Hautnah: Marlene Röders „Melvin, mein Hund und die russischen Gurken“

Es sind ganz alltägliche Szenen, die Marlene Röder in ihren Kurzgeschichten schildert, einem für die Jugendliteratur eher ungewohnten Genre. Aber sie haben es in sich. Es geht um Entscheidungen, die den weiteren Lebensweg prägen, um Momente, die wichtig sind. Um Freundschaft und Verrat, um verrückte Liebe und bodenlose Verzweiflung. Um alles, was das Leben in der Pubertät so schwierig macht aber auch so aufregend. Und so unverständlich für Erwachsene.

Manchmal kehren die Personen in unterschiedlichen Zusammenhängen wieder.
Zickige Mädchen, die keine andere neben sich dulden. Traumatisierte
Jungs, die niemanden an sich heran lassen. Verzweifelte Jugendliche, die
sich in eine Situation manövriert haben, aus der sie nicht mehr
herausfinden.
Die 1983 geborene Autorin findet dafür die richtigen Worte, drastisch
aber eingängig: „Ich will meine Haut ausziehen und das alte, zerknüllte
Ding in den Korb für die schmutzige Wäsche schmeißen“, denkt der
14-jährige Prügelknabe, der im Pfarrhaus mit einem Todesfall
konfrontiert wird und für sich kein Mitleid will, sondern lieber
zuschlägt – mit Worten. „Ich habe keinen Muskelschwund! Ich hab jede
Menge Muskeln“, sagt er zum Vater des an Muskelschwund gestorbenen
Jungen. So grausam kann Selbstschutz sein.
Marlene Röder, Melvin, mein Hund und die russischen Gurken, Ravensburger, 126 S., 12,99 Euro, ab 14

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