Im braunen Sumpf: Friedrich Anis „M“

Es ist eine vogelwilde Geschichte, die Friedrich Ani seinem Tabor Süden da zumutet, eine Geschichte, die manchmal auch der Logik entbehrt. Aber auch eine Geschichte, die Angst macht und – wütend. Tabor Süden, der nachdenklich Detektiv mit den grünen Augen, der im Gespräch mit den Toten die besten Ideen hat und der in der Detektei Liebergsell eine Heimat gefunden hat, watet diesmal tief im braunen Sumpf.  

Und Edith Liebergsell wird mit den Geistern ihrer Vergangenheit konfrontiert. Nicht genug damit, die ganze Detektei gerät in Gefahr. Und alles nur wegen einer Vermisstensuche, mit der Mia Bischof, eine Lokaljournalistin, das Büro beauftragt hat. Süden, der Mann mit dem Sinn für das, was sich hinter der Oberfläche verbirgt, ahnt von Anfang an, dass dieser Auftrag schwierig werden könnte. Zu wenig gibt die Auftraggeberin preis, zu verschwommen ist die Beschreibung des Gesuchten. 
Doch das, was ihm und den Kollegen bevorsteht, ist dem versierten Ermittler nicht einmal ansatzweise bewusst. Sie bewegen sich auf vermintem Gebiet, im Bereich des Staatsschutzes, der V-Männer und der Lügen. Keiner traut dem anderen. Auch der Mann, der sich als Freund des Verschwundenen outet, gibt immer nur so viel preis wie er meint, dass ihm nützen könne. Und so taumelt Süden durch eine Schattenwelt, die ihn und die ganze Detektei zu verschlingen droht. Keine Hilfe in Sicht, auch nicht von der Polizei. Dem Detektiv ist klar, dass seine Gegner schwer zu fassen sind, weil sie nicht in den Computern der Ermittler existierten, „vermutlich nicht einmal in deren Köpfen“. Und doch gibt es sie, in einer braunen Parallelwelt, die mit Geldströmen aus kriminellen Quellen versorgt wird. Dass diese Kräfte auch hinter der Entführung und dem Tod des Sohnes von Edith Liebergsell stecken, passt ins Bild einer aus den Fugen geratenen Gesellschaft. Am Ende bleiben ein paar Menschen auf der Strecke, doch trocken gelegt ist der braune Sumpf deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil.
Ani gelingt es, die hinter rechtschaffenen Fassaden lauernde Gefahr präsent zu machen und mit wuchtigen Sätzen Ausrufezeichen zu setzen. Dass sein Buch gerade jetzt erscheint, zu einer Zeit, da dem NSU in Gestalt der so harmlos wirkenden Beate Zschäpe der Prozess gemacht wird, ist sicher kein Zufall. Richtern, Staatsanwälten und Verteidigern sei M als Lektüre, vielleicht auch als Kommentar zu ihrem Prozess unbedingt empfohlen. 
Info: Friedrich Ani, M, Droemer, 365 S., 19,99 Euro      

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