tradition. lenke die Aufmerksamkeit internationaler Touristen auf die mehr als 350 prädikatisierten deutschen Heilbäder und Kurorte.

Slowenien macht sich grün

Die richtige Balance zu finden zwischen Natur und Tourismus ist nach Meinung von Klemens Langus, Direktor des Verbands Julische Alpen, ein Drahtseilakt. Ein „Wohnzimmer-Konzept“ soll nun helfen, das Kulturerbe Sloweniens zu bewahren und die Natur zu schützen. Immerhin ist das Land die erste „Green Destination“ weltweit und seit kurzem auch „European Region of Gastronomy 2021“.
„Wir versprechen den Himmel auf Erden“, gab sich der Touristiker auf der ITB NOW  selbstkritisch und forderte mehr Bewusstsein für die Natur. Corona könne den Druck auf die Gesellschaft erhöhen, eine schnellere Lösung in Sachen Nachhaltigkeit zu finden. Mit Angeboten wie dem „Juliana Trail“ und der Fahrrad Tour rund um die Julischen Alpen ist Slowenien auf einem grünen Weg. Dazu gehöre allerdings auch nachhaltige Mobilität, mahnt Langus. Vom 22. Mai bis 13 Juni wird das Alpenblumenfestival von Bohinj die Biodiversität feiern. Mehr Infos unter https://www.bohinj.si/en/wild-flower-festival/

Das grüne Slowenien lockt mit viel unberührter Natur.                       Foto: Itzak Media

nicko cruises setzt auf nicko plus

Die Kreuzfahrtbranche will so schnell wie möglich raus aus den Pandemie-Beschränkungen. Nicko cruises will den Gästen deshalb mit nickoPlus mehr Sicherheit bieten: Enthalten sind eine Geld-zurück-Garantie, einen Flex-Option gegen einen Aufpreis von 50 Euro und ein Hygienekonzept, das auf einem 10-Punkte-Plan beruht.
Damit, ist Geschäftsführer Guido Laukamp, ein Neustart am 10. April, also nach Ostern, möglich. „Kleine Schiffe, große Sicherheit“ sei das Motto des Veranstalters. Das gelte für die Flusskreuzfahren ebenso wie für die Hochseefahrten. Außerdem spezialisiere man sich auf „Destination Cruising“, also Kreuzfahrten zu sehenswerten Zielen.
Mit der World Voyager etwa seien Durchfahrten unter der Tower Bridge ebenso möglich wie im Geiranger Ford oder Inselhopping auf den Azoren. Familienfreundlich sei die Vasco da Gama mit einem Kinderland über zwei Decks, Familienkabinen und günstigen Preise auch in den Ferien. Vor der Reise seien Antigen-Tests Standard und an Bord sei man bei einer Inzidenz von 0 „sicherer als zu Hause“.
Mehr Infos unter www.nicko-cruises.de/service/sicherurlaub

Mehr Nachhaltigkeit im Tourismus

3,4 Milliarden Umsatzverlust beklagt die Schweiz laut Jörg Peter Krebs, dem Direktor von Schweiz Tourismus Deutschland, im Jahr 2020. Seine Kollegin Petra Stolba von der Österreich Werbung ist überzeugt „Wir haben 50 Jahre im Tourismus verloren“. Deutschland verzeichnet im Januar dieses Jahres 76 Prozent weniger Übernachtungen als 2020. Und Petra Hedorfer, Chefin der Deutschen Zentrale für Tourismus, plädiert für einen gemeinsamen Restart in Europa.
Dabei gehen alle drei Touristiker davon aus, dass Nachhaltigkeit eine gesellschaftliche Aufgabe bleibe. Mit „Swisstainable“ etwa soll die Schweiz zum „Nachhaltigkeitsleader“ werden. Im Focus stehe ein bewussteres und genussvolleres Reisen. Österreich stellt im Positionspapier „Nachhaltigkeit in Österreich“ fünf „touristische Erlebnisfelder“ in den Mittelpunkt – Natur, Kultur, Kulinarik, Regeneration und Begegnung. Und Deutschland gibt auf einer „microsite“ unter dem Motto „Feel good“ Tipps für nachhaltige Urlaubserlebnisse.
Tourismusforscher Martin Lohmann allerdings sieht bei den Ergebnissen der Reiseanalyse eher den Trend „zurück in einen normalen Reisemodus“. Wobei auch er der Überzeugung ist, dass Nachhaltigkeit eine „gesellschaftliche Aufgabe“ bleibe.

