Touristische Runde blickte hinter die Kulissen des Münchner Hauptbahnhofs und erfuhr, wie die Bahn mit Aktionspreisen und Specials gegen Billigflieger mobil machen will.Es ist ja nicht so, dass die Menschen nicht mehr mit der Bahn fahren. Im Gegenteil:2004 waren laut Statistischem Bundesamt mehr Menschen denn je mit Zügen unterwegs. 22 Millionen Verbindungen bietet die DB täglich an. 350\x0e000 Reisende bewegt allein der Münchner Hauptbahnhof ein Kraftakt, wie Gabriele Göbel, die seit einem Jahr das Bahnhofsmanagement leitet, den Journalisten der Touristischen Runde glaubhaft versichert.
96 Kameras überwachen die Bewegungen im gesamten Bahnhofsbereich. Die Bilder gehen bei der „3-S-Zentrale” ein. Die drei S stehen für Sicherheit, Sauberkeit, Service und für Gabriele Göbel ist die Zentrale, die 1997 eingerichtet wurde, „das Herz des Bahnhofs”. Zwei Mitarbeiter sind Tag und Nacht vor den Monitoren. Von hier aus werden beispielsweise Notarzteinsätze gelenkt, Menschen mit Handicap können hier kostenlosen Transportservice anfordern. Übrigens: die Bilder von den Bahnhofskameras dürfen nicht aufgezeichnet werden, sie werden nach einer gewissen Zeit automatisch gelöscht.
Hätten Sie gewusst, dass die Schließfächer dem Bahnhof Umsätze im „Millionenbereich” bescheren? Das bestätigte Peter Görlach, der für den Münchner Hauptbahnhof zuständige Bereichsleiter. 2600 Schließfächer (vier Euro für 24 Stunden im großen Fach, zwei Euro im kleinen) stehen im Hauptbahnhof zur Verfügung auch sie werden von Kameras überwacht. Nach 72 Stunden wird ein Schließfach automatisch geleert. Der Inhalt kommt ins Fundbüro. Hier stapeln sich auch die Dinge, die Fahrgäste liegen gelassen haben: Kinderwagen und Handys, Mäntel, Hosen und Gebisse; selbst Gerichtsakten sind darunter. Nur 60 bis 65 Prozent der Dinge werden abgeholt, sagt Görlach. Nach sieben Tagen kommen die Fundstücke nach Wuppertal, wo sie noch zwei Monate aufbewahrt und dann versteigert werden.
Genau wie die Flugreisenden sind die Bahnkunden eine Klassengesellschaft. Rote Rolf-Benz-Sessel dominieren in der DB-Lounge, die nur für 1.-Klasse-Reisende zur Verfügung steht. Alle übrigen müssen sich buchstäblich mit Holzklasse zufrieden geben. Damit sich im Warteraum nicht unerwünschte Gäste breit machen, dürfe „es nicht zu bequem sein”, so Görlach.
Sieben Milliarden Euro geben die Deutschen jährlich für Tagesausflüge aus. Aber immer noch finden die meisten mit dem Auto statt. Hier sieht xxxxx Beckmann, Marketingverantwortlicher für Regionalverkehr in Bayern, Chancen für die Bahn. Stolz ist er auf die Zuwächse beim Bayernticket. Wurden 1997 330\x0e000 solcher Tickets verkauft, waren es im letzten Jahr 1,6 Millionen. Das Bayernticket, mit dem bis zu fünf Personen mit Zügen der DB Regio bayernweit unterwegs sind können, kostet am Automaten 24 ¤. Im Preis enthalten sind auch Fahrten mit den Verkehrsverbänden vor Ort sowie „eine Vielzahl von Bussen”. Interessant findet Beckmann auch das Ferienticket für Schüler und Studenten unter 27. Vom 20. Juli bis 12. September können sie ganz Bayern für 30 ¤ erkunden.
Im Fernverkehr sieht die Bahn sich zunehmend der Konkurrenz von Billigfliegern ausgesetzt zu Unrecht. wie Franz Lindemair, Leiter des Regionalbüros München, meint. Denn immerhin zahle die DB 47 Cent Steuer für jeden Liter Mineralöl, während das Flugbenzin immer noch steuerfrei sein. Trotzdem nehme die Bahn die Herausforderung an. Mit Specials wie „Quer durch Deutschland ab 29 ¤” oder „Amsterdam, Brüssel, Wien, Zürich für 39 ¤” (gültig bis 15. Mai) setze man dagegen. Mit solchen Aktionen steigere man einerseits die Auslastung der Züge, andererseits gewänne man neue Kunden. Schon heute, weiß Lindemaier, seien gerade mal 17Prozent der Bahnreisenden zum Normalpreis unterwegs. Damit alle Kunden von den günstigen Preisen profitieren, sollden alle Mitarbeiter eine „Best Price-Schulung” erhalten die Stiftung Warentest bemängelte unlängst die schlechte Beratung durch die Bahn.
Nicht jede Kritik erscheint Lindemair gerechtfertigt: „Wie man über das Wetter schimpft, schimpft man über die Preise bei der Bahn.” Allerdings räumt er ein, dass die Züge noch nicht so schnell sind, wie sie sein könnten. „Bei täglich 35\x0e000 Zügen ist immer irgendwo Sand im Getriebe”. Um die Kunden trotz mancher Verspätungen zufrieden zu stellen, gäbe es seit Oktober letzten Jahres die DB Kundencharta; sie regelt die rechtlich einklagbaren Ansprüche der Bahnreisenden und ist laut Bundesministerin Künast „Spitze in Europa”. Beispielsweise erhalten Reisende mit einem internationalen Fahrschein danach ab einer Verspätung von mehr als einer Stunde eine Entschädigung in Höhe von 20 Prozent des Fahrpreises bei grenzüberschreitenden Tageszügen.
Auch sonst sieht Lindemair die Bahn auf einem guten Weg. Die BahnCard etwa solle zur Kundenbindungs- und Mobilitätskarte ausgeweitet werden. Ziel sei eine „Mobilitätskette von Haustür zu Haustür”.
Singapur, 5.4.05 (tdt) Nur für Erwachsene ist eine geführte Tour durch Singapur: Bei dem abendlichen Bummel folgen die Teilnehmer den „Geheimnissen der roten Laterne”. Jeweils freitags geht es dabei durch Chinatown mit seiner besonders bewegten Geschichte, die heute jedoch kaum mehr wahrnehmbar ist: Opiumhöhlen, Bordelle und Spielhöllen sind verschwunden. Ihre Spur (www.singaporewalks.com) zu ergründen, ist ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen: Umgerechnet 8,50 Euro sind dafür zu bezahlen.
05Apr. 2005