Dorfbeben: Martina Wildners „Das schaurige Haus“

So schlecht war das Dorf doch gar nicht. .. Es war zwar unangenehm, neu zu sein und den Dialekt nicht zu sprechen, aber ging das nicht allen so, die umzogen? Wie mussten sich erst Ausländer fühlen?“
Es dauert, bis Hendrik zu dieser Einsicht kommt. Da weiß seine Familie schon, dass sie wegzieht. Für immer. Weg aus diesem Dorf im Allgäu, das so idyllisch aussieht. Weg vor allem
von den Menschen, die so engstirnig und kaltherzig sind, dass sie
Zugezogene nicht in ihre Gemeinschaft lassen. Weg aber auch von dem
schaurigen Haus, das diesem spannenden Roman von Martina Wildner den
Titel gegeben hat.
Hendrik ahnt, dass auf diesem Haus ein Fluch lastet, auch weil sein
sensibler Bruder Eddie bei seinen Schlafwandlungen merkwürdige Gespräche
führt. Und mithilfe von Freunden, die er schließlich auch in diesem
Dorf findet, kommt er einer tragischen Geschichte auf die Spur, die sich
zu wiederholen droht. Zwei Brüder, so alt wie Eddie und er, waren die
Opfer. Die Mutter wurde wegen Mordes verurteilt. Der Vater zog weg.
Seither leben Kinder nicht lange in diesem verfluchten Dorf, wo
Selbstmörder nicht einmal auf dem normalen Friedhof bestattet werden und
in dem alle Menschen Teil einer Verschwörung zu sein scheinen. Können
Hendrik und seine Freunde den Fluch abwenden?
Martina Wildner, selbst gebürtige Allgäuerin, hat sich bei ihrem Buch an
alten Schauerromanen orientiert. Trotzdem erzählt sie eine ganz moderne
Geschichte: Von einer Familie, die fremd ist in einer neuen Umgebung,
von dörflicher Enge und Vorurteilen und von mutigen Kindern, die beide
überwinden. Schön schaurig. 

Martina Wildner, Das schaurige Haus, Beltz & Gelberg, 206 S., 12,95 Euro

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