Mit diesem Logo will der DRV für nachhaltigeres Reisen werben.    Foto: DRV

Auch der Deutsche Reiseverband setzt auf „das gestiegene Bedürfnis nach Achtsamkeit im Umang mit Mensch und Natur, ebenso wie das Bewusstsein für Nachhaltigkeit auf Reisen“ und startet eine Instagram-Kampagne #reisebewusst mit Tipps zum nachhaltigen Reisen.
Internet: www.stnet.ch/de/swisstainable/strategie/
www.austriatourism.com/marke-urlaub-in-oesterreich/nachhaltigkeit/
germany.travel/de/microsite/feel-good/nachhaltigkeit.html

 

Israel will wieder auferstehen

„Resurrection“ – Wiederauferstehung – ist das Wort, mit dem die israelische
Tourismusministerin auf der ITBNOW die Fortschritte ihres Landes in Richtung Wiedereröffnung zusammenfasste. Orit Farkash-Hacohen zeigte auf, wie ihr Ministerium die Wiederöffnung des Tourismus vorbereitet: Die Impfungen und die Öffnung des Tourismus- und Gastgewerbesektors gehen demnach in Israel Hand in Hand.
Rund 80 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind bereits geimpft. Dies mache Israel „nicht nur zu einem attraktiven, sondern auch einem gesunden Reiseziel“, so die Ministerin. Sie arbeite mit den Gesundheits- und Verkehrsministern zusammen daran, „sukzessive den Himmel über Israel zu öffnen und mehr Touristen die Einreise zu ermöglichen“. Essentiell dafür seien eine effektive Impf- und Teststrategie: „Auf politischer Ebene müssen wir das Öffnen des Himmels mit dem Schutz der öffentlichen Gesundheit in Einklang bringen.“
Für die Wiederöffnung sei das Land gerüstet, so Amir Halevi, Staatssekretär im israelischen Tourismusministerium. Im Corona-Jahr sei der öffentliche Nahverkehr ausgebaut worden, es gebe neue Radwege und Trassen für E-Busse. In Galiläa und um den See Genezareth sei die Infrastruktur modernisiert worden. Im Negev gebe es neue Optionen für Wanderer und Radfahrer. Mehr Infos unter https://new.goisrael.com/de/ 

Pilgerboot auf dem Lake Tiberias.                                          Foto: Itamar Grinberg

 

Nordrhein-Westfalen feiert Beuys

Am 12. Mai würde Joseph Beuys zum 100 Jahre alt. Nordrhein-Westfalen nimmt das Jubiläum zum Anlass, den Menschen und Künstler näher zu beleuchten. Rund 20 Museen und Kulturinstitutionen haben sich für das Jubiläumsprogramm „Beuys 2021. 100 Jahre joseph beuys“ zusammengeschlossen.
Geplant sind die verschiedensten Events wie Ausstellungen, Symposien, Filme. Neben diesen aktuellen Veranstaltungen hat NRW aber auch dauerhaft viele originale Beuys-Orte zu bieten: Spuren und Stationen aus dem Leben von Joseph Beuys sind noch heute sichtbar – und können bestens mit dem Rad erfahren werden.
Unter dem Motto „Beuys & Bike“ verknüpft eine eigens entwickelte Radroute Orte, die im Leben des Künstlers eine wichtige Rolle gespielt haben: Sein Geburtshaus, das erste Atelier, Museen und Galerien, die sein Wirken früh bekannt machten. Auf rund 300 Kilometern führt „Beuys & Bike“ zu ganz verschiedenen Stationen in Bedburg-Hau, Kleve, Duisburg, Krefeld, Mönchengladbach, Düsseldorf, Neuss und Leverkusen. Wer sich mit dem Zweirad auf den Weg macht, kann in Kürze nicht nur den Künstler und seine Kunst, sondern auch die weite Landschaft des Niederrheins kennenlernen.
Mehr Infos unter https://beuys2021.de/

Auch Joseph Beuys war ein Radfahrer.                                               Foto: Hans Lachmann

 

Flextarife werden zur Normalität

Das Bedürfnis nach Vertrauen und Sicherheit wirkt sich auch auf das Buchungsverhalten aus. Wer jetzt einen Urlaub bucht, entscheidet sich mehrheitlich für einen Flextarif. Flexible Stornierungs- und Umbuchungsmöglichkeiten bei Pauschalreisen werden nach der Pandemie bleiben, meinen die großen Unternehmen. An eine zeitliche Begrenzung der Flextarife denken TUI und DER Touristik derzeit nicht. Laut Marek Andryszak, CEO von TUI Deutschland, haben sich 80 Prozent der Kunden, die seit 1. Februar eine TUI-Reise gebucht haben, für einen Flextarif entschieden. Ähnlich sieht es bei DER Touristik aus. Ingo Burmester, CEO Central Europe, spricht von 70 Prozent. Bei Studiosus-Reisen ist das „Corona-Kulanzpaket“ laut Vertriebschef Guido Wiegand ohne Zusatzkosten buchbar – bis Ende 2021. Zwei Drittel der Kunden würden bis nach ihrer Impfung warten, bevor sie eine Reise wieder verbindlich buchen, so Wiegand. Was Anzahlung und Vorkasse angeht, ist sich DER Touristik-Chef Burmester sicher, dass sich die Geschäftsmodelle der Unternehmen ändern werden. Die Reisen würden dann wohl teurer.

