Der Titel "Wiedersehen in Hannesford Court" klingt nach Groschenroman und die Handlung auf den ersten Eindruck auch, dreht sich doch alles um das noble Gut Hannesford, wo die Stanfords gerne Hof halten. Margot und Harry, die beiden ältesten Sprösslinge, strahlend schön, charmant, sind die Sonnen, um die sich alles dreht. Vor ihnen verlassen alle anderen. So zumindest hat es Tom Allen immer empfunden, der sich nie so ganz als gleichwertig begriffen hat und auch unsterblich verliebt war in die schöne Margot.
Doch nun, fünf Jahre später, ist alles anders. Der Krieg ist dazwischen gekommen. Zwar wirkt das Haus noch gastfreundlich wie früher, aber Harry ist tot – gefallen. Und der jüngere Bruder Reggie wurde zum Krüppel. Auch Tom war im Krieg, er hat ihn überlebt. Es dauert eine Weile, bis er sich wieder wohl fühlt da, wo er einmal das Paradies vermutete. Und dann ist es Anne, die frühere Gesellschafterin der Dame des Hauses, die Gefühle in ihm weckt. Immer mehr wird dem Rückkehrer bewusst, wie sehr alles in Hannesford Fassade ist, und er ahnt, dass sich dahinter schlimme Dinge verbergen, Familiengeheimnisse, die so manches, was Tom ihm Krieg erlebt hat, in den Schatten stellen. Es ist eine schwere Last, den schönen Schein aufrechtzuerhalten – um der Überlebenden willen. Doch Tom stellt sich ihr, vielleicht auch, weil er ein anderer ist als der, der in den Krieg aufgebrochen war. „The year after“ heißt der englische Titel von Martin Davies‚ Roman, das Jahr danach. Das trifft die Geschichte, die alles andere ist als ein Groschenroman.
Info: Martin Davies, Wiedersehen in Hannesford Court, dtv premium, 336 S., 14,90 Euro