Dass Salzburg über der Erde sehenswert ist, weiß jeder. Aber im Untergrund? Peter Pfarl und der Fotograf Toni Anzenberger gehen in ihrem Buch „Unterirdisches Salzburg“ dem nach, was unter der Oberfläche liegt, sie führen in Höhlen, Keller und in künstliche Grotten, wo einst die Fürsten ausgelassene Feste feierten, sie erkunden Bergwerkstollen und die unterirdische Römerstadt Juvavum unter dem Dom.
Und da darf man sich auf einige Überraschungen gefasst machen: Dass es unter dem Friedhof von St. Peter Höhlenkapellen gibt, die Ähnlichkeit mit syrischen Höhlenklöstern haben, erfährt der Leser ebenso wie dass die Illuminaten sich im Hexenloch am Aigner Park trafen, dem „wollüstigsten Aufenthalt für gefühlvolle, sanft-schwärmende Herzen“, das wohl auch der Freimaurer Wolfgang Amadeus Mozart kannte. Wer ahnt schon, dass in den Luftschutzstollen, die Zwangsarbeiter in die Stadtberge treiben mussten, Hunderte von Kindern der Stollenkrankheit erlagen – während die Erbauer den Bomben schutzlos ausgeliefert blieben, weil sie nicht in die Stollen hineindurften? Und wer erinnert sich noch daran, dass 142 000 Tonnen Gestein ausgebrochen werden mussten, um die Parkgaragen im Innern der Felsen zu bauen und dass dabei eine alte, längst vergessene Tropfsteinhöhle wieder entdeckt wurde? Man sieht, es lohnt sich, im Untergrund zu schürfen. Auch in der Umgebung von Salzburg wurden Autor und Fotograf fündig, in den Salzbergwerken von Dürrnbach oder Hallein etwa, deren Salzkristalle den französischen Schriftsteller Stendhal nachhaltig beeindruckten, im Bergbaumuseum von Böckstein, im Schaubergwerk Leogang oder auch im Badgasteiner Heilstollen. Und zum guten Ende führen Fotograf und Autor noch dahin, wo der Untergrund seinen Schrecken verloren hat – in Bierkeller.
Info: Peter Pfarl/Toni Anzenberger, Unterirdisches Salzburg – Verborgenes in Stadt und Land, Verlag Anton Pustet, 160 S., 25 Euro