Salzburger Land wirbt mit „Dafür leben wir“

Das Salzburger Land ist nach Aussage von Leo Bauernberger, Geschäftsführer des Salzburger Land Tourismus, mit zehn Millionen Übernachtungen im letzten Jahr „besser als gedacht“ durch die Corona-Krise gekommen – auch dank der Tatsache, dass die Salzburger Festspiele zu ihrem 100-Jährigen großenteils stattfinden konnten. Im Sommer soll es nun eine Neuauflage geben, u.a. mit Lars Eidinger als Jedermann.
Der neue Slogan „Dafür leben wir“ stellt nicht nur „besondere Momente in den Mittelpunkt“, er soll dazu anregen „sinnstiftend unterwegs“ zu sein. Das soll besonders gut auf dem neuen Hohe Tauern Panorama Trail gelingen, wo sich laut Max Egger, Repräsentant des Trails, die „Leichtigkeit des Seins“ beim Wandern „mit frohem Herzen“ erleben lässt. Der Trail führt auf zehn Etappen und über 150 Kilometern von Krimml bis Zell am See und bietet ein Panorama von 40 Dreitausender.

Der Name ist Programm: Das Panorama auf dem neuen Hohe Tauern Panorama Trail ist fantastisch. Foto: TVB Wald Königsleiten

Angeboten werden Gepäckservice und für müde Wanderer auch Hüttentaxis. Getreu dem „green spirit“, dem grünen Geist, sollen die Wanderer möglichst mit der Bahn anreisen, für einen Shuttle-Service ist gesorgt. Und familienfreundlich ist der Trail auch, begehbar ist er für Kinder ab sieben Jahren.
Mehr Infos unter www.nationalpark.at/de/panorama-trail/

Radreisen gewinnen neue Freunde

2020 war kein gutes Jahr für den Tourismus. Profitiert hat von der großen Unsicherheit der Radtourismus, auch wenn die Zahl der Radreisen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 35 Prozent gesunken ist. Dafür stieg die Anzahl der Tagesausflüge per Rad um 40 Prozent. Laut ADFC-Radreiseanalyse verreisten 1,8 Millionen Deutsche das erste Mal auf zwei Rädern. Insgesamt entschieden sich trotz Beherbergungsverbot und verkürzter Urlaubssaison 3,5 Millionen Menschen für eine Radreise.
Die beliebtesten Routen waren der Elberadweg, gefolgt von Weser-Radweg, Ostseeküstenradweg, MainRadweg und Donauradweg. Die beliebtesten Radregionen sind Ostholstein, das Münsterland, das Aller-Leine-Tal und das Emsland. Bei den beliebtesten Bundesländern für Radreisen liegt Bayern vor Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.
77 Prozent der Radreisenden, die 2020 einen Radurlaub gemacht haben, planen das auch 2021. Und sogar fast die Hälfte derer, die 2020 keinen Radurlaub gemacht haben, möchten 2021 einen unternehmen. Rund 70 Prozent planen mindestens eine Radreise für dieses Jahr, fast 80 Prozent wollen dabei in Deutschland bleiben. Mehr Mehr Infos unter www.adfc.de/artikel/adfc-radreiseanalyse-2021

Radreisen werden immer beliebter

Lieferketten-Gesetz für mehr Nachhaltigkeit

Es war ein sperriges Thema, mit dem sich das traditionelle Studiosus-Gespräch auf der ITB NOW beschäftigte: Menschenrechte in Lieferketten. Im Gesetzentwurf geht es darum, dass große Unternehmen künftig darauf achten müssen, ob alle ihre Zulieferer Umwelt- und Sozialstandards einhalten.
Die drei Gesprächspartnerinnen Antje Monshausen von Tourism Watch, Prof. Dr. Lisa Fröhlich, Präsidentin der CBS International Business School, und Bettina Roth, Leiterin Qualitätsmanagement von VAUDE, waren sich einig über die Bedeutung eines solchen Gesetzes und optimistisch, dass auch Europa einheitliche Standards schaffen werde.
Für Fröhlich wird Nachhaltigkeit „die Basis sein für unternehmerischen Erfolg“. Monshausen betonte, dass Tourismus auf eine gesunde Umwelt und gastfreundliche Menschen angewiesen sei, und Roth forderte dazu auf, gemeinsam Sorgfaltspflichten zu verankern. Es gebe keinen besseren Moment als jetzt für dieses Gesetz, meinte Fröhlich. Die Professorin sieht Corona als „letzten Warnschuss der Natur“ und ein wirksames Lieferketten-Gesetz als „Investition in die Zukunft“. Schließlich helfe es dabei, die Produktivität der Arbeitskräfte zu steigern.
Das betreffe auch den Tourismus, so Monshausen. Denn Fortbildung und Unternehmensbindung der Beschäftigen brächten auch mehr Qualität ins touristische Angebot.

Tipp.  Einen kurzen Rückblick auf die ITB NOW gibt es hier:
https://press.messe-berlin.de/fotoweb/archives/5024-ITB-Berlin/Eigenveranstaltungen/2021/ITB%20Berlin/ITBBerlinNOW_2021_BestOf.mp4.info#c=%2Ffotoweb%2Farchives%2F5024-ITB-Berlin%2F 

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