Dubai statt Stubai

Die deutsche Damennationalmannschaft hat es vorgemacht und in der Wüste trainiert. Nicht auf Sand. Auf Schnee. In der Skihalle von Dubai, die wie ein Ufo in der Mall of the Emirates liegt, der weltgrößten Einkaufspassage. Auch die Skihalle ist natürlich die größte der Welt. Das Emirat gibt sich nur mit Superlativen zufrieden. Bald schon soll zwar in Deutschland eine noch größere Halle entstehen. Aber Sheik Muhammed bin Raschid al Maktoum hat vorgesorgt. In DubaiLand, dem – wie könnte es anders sein – weltgrößten Entertainment Park soll eine Skihalle entstehen, die drei Mal so groß ist wie die bei der Mall of the Emirates.


Eine Schneelandschaft mitten in der Wüste, das gefällt den Arabern. Nur
wenige wagen sich allerdings wirklich in die Welt hinter Glas, dorthin,
wo tatsächlich Minustemperaturen herrschen. Die meisten begnügen sich
damit, gemütlich im Cafe St. Moritz zu sitzen und bei einer Latte
Macchiato vor dem Kaminfeuer den Anblick der Skifahrer zu genießen. Ein
Kaminfeuer? Nein, kein echtes. Im echten Kamin flackert auf der
Leinwand täuschend echt ein gemütliches Feuerchen. Denn hier hat es ja
noch angenehme 20 Grad, auch schon runtergekühlt natürlich wie in allen
Gebäuden Dubais. Bis zu 50 Grad im Schatten kann es in der wirklichen
Welt der Emirate heiß werden. Da mögen es die Damen in ihren schwarzen
Abayas und die Herren in den weißen Dischdaschas schon klimatisiert.
Zumal man es sich ja leisten kann. Geld spielt in Dubai anscheinend
keine Rolle, jedenfalls nicht für die Emiratis. Die 21 Prozent
Einheimischen sind nicht auf harte Arbeit angewiesen, das erledigen die
Ausländer aus 180 Nationen. Dafür bekommen sie zwar Geld aber keine
Rechte. Dubai ist eine Zwei-Klassengesellschaft.
Nur in der Skihalle ist das anders. Denn dort trägt jeder das Gleiche,
der Skifahrer blau-rote Skianzüge und Carving-Skier von Rossignol, der
Besucher graue Daunenmäntel. Ein Stück Demokratie mitten im Emirat.
Wer sich dennoch unterscheiden will, kann im Sportladen vor der Halle
noch schnell einen neuen Skianzug kaufen, oder eine Mütze mit „Ski
Dubai“ drauf, um den Lieben zu Hause zu zeigen, wo man war. In der
Verleihstation geht alles ruckzuck. Zwar ist die Hose selbst über der
Jeans etwas zu groß und der Reißverschluss des Anoraks klemmt. Aber was
soll’s. Für die Halle wird’s wohl reichen. Also Einmalsocken und
Skistiefel an, die eigenen Klamotten ins Schließfach gesperrt und los
geht’s. Berührungslos funktioniert das Drehkreuz und dann ist man in
einer anderen Welt.
Der blau schimmernde Drache aus Eis kann bei diesen Temperaturen nicht
mehr schmelzen. Minus vier Grad sind es schätzungsweise. Handschuhe
braucht man hier schon, auch eine Mütze ist nicht schlecht. Gleich um
die Ecke toben sich ein paar arabische Kinder an einem Hängchen aus,
mit großem Hallo rutschen sie auf dicken Reifen bergab. Die Mütter,
in die dicken grauen Mäntel gehüllt, schauen stolz zu, wie ihr
Nachwuchs auf dieser weißen Rutschbahn zurecht kommt. Der Hang für die
Skifahrer ist länger, so lang, dass man einen Vierer-Sessellift
braucht, um hinauf zu kommen. Samt Mittelstation. Ungeübte steigen da
aus und sind mit ein paar Stemmbögen wieder beim Einstieg.
„Experts“, Könner also, zieht es höher hinauf. Aber auch sie werden
von den Liftboys streng ermahnt, den Bügel geschlossen zu halten. Man
könnte ja sonst hinausfallen. Und das womöglich am Steilstück. Denn die
Halle verspricht einen „schwarzen Hang“. Eine echte Herausforderung.
Na gut, schwarz sind vielleicht zwei etwas steilere Meter, aber
zumindest lohnt sich die Abfahrt. 15 Schwünge kann man schon machen,
bis man wieder am Einstieg ist. Gar nicht so schlecht zum Einüben. Und
der Schnee ist gut, weder zu eisig noch sulzig, schön trocken eben. Und
immer da, im Gegensatz zu den Alpen. Noch dazu ist der obere Hang fast
leer. Die „experts“ scheinen rar zu sein in Dubai. Aber das wird sich
ändern. Auf der unteren Hälfte üben gleich drei Skischulen mit
einheimischen Skizwergen gleichzeitig. Irgendwann soll schließlich auch
ein Olympiasieger im alpinen Slalom aus Dubai kommen.
Allmählich dringt die Kälte durch die geliehenen Klamotten. Zeit zum
Aufwärmen und eine Tasse heiße Schokolade. Im „Avalanche“ an der
Mittelstation. Die Liegestühle auf der Sonnenterrasse sind verlassen,
ganz anders als in den Skigebieten in den Alpen. Aber es scheint ja
auch keine Sonne in dieser Halle. Drinnen im Avalanche ist es mollig
warm – fast so warm wie in der Einkaufspassage draußen.

Info: Zwei Stunden Skihalle kosten für Erwachsene 140 Dirham, inkl.
Skiausrüstung. Kinder zahlen 120 Dirham, das ist auch der Helm
inklusive. Der Tagespass kostet mit 230/180 Dirham etwa soviel wie bei
uns, allerdings ist hier die Skiausrüstung im Preis enthalten. (Ein
Euro entspricht etwa 4.50 Dirham)

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