Die da unten

39 Kurz- und Kürzestgeschichten füllt der im malerischen Kochel geborene Schriftsteller in dem Sammelband mit dem eher irreführenden Titel „Unterhaltung“ (Droemer) mit bösen Geschichten vom Leben und Streben derer da unten.
Korrupte Polizisten, skrupellose Geschäftemacher, ernüchterte Kommissare, abgebrühte Kneipenwirte, frustrierte Frauen, abgetakelte Nutten: Es sind allesamt versehrte Menschen, die Anis Kurzgeschichten-Universum bevölkern. Manchmal gönnt er seinen Figuren einen Funken Mitleid wie in der Geschichte „Aschenputtel weint nicht mehr“: „Kein Königssohn kam, und ihr Herz hatte nicht mehr die Kraft zu warten.“ Und manchmal nur „eine Schrotthalde verrosteter Träume“.
Einmal gönnt er Süden einen Auftritt und hin und wieder macht er einen der Anti-Helden zum kritischen Beobachter des verachteten Zeitgeists wie in „Der verzweifelte Erlöser“: „Ihn regte das auf, dass Friseure Monsterstars waren, obwohl sie einfach nur Haare schnitten, und das Köche Superhelden waren und einer von denen sogar bei McDonalds arbeitete , ohne dass er sich aus lauter Scham eigenhändig frittierte. Und dass Don Corleone im Vergleich zu Sepp Blatter Robin Hood war. Und dass 29-jährige Redakteurinnen alte Männer beleidigen durften und das für Journalismus hielten und Retourkutschen der alten Männer für Sexismus.“
Ani führt seine Leser in die schwärzeste Provinz und in die düsteren Hinterhöfe der Großstädte, dahin, wo das Leben weh tut und dahin, wo nur noch Gewalt hilft, die eingefrorenen Gefühle aufzutauen. Er führt Biedermänner vor, die aus Überdruss zu Mördern werden und Verzweifelte, die sich nach einem „Lichtblick im Weltall“ sehnen. Und immer wieder lässt er das Böse aus der Harmlosigkeit sprießen, überrumpelt die Leser mit mörderischen Gedanken in bürgerlichen Hirnen.

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